Obama in Prag: Rede zu einer atomwaffenfreien Welt vor Pilgermassen
Am Samstag ist der mächtigste Mann der Welt, der neue amerikanische Präsident Barack Obama in Prag unter strengen Sicherheitsvorkehrungen angekommen. Am Abend war er mit seiner Frau Michelle privat essen – also kein offizielles Programm. Mit Spannung erwartet wurde aber Obamas öffentliche Rede auf der Prager Burg am Sonntagvormittag. Christian Rühmkorf hat vor Ort die rund halbstündige Ansprache verfolgt. Till Janzer sprach mit ihm über die Inhalte und die Atmosphäre.
„Es gab keine Zwischenfälle, es ist alles glatt über die Bühne gegangen. Die Sicherheitsvorkehrungen waren auch immens. Ab sieben Uhr wurden die Tore zum Burghof geöffnet und es wurde mit den Sicherheitschecks begonnen. Zu dem Zeitpunkt waren bereits Massen von Besuchern auf der Burg. Es war wie eine Pilgerfahrt, die Straßenbahnen waren voll. Es müssen Zigtausende gewesen sein. Die Zahl von 30.000 Prager und Besuchern der Stadt machte die Runde. Sie haben alle Obama jubelnd willkommen geheißen. Dazu muss man sagen: Es war die erste und einzige Rede Obamas auf seiner jetzigen Europareise.“
Nannte der US-Präsident Gründe, warum er sich für Prag entschieden hat?
„In seiner Rede sagte er, es sei eine bewusste Entscheidung gewesen. Die Stadt liege im Herzen Europas und er sei stolz, hier zu sprechen, nicht zuletzt, weil das Land enorm viel erreicht hat. Obama sprach den Prager Frühling an und die Samtene Revolution. Niemand hätte ahnen können, sagte er, dass einer wie er einmal amerikanischer Präsident würde, dass einer wie er in der freien Tschechischen Republik werde sprechen können, dass die Tschechische Republik Mitglied in der Nato und der Europäischen Union sein würde, und Europa anführe. Obama hat der Tschechischen Republik einen Spiegel vorgehalten, wie sehr sich die Welt und wie sehr sich dieses Land verändert hat – und das bei allen Differenzen.“Vorab hatte es geheißen, Obama werde in Prag eine Grundsatzrede zu Atomwaffen und einer atomwaffenfreien Welt halten. War dies denn wirklich das zentrale Thema der Ansprache?
„Es ist in der Tat das zentrale Thema gewesen. Die Hauptbotschaft war, kurz gesagt: ´Es gibt Differenzen in der Welt, aber die können überbrückt werden und dafür müssen wir miteinander sprechen.´ Das betraf die Atompolitik, es betraf die Atomwaffen und die Atomversuche. Obama sagte, dass Atomwaffen das gefährlichste Erbe des Kalten Krieges seien. Zwar sei die Gefahr eines globalen Atomkrieges gesunken, aber das Risiko eines einzelnen Nuklearangriffs wiederum gestiegen. Er nannte dies das eigentlich Absurde in der Geschichte. Er sprach Nordkorea direkt an – Nordkorea, das gerade am Sonntag eine Rakete getestet hat, mit der es möglich ist, eine Atombombe zu transportieren. Der amerikanische Präsident sagte, Nordkorea habe die Regeln gebrochen. Die Welt müsse nun zusammenarbeiten und klar und unnachgiebig reagieren. Er sagte: Regeln müssen eingehalten werden, Gewalt muss bestraft werden und Worte dürfen nicht leer sein. Die USA wollen dazu die internationale Zusammenarbeit forcieren. Und er sagte, dass die USA die einzige Atommacht sind, die je eine Atombombe eingesetzt hat. Daraus würde eine ganz besondere Verantwortung resultieren.“In Tschechien hat man von Barack Obama auch eine Aussage zu dem geplanten amerikanischen Raketenabwehrsystem erwartet. Im Rahmen der Raketenabwehr soll ja im mittelböhmischen Brdy eine US-Radaranlage stationiert werden. In Polen würden wiederum die Raketen aufgestellt. Kam diese Aussage von Obama?
„Ja, er hat es natürlich angesprochen. Er sagte, wenn die iranische Bedrohung bestehen bleibe, dann würde man sich auch darum kümmern, dass hier ein entsprechender Raketenabwehrschirm entsteht. Er dankte der Tschechischen Republik und Polen, dass sie bereit sind, diesen Raketenabwehrschirm in ihren Ländern zu akzeptieren. Obamas Aussage war: ´Wir können über den Abwehrschild sprechen, wenn aber die Bedrohung aus dem Iran bestehen bleibt, dann wird die Raketenabwehr kommen.´“Gab es auch noch weitere Themen?
„Durchaus, dazu gehörten natürlich die Finanzmärkte und ihre Regulierung. Ungewöhnlich für einen amerikanischen Präsidenten nach der Bush-Ära war seine Aufforderung, ganz anders mit der Energie auf unserem Planeten Erde umzugehen. Man müsse Energiesparen und die alternative Energie wie Sonne oder Windkraft nutzen. In diesem Sinn kann man sagen: Es war eigentlich eine historische Rede.“