Honduras und Jütland - auch dort wird Radio Prag gehört
Schon wieder sind zwei Wochen vergangen. Zeit also, dass Sie, unsere Hörer, wieder zu Wort kommen: im Hörerforum.
Herzlich willkommen zum heutigen Hörerforum: Mit Post von Ihnen, liebe Hörerinnen und Hörer, werden wir die nächsten Minuten gestalten. Wie immer waren darunter Sendeberichte. Bedanken möchten wir uns also unter anderem bei Roman Mittermayr aus Wels in Österreich, Johann Ruff aus Mühlheim und Andreas Fessler aus Dresden. In weiter Ferne hat uns Herr Fessler im Januar gehört. Aber hören Sie selbst:
„Liebe deutsche Redaktion von Radio Prag! Zurzeit befinde ich mich als Rucksacktourist auf einer Reise durch Guatemala und Honduras. Viele Hotels hier bieten kostenlosen drahtlosen Internetzugang an. Das finde ich ganz toll. So kann ich ganz problemlos und störungsfrei auch die Sendungen von Radio Prag hören. Mit besten Grüßen aus dem warmen und sonnigen Honduras, Ihr Hörer Andreas Fessler.“
Es war eine gute Idee, in das sonnige Lateinamerika zu fliehen, denn von der Wärme ist bei uns, im eisigen und verschneiten Europa, kaum die Rede. Es freut uns sehr, dass unser Hörer auch dort Radio Prag nicht vergessen hat. Und noch einen Empfangsbericht aus der Ferne haben wir bekommen. Eckhard Röscher hat die englischsprachige Sendung zwar nicht im Übermeer, aber auch nicht bei ihm zuhause in Dessau-Rosslau empfangen:„Hallo Deutsches Team von Radio Prag, Wir unternahmen wieder einmal ein DX- Camp in Fjerritslev, in Nordjütland in Dänemark. Dort konnte ich auch mal den ´Perseus´ von einem Hobbyfreund nutzen und Radio Prag via Armenien hören. Es ist schon ungewöhnlich, dass Ihre vertrauten Stimmen von den üblichen Kurzwellen verschwunden sind. Deshalb versuche ich auch einmal solche Wege zu gehen, die aber immer auch von anderen Leuten abhängig sind.“Herr Röscher hat eine Möglichkeit der DRM-Sendung genutzt, die Radio Prag seit Herbst vergangenen Jahres mit seinem englischsprachigen Programm ausprobiert. Es ist immer eine gute Nachricht für uns, wenn es gelingt, eine neue Seele für unser Hörerschaftsteam zu fangen. Dies ist hoffentlich im Falle von Burkhardt Wagner aus Spreenhagen in Deutschland gelungen:
„Sehr geehrte Damen und Herren, ich habe soeben Ihre Website gefunden und schaue mich hier ein bisschen um. Sie ist sehr interessant aufgebaut und ich habe sie unter meinen Favoriten gespeichert. Ich besitze mehrere Weltempfänger und nutze sie oft, schade dass Sie nicht auf Kurzwelle zu hören sind, aber der ´Fortschritt ist unaufhaltsam´. Ich werde trotzdem öfter mal bei Ihnen vorbeischauen, es gefällt mir hier sehr gut.“Eine Hörerfrage von Herrn Winfried Adler hat uns veranlasst, ein bisschen in der sprachwissenschaftlichen Literatur zu forschen. Die Antwort haben wir im Lexikon der geographischen Namen der Tschechoslowakei (Zeměpisná jména Československa) von Ivan Lutterer, Milan Majtan und Rudolf Šrámek aus dem Jahr 1982 gefunden.
