Radio Pohoda – das erste Krankenhaus-Radio in der Tschechischen Republik
Ein Aufenthalt im Krankenhaus ist keine angenehme Sache. Doch in Chrudim ist es ein bisschen angenehmer. Eine Gruppe von Freiwilligen betreibt hier nämlich schon seit mehr als einem Jahr ein Radio, das für die Pazienten und das Personal sendet. Martin Karlík besuchte das Krankenhaus-Studio. Er war Gast in einer Sendung von Radio Pohoda, aber vor allem war er selbst mit dem Mikrofon unterwegs.
Der Jingle von Radio Pohoda. Diese Melodie erklingt viermal pro Woche in Zimmern des Krankenhauses im ostböhmischen Chrudim. Radio Pohoda – also ein Sender für die gute Stimmung - ist das erste und immer noch das einzige Krankenhausradio in der Tschechischen Republik. Der Sender ging im Herbst 2007 auf Sendung und feierte so vor kurzem sein einjähriges Jubiläum. Alles begann bei einem Besuch der Chrudimer in ihrer Partnerstadt, im niederländischen Ede, erzählt Jan Kouba, der auf dem Rathaus in Chrudim für Auslandsbeziehungen verantwortlich ist.
„Einmal, beim Besuch in den Niederlanden sah ich beim Ausbau eines neuen Krankenhauses, dass sie dort auch ein Rundfunkstudio bauten. Der Rundfunk war für die Patienten und wurde von freiwilligen Mitarbeitern gemacht. Und etwa nach zwei Jahren fiel uns bei einer gemeinsamen Sitzung mit unseren holländischen Partnern ein, dass es gut wäre, auch ein solches Radio bei uns zu haben. Die Mitarbeiter haben das Projekt vorbereitet, Geld gesammelt und haben das ganze Studio hier aufgebaut.“
In einer kleinen Stube entstand das erste Studio. Anfangs war es problematisch ein Team aufzustellen. Es gab zwar viele Leute, die von der Idee begeistert waren, aber nach ein paar Treffen gaben sie es auf, wie Ondřej Šilhánek, der Chef und Techniker des Senders zugibt.
„Verlässliche Leute zu bekommen, das ist ein Problem, und nicht nur bei uns. Es waren hier schon ungefähr 15 Leute.“
Heute arbeiten hier sechs Freiwillige. Ein Techniker und Chef in Personalunion, ein Moderator, drei Moderatorinnen und eine Redakteurin. Mitarbeiter werden natürlich auch weiterhin gesucht. Und das nicht nur direkt für die Arbeit am Mikrofon, sagt Ondřej Šilhánek, der vor kurzem Inspiration bei Kollegen in Ede gesucht hat.
„Einer der Kollegen besucht freitags die Zimmer und fragt nach den Hörerwünschen, die er gleich ins Studio meldet. Und sie spielen dann die Wunschlieder.“
Auch das haben die Radiomacher in Chrudim probiert und es funktionierte. Deswegen suchen sie nach weiteren Freiwilligen, die auch mit dem Organisatorischen helfen würden.
Das Radio feierte also vor kurzem seinen ersten Geburtstag. Und als Geschenk bekam es einen neuen Raum. Das ehemalige Sprechzimmer am Ende des Flurs verwandelte sich innerhalb weniger Tage in ein gemütliches Studio, das den Vergleich mit einem Profistudio nicht scheuen muss.
Radio Pohoda ist vier mal pro Woche auf Sendung. Es wurde aufgestockt. In seinen Anfängen sendete es nämlich nur drei Mal. Und wie sieht das Programm aus? Das verriet uns der Chef des Senders Ondřej Šilhánek.
„Wir spielen Musik für gute Laune und bringen Infos aus der Region. Dienstags und mittwochs moderne Musik, donnerstags eher Rock und freitags Country und Oldies.“
Der Chef des Senders ,Ondřej Šilhánek, ist 24 Jahre alt und arbeitet als Verkäufer von Handys in einem Geschäft in Chrudim. Zwei Moderatorinnen sind Unistudentinnen, eine studiert Fremdsprachen, die andere Journalistik. Der einzige Moderator und eine weitere Moderatorin arbeiten in der Nachbarstadt Pardubice beim Privatsender Radio Hey Profil. Die Redakteurin besucht noch das Gymnasium. Die Radiomacher aus Chrudim sind jung, alle so um die 20 Jahre alt. Das Chrudimer Radio Pohoda zieht vor allem junge Leute an. In den Niederlanden ist das etwas anders, erzählt Jan Kouba vom Rathaus in Chrudim.
„Es machen sowohl die Jungen als auch die Alten. Es sind dort etwa sechszig Leute. Und sie senden zwei Stunden täglich und jeden Tag ein anderes Genre.“
Das will auch das Radio Pohoda schaffen. Der Sender ist aber noch jung. Und gerade deshalb haben auch noch die älteren Interessierten hier die Möglichkeit sich vielleicht den Traum vom Radiomachen zu erfüllen. Ähnlich wie Milan und Linda, die zwar bei einem Privatsender arbeiten, aber nur im Marketing. Sie sind also nicht on air. Im Krankenhaus geht auch dieser Traum für sie in Erfüllung.
Radio Pohoda will sich weiter entwickeln und künftig auch via Internet ausstrahlen. Bald könnten ähnliche Sender auch in anderen tschechischen Krankenhäusern entstehen. Für das Projekt interessieren sich schon das Gesundheitsministerium, Krankenhäuser in anderen Städten oder medizinische Fakultäten der Universitäten.