Radio Prag ohne Kurzwelle – Hörerreaktionen
Nachdem wir die vergangene Ausgabe vollständig den traurigen Neuigkeiten rund um die Kurzwellensendungen von Radio Prag gewidmet haben, ist natürlich der Berg an Hörerpost angewachsen. Den wollen wir heute zumindest in Teilen abtragen. Allerdings entfernen wir uns kaum vom Thema Kurzwelle. Denn das hat auch die Zuschriften an Radio Prag dominiert.
„Als treuer Hörerfreund, der schon einige Jahrzehnte die deutschsprachigen Programme aus Prag mit ungebrochenem Interesse verfolgt, bin ich absolut fassungslos und enttäuscht. Schon wieder soll ein deutschsprachiger Auslandsdienst eingestellt werden, der ohne Zweifel bei tausenden Hörerfreunden zu den beliebtesten überhaupt zählt. Radio Prag ist nicht nur ein Auslandsdienst unter vielen, sondern bereits eine lebende Legende. Für mich ist Radio Prag ein treuer Freund und eine absolut zuverlässige Informationsquelle, die mir ein aktuelles und vielseitiges Tschechien-Mosaik Tag für Tag bietet.“
Auch Rainer Selle aus Halle an der Saale ist enttäuscht, dass wir die Kurzwelle ausknipsen müssen:„Das Ende von Radio Prag auf der Kurzwelle bedauere ich auf jeden Fall sehr, denn damit verlässt einer der seriösesten und objektivsten Auslandsdienste Europas dieses Medium. Das halte ich für einen großen Fehler, weil die Tschechische Republik dadurch ihr Sprachrohr in der Welt verliert.“
Und Hendrik Leuker aus Bamberg findet, dass die Abschaltung der Kurzwelle rund zehn Jahre zu früh kommt:
„Es stimmt zwar, dass das Webradio für zehn Prozent der Internet-User eine Dauerbeschäftigung in der Freizeit ist, jedoch ist das Interesse an der Nutzung von Auslandsdiensten, um mehr über Land und Leute zu erfahren, nicht oder noch nicht ausgeprägt genug. Dieses Interesse ist jedoch fest bei den Kurzwellenhörern verankert. Eine Überleitung in einen anderen Verbreitungsweg müsste sanft und allmählich erfolgen, nicht durch einen harten Sparkurs.“Ulrich Stühmke aus Essen sieht das wiederum ganz anders, er sieht viel mehr den unaufhaltsamen „Trend der Zeit“, wie er schreibt:„Das Internet gewinnt die Oberhand. Natürlich werden stets finanzielle Gründe vorgeschoben. Aber es hat wohl nicht allein damit zu tun. Die Weltempfänger werden demnächst, wenn nicht im Müll, dann im Museum landen. Es wäre wohl sinnlos, jetzt noch Geld in einen neuen Empfänger zu investieren.“
So unterschiedlich ihre Reaktionen ausgefallen sind, liebe Hörerinnen und Hörer, so unterschiedlich sehen Sie auch ihre Zukunft mit Radio Prag. Einige schreiben uns, dass sie kein Internet haben oder einen Satellitenempfänger und uns somit ab Februar nicht mehr werden hören können. Das bedauern wir sehr. Manche von Ihnen wollen aber auch die anderen Möglichkeiten nutzen, wie Hans Gosdschan aus Cottbus:
„Ich werde Ihnen auch im Netz die Treue halten, obwohl das Internet den wahren Radioempfang nicht ersetzen kann.“
Manche wiederum haben sich dazu schon mit einem speziellen Radioempfänger ausgerüstet, so etwa Uwe Volk aus Lehrte:„Vor kurzem gab es bei einem Discounter ein WLAN-Internetradio für günstige 80 Euro zu kaufen. Wahrscheinlich werde ich diese Möglichkeit favorisieren, da ich Radiohören immer als Entspannung empfunden habe. Vor dem PC zu sitzen, hat etwas mit Arbeit zu tun.“
Ralf Urbanczyk aus Eisleben strebt hingegen eine andere Lösung an:
„Wahrscheinlich werde ich mir dann die verfügbaren Sendungen hin und wieder in einem Schwung als Podcast für den mp3-Player herunterladen. Ich finde das zwar umständlicher als das einfache Einschalten des Radios, doch es wird schon gehen.“
Andere wiederum bleiben über Satellit nahe an Radio Prag dran:
„Die Ausstrahlungen über WRN waren für mich seit langer Zeit schon DIE Alternative zur Kurzwelle, da die Übertragungsqualität einfach ausgezeichnet ist“,
findet zum Beispiel Klaus Köhler aus Probstzella.
