„Würdevoller Tod“ - neue Gesetzesvorlage zu Sterbehilfe liegt vor
Nach einer längeren Pause ist sie wieder da – die Debatte zum Thema „Sterbehilfe“. Ausgelöst wurde sie diesmal durch einen entsprechenden Gesetzesentwurf, den vor wenigen Tagen die Senatorin für „Europäische Demokraten“ (SNK ED), Václava Domšová, der oberen Parlamentskammer vorgelegt hat. Sein Titel: „Würdevoller Tod.“ Die Reaktionen sind nach wie vor positiv und negativ.
Es ist allerdings nicht alles beim Alten. Die öffentliche Meinung ist diesmal durch die Frage der Sterbehilfe offenbar nicht mehr so gespalten, wie es noch vor zwei Jahren der Fall war. Laut der jüngsten Umfrage, die vom Mai dieses Jahres stammt, sind zwei Drittel der Tschechen für die Sterbehilfe. Strikt dagegen waren nur zehn Prozent. Die bisherigen Reaktionen aus der Politlandschaft hingegen lassen nicht eindeutig darauf schließen, dass die Gesetzesvorlage eine erforderliche Stimmenmehrheit bei den Verhandlungen im Parlament im kommenden Herbst bekommen wird. Ein Kabinettsmitglied, die Ministerin für Menschenrechte, Džamila Stehlíková, hat sich dieser Tage kategorisch gegen das Sterbehilfegesetz gestellt:
„Das ist direkt das Gegenteil eines würdevollen Todes. Wenn ein Mensch seinen Tod aus den Händen eines Arztes verlangt, geht es um eine verzweifelte Situation, im Prinzip um einen Fehlschlag in der medizinischen Betreuung. Ein würdevoller Tod bedeutet, dass der Kranke auf seinem Weg in den Tod begleitet wird, wobei sein seelisches und körperliches Leiden mithilfe der Palliativmedizin gedämpft werden sollen. Die Wahl, die zur aktiven Beendigung des Lebens führt, ist kein würdevoller Tod.“
Džamila Stehlíková lehnt die Argumente der Liberalen Reformpartei ab, die das Konzept für den diskutierten Gesetzesentwurf vorbereitet hat. Deren Vertretern zufolge wird in tschechischen Krankenhäusern eine Art „wilde Sterbehilfe“ praktiziert, indem die unter starken Schmerzen leidenden Patienten mit immer höheren Dosen von Opiaten behandelt werden, bis ihre Atmung versagt. Gleichzeitig wollen sie aber nicht, dass der freiwillige Tod mit dem neuen Gesetz als eine Norm, sondern lediglich als eine Möglichkeit im Extremfall eingeführt wird.Doch das mögliche Sterbehilfegesetz stößt auch auf viele Gegner. Etliche tschechische Experten rufen nach einer Verbesserung der rechtlichen Basis für die Pflege von todkranken Patienten. Die Gegner des Sterbehilfegesetzes warnen vor allem vor dem Risiko seines möglichen Missbrauchs. Außerdem, so die Ärztin Marie Svatošová, Begründerin der Hospizbewegung in Tschechien, gibt es bereits jetzt eine rechtliche Regelung.
„Wenn ich als Patientin drei Chemotherapien hinter mir haben werde, die nicht geholfen haben, werde ich jede weitere Behandlung ablehnen. Dazu brauche ich aber kein Sterbehilfegesetz. Es reicht vollkommen, eine entsprechende Erklärung zu unterschreiben. Und wenn mir ein Patient sagt, er sei an der Schmerzlinderung bei Atemnot und anderen Symptomen interessiert, werde ich mich danach richten.“