Entdeckte Drogenküche lässt Ruf nach neuem Rauschmittelgesetz lauter werden

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Wer gegen den Drogenhandel ankämpfen will, muss schnell und flexibel sein, um nicht von der Entwicklung zügig überrollt zu werden. Das hat man jetzt auch in Tschechien erfahren müssen. Zu Beginn des Jahres hatte man noch angenommen, dass die neuen synthetischen Substanzen, die den eigenen Markt überschwemmen, aus Polen stammen. Nach der Aushebung einer illegalen Drogenküche vergangene Woche in der Grenzstadt Český Těšín / Teschen aber wurde klar: Die neuen Modedrogen wurden zuletzt in größeren Mengen vor allem hierzulande hergestellt. Der Ruf nach einer Änderung des Rauschmittelgesetzes wird daher immer lauter.

Synthetische Drogen aus Český Těšín  (Foto: Polizei der Tschechischen Republik)
Als die neue Welle der synthetischen Drogen nach Tschechien schwappte, verwies Premier Nečas noch darauf, dass sie hauptsächlich aus Polen kommen. Im Nachbarland seien sie mittlerweile verboten worden, so dass sich der Absatzmarkt auch auf tschechische Grenzstädte im Mährisch-Schlesischen Kreis ausgeweitet habe, sagte Nečas kurz nach Neujahr. Jetzt weiß er es besser: Auch im Grenzort Český Těšín wurden Drogen hergestellt. Und das nicht zu knapp! Mit den hier produzierten Mengen seien Absatzmärkte in der ganzen Welt beliefert worden, erklärte die Polizei am Montag auf einer Pressekonferenz. Der Anlass: Einige Tage zuvor hatte sie eine illegale Drogenküche entdeckt und deren gesamte Ausstattung beschlagnahmt. Zu den „Fundsachen“ sagte Polizeikommissar Libor Cieslar:

Pomáhat a chránit - ´Helfen und schützen´
„Wir haben Grund zu der Annahme, dass dort flüssiges Extasy hergestellt wurde. Es handelt sich um zirka 400 bis 500 Liter einer unbekannten Flüssigkeit, die nach Aussage unserer Chemie-Spezialisten sehr giftig, ätzend und explosiv ist. Außerdem wurde ein Pulvermittel gefunden. Aber alles wird jetzt erst einmal gründlich analysiert.“

Und das wird noch einige Zeit dauern, denn mit den chemischen Stoffen, die man sichergestellt hat, wurde gleich ein ganzer Lkw beladen. Den laufenden Ermittlungen zufolge haben an dem schmutzigen Geschäft sowohl Polen als auch Tschechen verdient. Die Hauptverdächtigen, zwei Polen und ein tschechischer Geschäftsführer, seien bereits verhört worden, bestätigte Polizeikommissar Cieslar. Die Lieferungen wiederum sollen unter anderem nach Südamerika, Fernost, in die USA und nach ganz Europa gegangen sein, hieß es.

Drogenladen
Angesichts dieser Enthüllungen wird in Tschechien der Ruf immer lauter, neben den bereits verbotenen Substanzen wie Kokain und Pervitin nun auch die neuen synthetischen Drogen zu verbieten. Ein Grund dafür ist auch die Tatsache, dass sich die Rauschmittel der neuen Generation immer schwerer von den verbotenen Drogen unterscheiden lassen. Der Olmützer Toxikologe Peter Ondra erklärt warum:

„Die Kontrollmethoden sind zwar auf den Nachweis von Amphetaminen ausgerichtet, wozu beispielsweise auch Pervitin und die Cathinon-Derivate gehören. Da diese Stoffe jedoch eine ähnliche Struktur haben, lassen sie sich bei den Tests nicht zweifelsfrei feststellen. Das Gleiche gilt für die synthetischen Cannabinoide.“

Peter Ondra
Das Abgeordnetenhaus in Prag hat Mitte März inzwischen die Novelle des Rauschmittelgesetzes verabschiedet, durch die 33 neue synthetische Drogen verboten werden. Die Abstimmung im Senat steht allerdings erst an diesem Mittwoch auf der Tagesordnung. Die unliebsame Entdeckung von Český Těšín wird die Entscheidungsfindung womöglich beschleunigen.