Das jüngste der Tschechischen Zentren in Deutschland findet man in Düsseldorf
Insgesamt drei Tschechische Zentren gibt es in Deutschland: in Berlin, in der bayerischen Landeshauptstadt München und seit kurzem auch im Westen des Landes, nämlich in Düsseldorf. Was dort auf dem Programm steht, erfahren Sie in der Sendereihe Aviso: CZ-Kultur grenzenlos.
Ich spreche heute mit Zuzana Jürgens, der Leiterin des Tschechischen Zentrums in München. Doch heute ist nicht von München, sondern von Düsseldorf die Rede. Frau Jürgens, Sie wurden mit der Leitung des dortigen Tschechischen Zentrums beauftragt. Können Sie dieses Zentrum, das relativ neu ist, vorstellen?
„Das Zentrum ist neu, es wurde Anfang Oktober 2010 eröffnet und ist ein Teil des so genannten Tschechischen Hauses in Düsseldorf. Es ist gemeinsam auf einem Stockwerk mit weiteren tschechischen Institutionen angesiedelt, die im Ausland tätig sind. Das heißt mit dem tschechischen Konsulat, mit CzechTourism, Czech Trade und Czech Invest. Die Hoffnung ist, dass dieses Nähe der Institutionen, die in verschiedenen Bereichen tätig sind, für alle sehr fruchtbar sein wird.“
Wissen Sie, warum gerade Düsseldorf als dritte Stadt in Deutschland ausgewählt wurde, wo ein Tschechisches Zentrum tätig ist?„Dass wir uns für Düsseldorf entschieden haben, hängt mit der Planung des Tschechischen Hauses zusammen. Düsseldorf ist die Hauptstadt von Nordrhein-Westfalen und eine sehr wichtige Handelsstadt. Es sind dort viele Institutionen aus dem ökonomischen Bereich angesiedelt, es findet dort eine große Messe statt. Und daher hat man es als sinnvoll erachtet, dort auch wirklich präsent zu sein.
Die Aufgabe des Tschechischen Zentrums, oder der Tschechischen Zentren überhaupt, ist es, die Kultur zu präsentieren. Können wir ins Programm schauen? Was wird in Düsseldorf angeboten?„Natürlich. Auch in Düsseldorf liegt unser Schwerpunkt in der Kulturtätigkeit. Wie Sie sagten, ich bin jetzt seit sehr kurzer Zeit mit der Leitung beauftragt. Meine Vorgängerin hat schon einiges in die Wege geleitet, so dass wir jetzt im Mai ein recht schönes Programm mit einigen Ausstellungen haben. Meistens sind das Ausstellungen, in denen tschechische Künstler in einen breiteren Rahmen eingebunden sind, was wir für wichtig und sinnvoll halten. Zum Beispiel wird am 1. Mai direkt in Düsseldorf eine Ausstellung mit dem Titel ´Zurück zum Paradies´ eröffnet. Da ist Tschechien gleich mit zwei Künstlern vertreten, beziehungsweise mit drei, wobei Teodor Buzu eigentlich ein gebürtiger Moldawier ist, aber seit vielen Jahren in Tschechien lebt. Die beiden anderen Künstler sind Tomáš Pergler und Vít Vavřinec. Insgesamt werden in dieser Ausstellung 23 Künstler aus 10 Ländern gezeigt.“
„Zurück zum Paradies“ - was verspricht dieser Titel?„Das ist eigentlich das Thema dieser Ausstellung. Die einzelnen Bilder beziehen sich irgendwie auf das Paradies. Das ist das verbindende Thema, das verbindende Element bei allen Bildern.“
Die tschechischen Maler werden dort also im breiteren Kontext europäischer Künstler gezeigt…
„Genau. Und in diesem Zusammenhang kann ich noch eine zweite Ausstellung erwähnen, auch da werden die Tschechen gemeinsam mit anderen Künstlern präsentiert. Die Ausstellung heißt ´From different corners´ und wurde schon im April eröffnet. Darin sind Künstler aus fünf Ländern vertreten, neben Düsseldorf noch aus Prag, Wien, Straßburg und Amsterdam. Und es ist geplant, dass diese Ausstellung auch in diese Städte wandert.“Wo kann man diese Ausstellungen in Düsseldorf sehen. Wahrscheinlich nicht im Tschechischen Haus…
„Das Tschechische Haus oder das Tschechische Zentrum hat in Düsseldorf keine eigenen Ausstellungsräumlichkeiten, das heißt wir suchen immer wieder Kooperationspartner, mit denen wir zusammenarbeiten können. Die Ausstellung ´From different corners´ kann in der Galerie ´Ante versum´ angeschaut werden und die Ausstellung `Zurück zum Paradies` wird in der Ausstellungshalle `Kunst im Hafen` gezeigt.“
Im Programm des Tschechischen Zentrums habe ich den Namen Josef Čapek gefunden. Unsere Hörerinnen und Hörer kennen sicher den Namen seines weltberühmten Bruders, des Schriftstellers Karel Čapek. Auch Josef war ein bedeutender tschechischer Künstler – er war vor allem Maler, aber auch Dichter und Schriftsteller. Welche Seite seiner Persönlichkeit wollen Sie in der geplanten Ausstellung vorstellen?„Eigentlich geht es darum, alle Seiten der Person und der Kunst von Josef Čapek vorzustellen. Die Ausstellung wurde von der Karel-Čapek-Gedenkstätte in Strž vorbereitet. Es ging darum, eben sein ganzes Werk zu präsentieren. Er ist in Deutschland in der Tat weniger bekannt als sein Bruder Karel; wir hoffen, dass wir ihn dem deutschen Publikum doch etwas näher vorstellen können. Die Ausstellung ist als Wanderausstellung konzipiert. Es gibt dazu auch einen Dokumentarfilm von Josef Císařovský, der zum Teil auch in Deutschland gedreht wurde. Denn Josef Čapek war während des Zweiten Weltkriegs in einem KZ in Deutschland interniert und ist dort am Ende des Krieges auch gestorben.“
Zu dieser Filmvorführung laden Sie ins Tschechische Zentrum ein?„Die ganze Ausstellung wird im Goethe-Institut in Düsseldorf präsentiert, und dort wird auch der Film gezeigt, und zwar in Anwesenheit des Regisseurs und von Frau Váňová aus der Čapek-Gedenkstätte in Strž.“