„Guten Tag, zufällig habe ich auf einer Ihrer Internetseiten die Antwort für die Frage gefunden, warum Österreich Rakousko heißt. Das ermutigt mich zu fragen, wie Austerlitz zu seinem Namen kam und warum es heute ganz anders heißt. Viele Grüße aus Stuttgart, Dr. Winfried Adler“
Danke für Ihre interessante Frage, Herr Adler. Man könnte vermuten, dass der Name des weltbekannten Kampffeldes der napoleonischen Kriege in der Nähe von Brünn, Austerlitz, mit Austria in Verbindung steht. Doch die Realität ist ganz anders. Der älteste Name des Ortes aus dem Jahr 1234 heißt Nuzedlicz. Heute würde man im Tschechischen Novosedlice sagen und der Name bezeichnet einen Ort, der neu besiedelt wurde, wo ein neues Dorf gegründet wurde. Also etwa das gleiche wie der deutsche Ortsname Neusiedl beziehungsweise Neustift. Die tschechische Form Novosedlice wurde als Neussedlicz beziehungsweise Nussedlicz ins Deutsche übernommen, aus dem sich Nusserlicz entwickelte. Die Entwicklung ging aber weiter. Der Buchstabe N am Anfang des Wortes hat sich durch die Verbindung von Stadtname und Präposition, also „in Nusserlicz“, mit der Präposition verschmolzen und verschwand aus dem Wortstamm – in Eusserlicz. Eusserlicz veränderte sich im örtlichen Dialekt in Ausserlicz und daraus entstand im 17. Jahrhundert Austerlitz. Als Austerlitz ist der Ort dank der Schlacht, in der Napoleon die russischen und österreichischen Heere besiegte, auch ins Französische – Austerlitz und ins Russische – Avsterlic übergegangen. Heute trägt der Ort einen anderen tschechischen Namen, er heißt nicht Austerlitz, aber auch nicht Novosedlice, aus dem sich Austerlitz entwickelte, sondern Slavkov. Dieser Name ist im 14. Jahrhundert zum ersten Mal schriftlich belegt und bedeutet Sláveks Burg beziehungsweise Sláveks Gut. Die Entstehung des zweiten Namens ist nicht völlig klar. Wahrscheinlich hing sie mit dem Aufbau einer neuen Burg zusammen, für die der ältere Name Novosedlice unakzeptabel war.Hoffentlich haben wir Ihre Frage ausführlich genug beantworten können, Herr Adler. Übrigens, wir haben vor, uns in der Sendereihe Tschechisch gesagt mal mit einigen interessanten Ortsnamen in Tschechien näher zu beschäftigen.
Zum Schluss möchten wir unser Versprechen einhalten und ein kleines Porträt einer der Persönlichkeiten bringen, die die QSL-Karten von Radio Prag im Jahr 2012 zieren. Manche von Ihnen haben von uns bereits die Karte mit Václav Hollar bekommen.
Vor fünf Jahren hat man den 400. Geburtstag dieses aus Prag stammenden Barockzeichners und Graphikers gefeiert. Er hat an die 500 Zeichnungen und 3.000 Grafiken hinterlassen. Seine Werke signierte er mit dem Namen Venceslaus Hollar Bohemus. Er zeichnete Landschaftsmotive, Stadtansichten, Karten, aber auch Porträts berühmter politischer Persönlichkeiten und Bilder wichtiger Ereignisse seiner Zeit. Zu seinen Werken gehören weiter zahlreiche Studien für Kostüme, Tiere und Naturbilder, aber auch Buchillustrationen.
"Er ist der bedeutendste tschechische Künstler. Von keinem anderen kann man behaupten, einen so großen Beitrag im Rahmen der internationalen Kunst geleistet zu haben", so der bekannte tschechische Kunsthistoriker František Dvořák anlässlich des Jubiläums. Václav Hollar war tatsächlich international tätig, wie es in seiner Zeit üblich war.
Als 20jähriger ging er nach Frankfurt am Main, um in der berühmten Merian-Werkstatt zu arbeiten. Daraufhin war er auch in anderen Städten Deutschlands tätig. Ein Wendepunkt in seiner Laufbahn war das Jahr 1636: Damals hat er in Köln den englischen Graf Arundel getroffen, der Gesandter beim kaiserlichen Hof war, und ist in seinen Dienst getreten. Hollar ließ sich in London nieder, begleitete seinen Mäzen aber auch auf dessen Europa-Reisen. Dank Hollars Stadtansichten weiß man heute, wie London vor dem vernichtenden Brand 1666 ausgesehen hatte. Der Künstler zeichnete die Stadt, ihre Einwohner und deren Bekleidung, Straßen und Häuser, die es heute nicht mehr gibt. Hollar verdankt man aber auch eine große dreiteilige Ansicht von Prag, heute eines der berühmtesten Werke des Künstlers und eine der schönsten und detailgetreuen Abbildungen der Stadt überhaupt. Der erwähnte Brand hat auch den Besitz des Künstlers vernichtet. Obwohl er sein gamzes Leben lang tüchtig arbeitete, starb er in Armut. Er wurde in der Westminster-Abtei in London bestattet. Eine der größten Sammlungen seiner Werke, das so genannte Hollareum, befindet sich heute in Prag. Gesammelt wurde sie vom bedeutenden Unternehmer Vojtěch Lanna im 19. Jahrhundert, aufbewahrt wird sie heute in der Nationalgalerie.
Und das war´s für heute im Hörerforum. Wir freuen uns weiterhin über Ihre Post – schreiben Sie an Radio Prag Vinohradská 12, 120 99 Praha 2, Tschechische Republik beziehungsweise elektronisch an [email protected]. Auf Wiederhören in 14 Tagen.