Soweit Ihre Reaktionen, liebe Hörerinnen und Hörer, auf die Einstellung der Kurzwellensendungen bei Radio Prag mit dem 31. Januar 2011. Neben diesem Thema haben Sie aber auch die Inhalte unserer Beiträge weiterhin beschäftigt. So zum Beispiel der Sparkurs der tschechischen Regierung, der auch vor den eigenen Reihen nicht Halt macht. Noch einmal Ulrich Stühmke:
„Wie überall muss auch in Tschechien gespart werden. Wer davon betroffen ist, ist natürlich nicht glücklich darüber. Auch ich halte es für eine gute Entscheidung, dass in Ihrem Land auch die Politiker und sonstigen Staatsvertreter zu einem Gehaltsverzicht von fünf Prozent herangezogen werden. Die weniger gut Verdienenden müssen ohnehin immer wieder finanzielle Nachteile hinnehmen. Es wäre gut, wenn auch die deutschen Politiker mal ein Kürzung in Kauf nehmen müssten.“
Neben dieser Hoffnung haben unsere Sendungen aber auch zu einem persönlichen Aha-Erlebnis geführt. Wolfgang Gargitter aus Natters in Österreich hörte am 16. Dezember unser Forum Gesellschaft über die Deutsch- und Fremdsprachenkenntnisse der Tschechen inklusive einem Interview mit dem tschechischen Schauspieler Jiří Mádl:„Das Interview mit dem jungen Schauspieler Mádl war recht spannend für mich. Ich würde ihn mal so spontan als den ´Michael J. Fox´ der Tschechen bezeichnen. Als er dann im Interview erzählte, dass er für drei Monate Austausch-Schüler im Gymnasium der Benediktiner in Kremsmünster war, wurde ich hellhörig. Mein Bruder ist dort Lehrer, der Ort Kremsmünster ist mein Heimatort, bevor ich 1982 nach Tirol ´emigrierte´, und ich durfte oder musste auch dieses Stiftsgymnasium besuchen. Wie klein ist doch die Welt. Ich möchte dem erfolgversprechenden und sympathischen Schauspieler viel Erfolg und alles Gute auf seinem Weg wünschen!“
Natürlich haben auch viele weitere Hörer uns einige Zeilen geschrieben und vor allem Sendeberichte zugeschickt. Stellvertretend geht daher ein Dank an Helmut Kiederer aus Heilbronn, Detlef Jurk aus Berlin, Uwe Dittrich aus Norderney, Till Hildebrandt aus Rheinfelden in der Schweiz, der erstmals einen Empfangsbericht geschickt hat, wie er schreibt, Ulf Mademann aus Hof an der Saale, Klaus-Dieter Ferch aus Crivitz, Erhard Lauber aus Bad Berleburg-Girkhausen und Christoph Paustian aus Murg. Auch diesmal waren Empfangsberichte aus der Ferne dabei wie von Nicholas Ivashkevich aus Riga in Lettland oder von Zahra Souhami aus Khouribga in Marokko.Damit sind wir aber schon wieder am Ende unseres heutigen Hörerforums angelangt. Über ihre Fragen, Anregungen, über Lob und Kritik freuen wir uns auch weiterhin. Schicken können Sie alles per Post an Radio Prag – Deutschsprachige Redaktion, Vinohradská 12, 120 99 Praha 2, Tschechische Republik, oder per E-Mail an [email protected]. In zwei Wochen gibt es eine neue Ausgabe des Hörerforums. Bis dahin machen Sie es gut, wir wünschen Ihnen einen guten Rutsch ins Jahr 2011!