Tschechen über Obamas Amtseinführung: „Wie 1989 die Demos in Prag“

Amtseinführung von Barack Obama (Foto: ČTK)

Barack Obama ist am Dienstag in sein Amt als amerikanischer Präsident eingeführt worden. Mit dem ersten Schwarzen im Weißen Haus verbinden die Amerikaner große Hoffnungen. Aber nicht nur sie: Die tschechische EU-Ratspräsidentschaft schreibt in einer offiziellen Erklärung, Europa habe Obamas Amtseinführung mit demselben Interesse und denselben Erwartungen wie Amerika verfolgt. Und die tschechischen Bürger, welche Gedanken verbinden sie mit Obama? Haben sie sich die Live-Übertragung aus Washington im Fernsehen angesehen? Radio Prag hat auf den Straßen Prags nachgefragt.

Amtseinführung von Barack Obama  (Foto: ČTK)
„Ich habe mir die Inauguration bis fast zwei Uhr früh im Fernsehen angeschaut. Es war ein großartiges Erlebnis. Und man muss sagen, dass ich von ihm mehr erwarte als von Bush“, sagt ein älterer Herr.

Auch ein weiterer Mann hat sich die Amtseinführung nicht entgehen lassen:

Amtseinführung von Barack Obama  (Foto: ČTK)
„Ich habe mir das angeschaut, aber nicht alles, ich muss ja auch arbeiten. Mensch, da in Washington, da waren Menschenmassen, wie auf dem Prager Letná-Hügel im Jahr 1989.“

Der Vergleich mit den Massen-Demonstrationen in Prag gegen das kommunistische Regime ist bezeichnend. Auch viele Tschechen halten die Amtseinführung Obamas für ein richtungweisendes Ereignis. Schon jetzt ist der neue amerikanische Präsident laut einer repräsentativen Umfrage bei den Tschechen der beliebteste ausländische Politiker: 83 Prozent sehen Obama positiv, sein Vorgänger George W. Bush liegt mit 31 Prozent am anderen Ende der Skala - noch hinter Wladimir Putin. Was könnte also Obama in der Welt bewirken?

„Er wird vor allem die amerikanischen Truppen aus dem Irak und Afghanistan abziehen“, glaubt eine Frau um die Fünfzig.

Amtseinführung von Barack Obama  (Foto: ČTK)
„Ich erwarte, dass sich die Amerikaner mehr um Europa kümmern werden – politisch wie wirtschaftlich“, sagt dieser ältere Herr.

Ein weiterer Passant hofft, dass Obama nun anders als Bush über die zukünftige Stationierung eines amerikanischen Radarschirms in Tschechien entscheiden wird:

„Ich hoffe er ist so vernünftig und sieht von den Plänen zur Stationierung des Radars ab. Das Radar ist wirklich eine unglückliche Sache.“

Amtseinführung von Barack Obama  (Foto: ČTK)
Diese Aussage entspricht der gängigen Meinung in Tschechien, geht man von derzeitigen Umfrageergebnissen aus. Weiterhin sind rund zwei Drittel der Tschechen gegen die Stationierung der Radaranlage im Rahmen der amerikanischen Raketenabwehr. Was ist also die Botschaft von den Straßen Prags? Ein Mann um die Vierzig fasst es vielleicht am besten zusammen:

„Ich drücke Obama ganz fest die Daumen, dass alles gut geht, dass zum Schluss nicht nur Lächeln hier, schöne Reden da und Wünsche waren, sondern sich die Dinge erfüllen.“