Das Programm ab Februar: Hörerforum bleibt, Sondersendung am 31. Januar

Bei Radio Prag nähern wir uns der letzten Sendung auf Kurzwelle. Was dies an Änderungen in der Programmstruktur mit sich bringt, wie es mit dem Hörerforum weitergehen wird und über vieles mehr spricht diesmal Radio-Prag-Chefredakteur Gerald Schubert im Interview fürs Hörerforum.

Gerald Schubert
In den zurückliegenden Wochen haben wir Sie, liebe Hörerinnen und Hörer, ja schon darauf aufmerksam gemacht, dass Radio Prag seine Kurzwellenausstrahlung einstellt. In diesem Zusammenhang ändern wir aber auch den Zuschnitt des Programms aller Redaktionen etwas. Gerald, was bringt die Umstellung auf Satellit und Internet für die Programmstruktur von Radio Prag mit sich?

„Die Umstellung bringt unter anderem eine Verkürzung der täglichen Sendungen, aber nur was die publizistischen Inhalte betrifft, also Nachrichten und die Beitragsblöcke sowie die Features am Ende unserer Sendung. Denn wie unsere Stammhörer wissen, haben wir täglich ein halbstündiges Programm gefüllt, das dann mehrmals am Tag wiederholt wurde mit jeweils aktualisierten Nachrichten zu Beginn. Und das bleibt im Wesentlichen so, aber wir haben uns doch entschieden, ungefähr die letzten zehn Minuten jeder halbstündigen Sendung der Musik zu widmen. Das ist das eine, ich glaube, das wird von vielen Hörern begrüßt, weil Musik auch wichtig ist und zum Radio dazugehört. Es wird sich natürlich um tschechische Musik handeln, Musik aus Tschechien. Und damit gewinnen wir mit unserer reduzierten Personalstruktur auch ein bisschen Spielraum, um uns konzentrierter den eigentlichen publizistischen Inhalten zu widmen. Das ist so ungefähr die Hauptänderung. Dieser Änderung fallen dann auch einige regelmäßige Sendereihen zum Opfer, aber wir werden versuchen, inhaltlich alles in das neue Programmschema so zu integrieren, dass die Hörer nach wie vor auf ihre Kosten kommen und möglichst alle Bereich inhaltlich abgedeckt sind, die wir auch jetzt abdecken.“

Die Premiere der deutschen Sendung bleibt ja bei 14 Uhr wie bisher. Das ist fürs Internet nicht so wichtig, aber für die Leute, die uns über Satellit empfangen, vielleicht doch. Und man kann sagen: Alle drei Stunden wiederholt sich das Programm…

„Genau. Wir haben ja insgesamt sechs Sprachen, in denen wir senden. Das heißt, wenn jede Redaktion eine halbe Stunde produziert, dann ist der erste Durchlauf sozusagen nach drei Stunden fertig. Und drei Stunden später ist dann wieder jede Redaktion an der Reihe. Bei der deutschen Premiere um 14 Uhr kann sich jeder ausrechnen, wie es weitergeht: 17 Uhr, 20 Uhr und so weiter, bis dann am nächsten Tag um 14 Uhr wieder eine neue Premiere der deutschen Redaktion kommt. Eine Ausnahme wird das Wochenende sein, nicht aber was diesen Rhythmus betrifft. Aber am Sonntag widmen wir uns dann ganz der Musik. Da wird es eine Sendung geben, die sich zum Beispiel mit einem bestimmten Sänger oder Sängerin, mit einer bestimmten Band oder mit einem bestimmten Genre beschäftigt: eine halbe Stunde Musik also am Sonntag.“

Das Internet nimmt ja bei Radio Prag an Bedeutung zu. Und deswegen erweitern wir in Zukunft auch die Möglichkeiten, unsere Beiträge im Internet anzuhören. Vielleicht kannst du dazu noch etwas sagen?

„Die einzelnen Beiträge eher nicht, das bleibt weitgehend gleich. Wir haben uns aber entschlossen, was den Download der ganzen Sendung betrifft, mehrere Player anzubieten. Also auch unseren eigenen Player, das heißt die Abspiel-Software, die wir auf unserer Webseite anbieten, auch für den Download der ganzen Sendung zu platzieren und noch ein paar andere Player dazuzugeben, an die manche Hörer vielleicht gewöhnt sind. Und wenn jemand in einer bestimmten Software die Beiträge hört, dann wollen wir das auch ermöglichen. Diese letzten zehn Minuten Musik allerdings, von denen ich vorhin gesprochen habe, sie werden aus autorenrechtlichen Gründen nicht zum Download zur Verfügung stehen. Das heißt: Jemand, der sich die Sendung via Stream anhört, der kann auch die Musik hören. Jemand, der sich die Sendung downloaded, der wird aus Copyright-Gründen nur unsere publizistische Nachrichtensendung hören – also diese ungefähr 20 Minuten, bestehend aus Nachrichten und Beiträgen mit Interviews und Reportagen wie bisher.“

Und wir haben auch beschlossen, weiterhin die Hörer beziehungsweise Leser in einer eigenen Sendereihe anzusprechen…

