Ultrarechte „Nationale Garde“ patrouilliert vor Grundschule
Vor einer Grundschule in der westböhmischen Kurstadt Karlovy Vary / Karlsbad patrouilliert zurzeit die ultrarechte „Nationale Garde“ – angeblich, um Kinder vor einer Roma-Gang zu schützen, die die Gegend rund um die Schule unsicher macht. Wie reagieren darauf die Eltern? Und was sagt die Stadt Karlsbad dazu?
„Wir wollen den Schulkindern Hilfe leisten und versuchen, die Angreifer zu vertreiben oder zu stellen, um dann sofort die Polizei zu rufen“, sagt ihr Anführer Martin Novotný.
Bereits im März hatte die Schuldirektorin die Eltern per Brief informiert, dass die Kinder in der Schule nicht mehr in Sicherheit seien. Damit sollten die Eltern aufgefordert werden, ihre Kinder lieber selbst zur Schule zu bringen und auch wieder von dort abzuholen.
Die Meinungen der Eltern gehen weit auseinander, was den Schutz ihrer Kinder durch die „Nationale Garde“ betrifft. Vielen erscheint diese rechte Intervention übertrieben, doch es gibt auch Eltern, die sie begrüßen:„Bevor ich mein Kind verprügeln lasse, toleriere ich die ´Nationale Garde´ eben“, so eine Mutter.
Die Stadt dagegen ist ganz und gar nicht mit dem Eingreifen der Rechten einverstanden:
„Da keine Zusammenarbeit mit den zuständigen Dienststellen erfolgt ist, habe ich den Eindruck, dass es hier um etwas ganz anderes geht als um den Schutz der Kinder“, meint die Oberbürgermeisterin von Karlsbad, Veronika Vlková.Der Sozialarbeiter der Bürgervereinigung der Roma sieht das genauso. Seiner Meinung nach wolle die extreme Rechte durch das Patrouillieren vor der Schule nur provozieren und sich selbst in Szene setzen. Seine Angst: Bereits den Schulkindern würden dadurch rassistische Anschauungen untergeschoben. Es gäbe auch keine Roma-Gang, die im Umfeld der Schule ihr Unwesen triebe – es habe nur einen einzigen Überfall von ebenfalls minderjährigen Roma auf Schulkinder gegeben, und das sei ein Einzelfall gewesen.
Bis zum Ende des Schuljahres am Freitag will die „Nationale Garde“ noch vor der Schule Wache schieben. Zwei Roma-Mütter haben ihre Kinder bereits von der Schule genommen: Sie haben Angst, dass ihre Kinder unter Repressionen und rassistischen Übergriffen zu leiden haben werden.