Karlsbad: Juraj Herz für seine Verdienste um das Weltkino geehrt

Juraj Herz (Foto: www.kviff.com)

Er ist einer derjenigen, die auf dem diesjährigen 45. Internationalen Filmfestival in Karlsbad im Mittelpunkt des Geschehens stehen: der tschechische Regisseur slowakischen Ursprungs Juraj Herz. Der 76-Jährige erhält in diesem Jahr die Kristallkugel für seine außergewöhnlichen Verdienste um das Weltkino.

Juraj Herz  (Foto: www.kviff.com)
Juraj Herz hat ein mehr als bewegtes Leben hinter sich. 1934 in Kežmarok im Norden der Slowakei in eine jüdische Familie geboren, versteckten er und seine Verwandetn sich bei Bekannten im niedersächsischen Eisdorf vor den Nazis. Schließlich liessen sie sich christlich taufen und kehrten in die Heimat zurück. Kurz darauf wurden die Familie Herz in die KZ Ravensbrück und Sachsenhausen deportiert, wo sie 1945 befreit wurden. Seine Erinnerung an die Kindheit sei bis heute von den Schrecken des Nazi-Terrors geprägt, sagt Herz. Stark in seiner Erinnerung verankert haben sich aber auch Märchen, vor allem deutschsprachige, sagt Herz im Gespräch mit Radio Prag:

Aus dem Film „Der Leichenverbrenner“
„Ich komme aus Kežmarok am Fuße der Tatra. Und dort waren ein Drittel der Einwohner Ungarn, ein Drittel Deutsche und ein Drittel Slowaken. Wir haben damals alle drei Sprachen gesprochen. Also habe ich auch ungarische, deutsche und slowakische Märchen gelesen.“

Nach dem Krieg studierte Juraj Herz zunächst in Bratislava Fotografie, später in Prag Regie und Puppenspiel. Haben die Märchen aus seiner Kindheit also auch Spuren in seinem Filmwerk hinterlassen?

Petr Čepek und Iva Janžurová im Herzs Film „Eine standesgemäße Ehe“
„Ja, ganz sicher. Denn ich habe vor allem die furchterregenden Märchen gerne gehabt. Besonders Hauffs Märchen mochte ich: Da ging es um abgehackte Hände und auch orientalische Märchen hat Hauff geschrieben, etwa ‚Kalif Storch‘. Das war immer irgendwie unheimlich.“

Und diese Unheimlichkeit ist es, die sich in vielen von Juraj Herz‘ Filmen wiederfindet. Etwa in seinem Meisterwerk „Spalovač mrtvol“ / „Der Leichenverbrenner“.

Die Horrorkomödie nach der Romanvorlage von Ladislav Fuks feierte zwar im Frühjahr 1969 ihre Premiere in den tschechoslowakischen Kinos, verschwand dann aber aus politischen Gründen bis 1990 im Panzerschrank der Zensurbehörde. Herz selbst hält den „Leichenverbrenner“ für seinen besten Film:

Juraj Herz  (Foto: www.nfa.cz)
„Ganz sicher ‚Der Leichenverbrenner‘. Den Film habe ich im Jahr 1968 gedreht und damals hatte ich die totale Freiheit, so zu drehen, wie ich wollte. Und genauso hab‘ ich’s auch gemacht.“

Wenn schon eine Auszeichnung, dann hätte er sie sich auch für diesen Film gewünscht, so Juraj Herz:

„Natürlich freut man sich über jede Ehrung. Aber ich habe es lieber, wenn ich für einen konkreten Film geehrt werde und nicht für mein Lebenswerk. Das bedeutet ja fast, dass ich schon schön langsam sterben sollte.“

Und dafür sei es noch viel zu früh, denn er arbeite gerade an zwei Filmen und zwei Theaterstücken, verriet Juraj Herz dem Tschechischen Rundfunk.