„Bisher sehen wir eigentlich keinen Grund, das Hörerforum, wie es in der deutschen Redaktion heißt, aufzugeben. Ich weiß, dass viele Stammhörer, vor allem die, die uns schon lange hören, der Kurzwelle nachtrauern werden. Es geht uns hier genauso. Aber andererseits muss man heutzutage sehen, dass die Kurzwelle nicht alles ist. Und wir hoffen sehr, dass uns unsere Hörerinnen und Hörer, auch die uns über Kurzwelle gehört haben, treu bleiben werden. Warum sollen wir also nicht in Zukunft den Hörern eine Hörerplattform widmen, in der wir auf ihre Fragen eingehen? Viele Hörer reagieren ja bereits jetzt auch auf unsere Sendungen, die sie im Internet gehört haben. Und diese Möglichkeit wird es in Zukunft weiter geben. Im Übrigen haben wir in dieser Saison sogar noch QSL-Karten. Das heißt, auch die, die uns über Internet hören, haben natürlich die Möglichkeit, Empfangsberichte zu schicken und dann QSL-Karten zu bekommen. Wie das Schicksal der QSL-Karten in Zukunft sein wird, weiß ich noch nicht ganz genau, aber vielleicht kann ich das auch als Aufruf formulieren, doch Empfangsberichte und Hörerberichte zu schicken. Denn ich glaube, ob es in Zukunft QSL-Karten geben wird, werden wir auch an der Nachfrage orientieren.“

Mit großer Nachfrage können wir vielleicht gerade am 31. Januar rechnen. Dann sendet Radio Prag ja zum letzten Mal über Kurzwelle. Wir wollen die Kurzwelle auch nicht einfach nur so ausklingen lassen und planen anstatt des Schauplatzes einen Sonderbeitrag. Und dafür hast du, Gerald, sozusagen mit einem alten Bekannten gesprochen – zumindest für jene Hörer, die seit rund 40-50 Jahren dabei sind…



„Ja, und vielleicht sogar auch für die, die noch nicht so lange dabei sind, weil er immer wieder in unseren Sendungen auftaucht. Es handelt sich um František Černý. Er war in den 60er Jahren zur Zeit des Prager Frühlings der Leiter der deutschen Redaktion. Nach der Invasion der Warschauer-Pakt-Truppen wurde er mit Berufsverbot belegt, und er ist dann nach der Samtenen Revolution von 1989, also nach der demokratischen Wende, plötzlich wieder in Erscheinung getreten – dann allerdings nicht mehr als Radio-Mann, sondern als tschechoslowakischer und dann tschechischer Botschafter in Deutschland. Und Černý hat gemeinsam mit der Schriftstellerin Lenka Reinerová das Literaturhaus deutschsprachiger Autoren gegründet. Er ist also den tschechisch-deutschen Beziehungen in jeder Hinsicht treu geblieben, war neulich bei uns zu Gast, und ich habe ein Interview mit ihm geführt über seine Erinnerungen an Radio Prag zur Zeit des Prager Frühlings und auch über die Bedeutung der Kurzwelle, die damals zur Zeit des Kalten Krieges eine ganz andere war als heute. Dazu hat František Černý wirklich viel zu sagen. Und wer es hören will: Am 31. Januar gibt es die letzte Sendung auf Kurzwelle, wo ich Teile des Gesprächs dann in einem Beitrag verarbeiten werde – und wir werden das senden.“

Sonderstempel für die QSL-Karte am 31. Januar
Ich bin ebenfalls gespannt… Im Übrigen haben wir auch noch ein kleines Schmankerl für unsere Hörer zum 31. Januar vorbereitet: Falls Sie uns über die Radio-Prag-Sendungen vom 31. Januar einen Sendebericht schicken, dann erhalten Sie von uns eine QSL-Karte mit einem Sonderstempel. Es lohnt sich also für die Sammler unter Ihnen ganz besonders, am letzten Januartag das Programm von Radio Prag einzuschalten.


Foto: Martina Stejskalová
Nachdem wir ausführlich über die Umstellungen im Programm von Radio Prag informiert haben, bleibt diesmal leider nur noch wenig Zeit für Ihre Zuschriften, liebe Hörerinnen und Hörer. Sie haben erneut fleißig Briefe, Postkarten und E-Mails geschrieben mit vielen Sendeberichten, so zum Beispiel von Heiner Finkhaus aus Gescher nahe der Grenze zu den Niederlanden, Günther Schmidt aus Nürnberg, Sam Eggler aus Hagenbuch in der Schweiz, Helga und Günter Lachmann aus Wrestedt, Peter Zieger aus Döbeln, Dieter Kraus aus Neumünster und Georg Pleschberger aus dem österreichischen Villach. Im nicht-deutschsprachigen Ausland wurden wir zudem gehört von Gjalt Woudstra aus Groningen.

Und damit sind wir schon wieder am Ende unseres heutigen Hörerforums angelangt. Über ihre Fragen, Anregungen, über Lob und Kritik freuen wir uns auch weiterhin. Schicken können Sie alles per Post an: Radio Prag – Deutschsprachige Redaktion, Vinohradská 12, 120 99 Praha 2, Tschechische Republik, oder per E-Mail an [email protected]. In zwei Wochen gibt es eine neue Ausgabe des Hörerforums. Bis dahin machen Sie es gut!