Streit um Slawisches Epos überschattet Muchas 150. Geburtstag
Am 24. Juli wäre Alfons Mucha 150 Jahre alt geworden. Sein Name wird meist mit dem Jugendstil verbunden. Zu Unrecht: Anfang Juli wurde im Prager „Gemeindehaus“ (Obecní dům) eine Ausstellung eröffnet, die den weltweit bekannten Maler als einen brillanten Zeichner sowie kreativen und hervorragenden Fotografen vorstellen will. Muchas runder Geburtstag wird jedoch von dem andauernden Streit um seinen Bilderzyklus „Slawisches Epos“ überschattet, der gerade dieser Tage einen Höhepunkt erreicht.
So ist es. Alfons Muchas „Slawisches Epos“ war eine Leihgabe der Hauptstadt, die keinen entsprechenden Standort für die Bilder finden konnte. Ein „würdiger Standort“, den sich der Maler für seine Bilder in einem Widmungsdokument wünschte, steht der Hauptstadt nach wie vor nicht zur Verfügung. Die letzte Vertragsverlängerung lief am 15. Juli aus und das Prager Magistrat beschloss, die Bilder nun doch nach Prag zu überführen. Am kommenden Montag werden die ersten fünf Bilder in spezielle Behälter eingerollt und sich demnächst auf den Weg machen. Der Umzug aller 20 Bilder wird voraussichtlich bis Ende August dauern. Im Herbst sollen sie in der großen Halle des Messepalastes ausgestellt werden.
Dagegen protestiert seit langem Muchas Familie, namentlich John Mucha, Enkelsohn des Malers und Leiter der gleichnamigen Stiftung. Er beruft sich auf renommierte Experten, nach deren Meinung der Messepalast für Muchas Bilder ungeeignet sei. Es drohe sogar ihre Beschädigung. Diese Behauptung weist Milan Bufka, Direktor der „Galerie der Hauptstadt Prag“, zurück:„Die große Halle im Messepalast wird selbstverständlich vor der Eröffnung der geplanten Ausstellung entsprechend vorbereitet, einschließlich eines optimalen Klimas für die Bilder.“
Nach zwei erfolglosen Anträgen auf eine einstweilige Verfügung, die den Umzug der Bilder aus Moravský Krumlov verhindern sollten, will John Mucha weiter vor dem städtischen Gericht in Prag kämpfen. Dieses soll das umstrittene Eigentumsrecht zu den Bildern definieren. John Mucha erhofft sich ein klares Wort:„Es muss eindeutig gesagt werden, ob das Slawische Epos zum Erbe von Alfons Mucha gehört oder nicht. Wie gesagt, ich will keine Schlachten. Aber wenn es sein muss, werden wir eine Schlacht haben.“