Ex-Gouverneur Tůma: Tschechiens Banken sind stabil und man hofft, dass es der Euro bleibt

Tschechische Nationalbank

Am Freitag soll es sie geben, die Stunde der Wahrheit für Europas Banken: Die europäischen Aufseher veröffentlichen am späten Nachmittag die Ergebnisse des jüngsten Banken-Stresstests. Die Bankenaufsicht EBA in London und die nationalen Behörden legen parallel die Daten für 91 Kreditinstitute vor. Tschechiens Banken waren von diesem Stresstest ausgenommen, weil das Land der Krone eben (noch) nicht zur Euro-Zone gehört. Dennoch wird die Bekanntgabe der Stresstest-Ergebnisse in Tschechien keine Randnotiz sein.

Tschechische Nationalbank | Foto: Štěpánka Budková,  Radio Prague International
Die tschechischen Banken können der Bekantgabe der Ergebnisse des Stresstests in der Tat gelassen entgegensehen. Denn sie haben ihren Test schon hinter sich, und einen ziemlich harten obendrein, versichert der ehemalige Gouverneur der Tschechischen Nationalbank (ČNB), Zdeněk Tůma:

„Den Test führt die Tschechische Nationalbank wiederholt schon seit vielen Jahren durch und über die finanzielle Stabilität unserer Bankhäuser hat sie erst vor kurzem einen Bericht veröffentlicht. Und ich erlaube mir sagen zu können, dass die von der Zentralbank bisher durchgeführten Stresstests immer ziemlich hart waren. Stets hat die Bank unter meiner Führung, aber sicher auch unter der jetzigen Führung darauf bestanden, dass die Banken genügend finanzielle Posten für eine mögliche Korrektur haben, und dass die Tests wirklich hart sind.“

Zdeněk Tůma
Dem europäischen Stresstest unterzogen aber haben sich eine ganze Reihe von Banken, die eine Aktienmehrheit an den tschechischen Kreditinstituten besitzen und damit quasi ihre Muttergesellschaft sind. Könnte ein schlechtes Ergebnis einer solchen Bank nicht doch auch negative Auswirkungen auf ihre tschechische Tochtergesellschaft haben? Dazu Zdeněk Tůma:

„Das könnte sein, aber es dürfte keine dramatischen Auswirkungen haben. Und zwar deshalb, weil unser Bankensystem nicht so aufgebaut ist, dass unsere Kreditinstitute Filialen ausländischer Banken sind. Es sind vielmehr Tochtergesellschaften und damit unabhängige Objekte. Unsere Banken müssen daher genügend Eigenkapital und damit eine ausreichende Liquidität besitzen. Das bedeutet also, dass ihre Abhängigkeit von der Mutterbank relativ unerheblich ist, was auch die Finanzkrise gezeigt hat. Die tschechischen Banken sind wirklich unabhängige Instanzen und das jeweilige Management der Bank ist verantwortlich für die Stabilität des eigenen Bankhauses.“

Euro-Zone
Ist man in Tschechien also um den eigenen Bankensektor nicht wirklich besorgt, so verfolgt man die Entwicklung in der Euro-Zone aber durchaus mit wachen Augen. Denn ob der Euro eine stabile Währung bleibt oder nicht, das sei auch in Tschechien niemandem egal, beteuert Tůma:

„Wir sind zwar kein Bestandteil der Euro-Zone, aber dennoch ist es für uns ungeheuer wichtig, dass es in der Euro-Zone rund läuft und dass der Euro eine stabile Währung bleibt. Wir sind primär mit den Ländern der Euro-Zone verknüpft und ganz besonders mit der deutschen Wirtschaft. Daher nimmt es zweifelsfrei für uns eine Schlüsselfunktion ein, wie das ökonomische EU-Gebilde in seiner Gesamtheit funktioniert.“

Im Übrigen, so Tůma abschließend, seien die tschechischen Banken sogar eher Gläubiger denn Schuldner in Europa:

„Ich wiederhole es noch einmal: In bestimmten Dingen unterscheidet sich der tschechische Bankensektor ziemlich stark von anderen Bankensektoren in Europa. Das heißt, die tschechischen Kreditinstitute haben genügend heimische Ersparnisse und brauchen sich so kein Geld aus dem Ausland zu borgen. Im Gegenteil, es ist so, dass der tschechische Finanzsektor in leichtem Maße sogar der Gläubiger von einigen ausländischen Schuldnern ist.“