Ski-WM: Rechnungshof lässt die Finanzierung der Sportstätten überprüfen

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Es soll ein Fest werden. Alle, die auf ihren Brettern etwas bedeuten, werden ab kommenden Mittwoch in Liberec / Reichenberg zu sehen sein. Dort findet bis zum 1. März die Nordische Ski-WM statt. Doch während die Sportler um Medaillen kämpfen werden, prüfen Polizei und Staatsanwaltschaft die Finanzierung der Wettkampf-Orte. Der Oberste Tschechische Rechnungshof vermutet Veruntreuung, hat die Polizei eingeschaltet, die nun aufklären soll.

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Wenn der Rechnungshof prüft, dann geht es um Steuergelder. Mit denen wurde aber beim Bau der Sportanlagen ziemlich locker umgegangen, wie der oberste Rechnungsprüfer František Dohnal am Donnerstag bekannt gab:

„Es wurden Arbeiten beglichen, die überhaupt nicht ausgeführt wurden; es wurde Material bezahlt, das niemals geliefert worden“, zählte Dohnal auf.

Der Steuerzahler hat ganz beträchtlich zur Ski-WM im nordböhmischen Liberec beigetragen. Zwei Milliarden Kronen (70 Millionen Euro) stammen aus öffentlichen Kassen. Dabei wurden Kronenbeträge in zweistelliger Millionenhöhe verpulvert, glaubt der Rechungshof. Er hat deswegen mehrere Anzeigen gegen unbekannt erstattet. Im Verdacht stehen das Bildungsministerium, die Technische Universität in Liberec sowie die WM-Stadt selbst. Tatsächlich habe man selbst einen Fehler bemerkt, er wurde aber schon damals behoben, entgegnet der stellvertretende Bürgermeister von Liberec, Ondřej Červinka:

„In einem Fall haben wir einen Fehler gemacht. Wir haben Arbeiten bezahlt, bevor sie zu Ende geführt wurden. Es stimmt aber nicht, dass die Arbeiten nicht ausgeführt wurden. Sie wurden nur einige Tage zu früh bezahlt.“

Eine Straftat sehe er darin nicht, so Červinka. Ähnlich argumentiert auch die Technische Universität. Doch der Rechnungshof hat nicht nur Fehler in den Rechnungen festgestellt. Er wirft der Stadt Liberec zudem vor, öffentliche Ausschreibungen umgangen zu haben, indem Aufträge häppchenweise vergeben wurden. Die Portionierung sei notwendig gewesen, um die Termine einzuhalten, lautet die Rechtfertigung aus dem Magistrat der Stadt. An das Bildungsministerium geht wiederum der Vorwurf, praktisch blind staatliche Zuschüsse verteilt zu haben. Die Anträge seien fast überhaupt nicht gegengerechnet worden.

„Es sind Anträge auf staatliche Zuschüsse vorgelegt worden, die unvollständige, missverständliche oder falsche Angaben enthielten. Und jene, die die Anträge bearbeitet haben, dürften von den fehlerhaften Angaben gewusst haben“, so Dohnal.

Im Bildungsministerium möchte man sich erst einmal mit den Vorwürfen vertraut machen, heißt es. Aber es kommt noch ein anderes Problem hinzu. Als 2004 die WM-Planungen begannen, glaubten die Veranstalter noch ohne staatliche Zuschüsse auszukommen. Wie kaum anders zu erwarten, wuchsen die Kosten aber in ungeahnte Höhe. Der Staat sprang ein. Festgelegte Obergrenze: 53 Prozent der Gesamtkosten. Nun, da der Startschuss für die nordischen Skiläufer bevorsteht, ist aber klar: Mehr als drei Viertel der Gelder stammen aus öffentlichen Kassen.