Prague Pride: „Nicht nur ein Festival für Homosexuelle“

Hohe Wellen hat die Diskussion um die erste Prague Pride geschlagen. Bereits am Mittwoch startete das offizielle Programm des fünftägigen Festivals. Der Höhepunkt wird ein am Samstag stattfindender Straßenumzug und eine Konzertreihe auf der Schützeninsel sein.

Das Programm der Prague Pride umfasst insgesamt 79 Veranstaltungen. Für jeden Geschmack ist etwas dabei. Das Spektrum reicht von Kunst- und Kulturveranstaltungen wie Ausstellungen oder Stadtführungen über ein Sportprogramm mit Fußballturnieren bis hin zu mehreren Partys. Wesentlicher Bestandteil des Programms sind außerdem Bildungsveranstaltungen wie Vorträge, Lesungen, Diskussionen, Film- und Theatervorstellungen. Das Programm strotzt vor Vielfältigkeit und Einfallsreichtum. Die Prague Pride ist nicht das erste Festival dieser Art auf tschechischem Boden. Der Gay-Aktivist Ladislav Zikmund-Lender weiß mehr:

Ladislav Zikmund-Lender
„Das erste Festival fand bereits in den Neunziger Jahren in Karlsbad statt, 2008 wurde eines in Brünn organisiert, später dann in Tábor und jetzt wird das Ganze erstmals in Prag veranstaltet.“

Der junge Mann betont noch einmal ausdrücklich, dass die Veranstaltungen der Prague Pride allen Interessierten zum Besuch offen stehen:

„Das ist nicht nur ein Festival für Homosexuelle, sondern für jeden, der Homosexualität toleriert oder für Freunde, Bekannte und Leute, die einfach nur Spaß haben wollen.“

Illlustrationsfoto
Trotz der anhaltenden Kritik aus dem konservativen Milieu bleiben die Veranstalter entspannt. Zum Straßenumzug am Samstag und den daran anschließenden Konzerten werden 3000 bis 5000 Menschen erwartet. Der stellvertretende Festivalleiter Petr Tomáš äußerte dem Tschechischen Rundfunk gegenüber:



Foto: ČTK
„Wir haben die Teilnehmer gebeten, sich nicht provozieren zu lassen. Sollte wirklich etwas Ernsthaftes passieren, übergeben wir den Fall der Polizei, mit der wir zusammenarbeiten. Sollte es so weit kommen, würden wir deren Anweisungen auch folgen. Allerdings möchte ich hinzufügen, dass wir keine Auseinandersetzungen erwarten. Jeder hat das Recht einen Straßenumzug zu einem beliebigen Thema zu organisieren. Wir begreifen auch nicht, warum es eine Gegendemonstration für Familien geben soll. Gegen Familien haben wir nämlich überhaupt nichts. Wir haben uns in unseren Materialien wie beispielsweise in unserem Festivalprogramm nie gegen die Familie ausgesprochen. Sie sollen nicht gegen uns sein, sondern sich uns anschließen.“

Paradoxerweise überschatten gerade homophobe Äußerungen das Festival, das mit dem Motto Toleranz wirbt. Petr Tomáš ist das zwar nicht egal, aber die Laune mag er sich davon trotzdem nicht verderben lassen. Er freut sich vor allem auf die Konzerte am Samstag:

„Dort treten Leute wie Jimmy Sommerville, Helena Zeťová oder die Band Kazaky auf. Ich denke, das wird ein klassisches Prager Sommerfestival.“

Zudem hatte die Debatte im Vorfeld auch ihre guten Seiten, ergänzt er:

„Wir werden nicht verheimlichen, dass sich mit der Diskussion alle unsere ursprünglichen Einschätzungen verändert haben. Wir erwarten jetzt mehr Besucher und auch mehr öffentliche Aufmerksamkeit als zuvor.“

Bis Sonntag können noch viele spannende Veranstaltungen im Rahmen der Prague Pride besucht werden. Mehr Informationen finden Sie unter: www.praguepride.com.