Eishockey-WM: Jágr schießt Tschechien mit Hattrick ins Halbfinale

Ondřej Pavelec (Foto: ČTK)

Bei einer Eishockey-Weltmeisterschaft im aktuellen Modus mit Vorrunde, Zwischenrunde und K.-o.-System ist für die Spitzenteams ein Spiel besonders wichtig – das ominöse siebte Match. Es ist das Viertelfinale, bei dem entschieden wird, ob man ein heißer Medaillenkandidat bleibt oder seine Koffer packen muss. Deshalb verfolgten die tschechischen Sportfans am Mittwochnachmittag anfangs auch sehr angespannt das Spiel ihrer Lieblinge gegen das Team der USA in Bratislava. Aus dieser Anspannung erlöste sie dann ihr großes Sportidol: Superstar Jaromír Jágr führte das tschechische Team mit einem Hattrick zum lautstark bejubelten 4:0-Erfolg.

Foto: ČTK
Vor dem Match im Viertelfinale haben die Fans in Tschechien oft den größten Bammel. Aus gutem Grund, denn schon zweimal – bei den Titelkämpfen 2002 und 2004 – war ihre Mannschaft mit sechs Siegen in das Turnier gestartet, dann aber nach der ersten Niederlage im Viertelfinale unerwartet ausgeschieden. Vor sieben Jahren geschah das sogar bei der Heim-WM in Prag, und der damalige Gegner waren die USA. In Bratislava waren es am Mittwoch erneut die US-Boys, die den favorisierten Tschechen ein Bein stellen wollten. Und das schien ihnen zunächst auch zu glücken, denn im ersten Drittel waren sie das bessere Team:

Tomáš Plekanec und Ty Conklin  (Foto: ČTK)
„Wir waren auf die Amerikaner gut vorbereitet, doch wir haben nicht so reagiert, wie wir das eigentlich wollten. Wir waren langsamer, die Amerikaner waren uns immer einen Schritt voraus. Ich glaube sogar, dass sie das ganze Spiel über etwas schneller waren, aber wir haben zum Glück die Tore gemacht“,

bekannte nach dem Spiel Tomáš Plekanec, der Stürmer der Montreal Canadiens. Und sein junger Mitspieler Michael Frolík ergänzte:

Jaromír Jágr  (Foto: ČTK)
„Wir hatten noch keine neuen Erfahrungen mit dem nordamerikanischen Stil, denn beim Turnier haben wir zuvor nur gegen europäische Teams gespielt. Die Amerikaner aber haben uns beim Spielaufbau gleich mit zwei drei Spielern attackiert, das bereitete uns zunächst Probleme. In der Kabine haben wir uns dann gesagt, dass wir die Scheibe schneller aus der Abwehrzone spielen müssen, um die US-Boys ins Leere laufen zu lassen. Dann sind wir ihnen auch einige Male davongelaufen und haben so auch ein Tor erzielt.“

Es war das Führungstor durch den 39-jährigen Jaromír Jágr. Der Oldie ließ dann in Überzahl den zweiten Treffer folgen:

„Ganz wichtig war das zweite Tor. Das dritte Tor hat uns dann die völlige Siegessicherheit gegeben, aber der zweite Treffer war ein sehr wichtiger Moment“,

Alois Hadamczik  (Foto: ČTK)
befand nach dem Match Trainer Alois Hadamczik. Torschütze Jaromír Jágr aber war überraschend kritisch und hob nur einen Teamkollegen in seiner Spieleinschätzung heraus:

„Wir haben nicht gut gespielt, sondern hatten weitaus größeres Glück als in den anderen Spielen. Das hat uns zweifellos unser Torwart beschert, der großartig gehalten und besonders im ersten Drittel einige unglaubliche Paraden gezeigt hat.“

Ondřej Pavelec  (Foto: ČTK)
Jágr sprach über den erst 23-jährigen Ondřej Pavelec, der eine hervorragende WM spielt und nach der Partie auch zu Recht zum besten tschechischen Spieler gekürt wurde. Und Pavelec befand, dass Tschechien ab dem 2:0 dominierte und die Amerikaner im dritten Drittel faktisch keine Chance mehr hatten. Dafür aber der bereits mehrfach zitierte Jágr, der in der 57. Minute alle Tschechen mit seinem dritten Tor verzückte. Und so hallte durch die Orange Arena dann auch immer wieder sein Name.

Im Halbfinale trifft die tschechische Mannschaft nun am Freitag auf das Team aus Schweden.

Autor: Lothar Martin
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