Historisches Ereignis: Urkunde König Václavs I. von 1250 erstmals ausgestellt

Foto: ČTK

Die wohl größte Ausstellung in diesem Jahr in Tschechien ist die Ausstellung über die Herren von Rosenberg. Über die große Schau in der Waldstein-Reitschule unterhalb der Prager Burg haben wir bei uns in den Sendungen bereits berichtet. Nun wird dort erstmals eine äußerst wertvolle historische Urkunde der Öffentlichkeit gezeigt. Es handelt sich um eine Schenkungsurkunde, die der böhmische König Václav I. vor mehr als 750 Jahren anfertigen ließ. Zum Schutz des äußerst empfindlichen Pergaments darf die Urkunde auch nur eine Woche ausgestellt werden, haben die Archivare entschieden.

Schenkungsurkunde,  die der böhmische König Václav I. anfertigen ließ  (Foto: ČTK)
Wir schreiben den 22. Juni 1250. König Václav I. übergibt die Bartholomäus-Kapelle an das Dom-Kapitel auf der Prager Burg. Rechtskräftig wird dies durch eine Schenkungsurkunde mit dem königlichen Siegel. Es ist das Schriftstück, das nun im Rahmen der Rosenberger-Ausstellung gezeigt wird.

„Für uns ist das natürlich ein Festtag, weil die Urkunde sehr alt ist. Sie musste auch speziell präpariert werden, um sie ausstellen zu können“, sagt Petr Pavelec, Leiter der Außenstelle des Nationalarchivs im südböhmischen České Budějovice / Budweis und Autor der Rosenberger-Ausstellung.

Petr Pavelec  (in der Mitte). Foto: Barbora Kmentová
Pavelec betont auch den hohen Wert der Urkunde, die in lateinischer Sprache verfasst wurde:

„Sie ist von grundsätzlicher Bedeutung, weil dort das erste Mal der Gründer der Dynastie der Rosenberger schriftlich erwähnt wird. Wok I. von Rosenberg wird in dem Text genannt und zwar an vorderer Stelle unter den böhmischen Adeligen. Die Bedeutung und der Wert des Schriftstücks zeigen sich auch darin, dass es noch nie zuvor ausgestellt wurde und dies nun zum ersten Mal in der Geschichte geschieht.“

Foto: ČTK
Die Urkunde ist aus Pergament. Ausgeliehen wurde sie vom Archiv der Prager Burg. Allerdings geschah das nur schweren Herzens. Denn die Gebrauchsanweisung für empfindliche alte Schriften lautet: nicht bewegen, nicht berühren und kein Licht heranlassen. Deswegen bekommt die Öffentlichkeit heutzutage eigentlich nur Kopien zu sehen. Warum diesmal die Ausnahme? Marek Suchý ist Kurator der Ausstellungen des Domkapitels auf der Prager Burg:

Václav  (Wenzel) I.
„Weil wir verstehen, dass die Urkunde ihren Platz in der Ausstellung hat. Und es wurden die nötigen Voraussetzungen geschaffen: eine sehr kurze Ausstellungszeit, wenig Beleuchtung, das richtige Klima im Raum und die ganzen unterstützenden Maßnahmen wie die Herstellung eines speziellen Transportbehälters und eines Pultes nach Maß, damit die Urkunde nicht beschädigt wird.“

Seit Montag ist das Schriftstück in der Waldstein-Reitschule installiert. Allerdings ist nur der untere Teil des Textes zu sehen. Das gefaltete Pergament-Papier komplett zu öffnen, wäre zu gefährlich. Und am Montagabend, den 20. Juni, wird die Urkunde bereits wieder ins Archiv zurückgebracht. Petr Pavelec mahnt daher, sich die Gelegenheit nicht entgehen zu lassen:

´Rosenberger Jahrestag´
„Wer dieses einzigartige Dokument sehen will, hat dafür nur eine Woche. Und ich fürchte, dass sich diese Möglichkeit für unsere Generation nicht noch einmal wiederholen wird.“

Die Ausstellung über die Herren von Rosenberg dauert indes noch bis zum 20. August.

Autor: Till Janzer
schlüsselwort:
abspielen