Tschechische Transplantationsmedizin feiert ein Jubiläum
Am 28. Juni feiert die tschechische Transplantationsmedizin ein Jubiläum. An diesem Tag vor 25 Jahren wurde im Prager Institut für klinische und Experimentalmedizin, kurz IKEM, hierzulande die erste Bauchspeicheldrüse transplantiert. Aus diesem Anlass findet im Kongresspalast eine Konferenz statt.
Die Bauchspeicheldrüse produziert das wichtige Hormon Insulin. Wenn es zu einer Funktionsstörung kommt, ist der Patient auf regelmäßige Insulinspritzen angewiesen. Der Volksmund spricht von Zuckerkrankheit, die Ärzte von Diabetes. Die Insulin-Behandlung muss jedoch nicht immer greifen und dem Patienten bleibt manchmal nur eine Hoffnung – die Transplantation der Bauchspeicheldrüse, eine der kompliziertesten Operationen. Zum ersten Mal wurde sie 1966 in den USA durchgeführt. Die Bilanz war anfangs nicht besonders erfolgreich, trotzdem hat man bereits Mitte der 70er Jahre auch im Prager IKEM die Vorbereitung eines Transplantationsprojektes gestartet.
Am 28. Juni 1983 wurde einer 32-jährigen Frau als erster Patientin hierzulande ein Teil der Bauchspeicheldrüse transplantiert. Die Erfahrungen tschechischer Wissenschaftler waren jedoch nicht besser als vieler ausländischer Kollegen. Das Programm wurde eingestellt. Um die Einführung einer neuen chirurgischen Transplantationstechnik im IKEM hat sich Professor Miloš Adamec verdient gemacht. Aber auch er musste die Methode zunächst erlernen:
„Ich bin damals nach Minneapolis in den USA geflogen, in die Wiege der ´Transplantation´ der Bauchspeicheldrüse. Der Programmleiter ist Prof. Sutherland, der auch das Register über die weltweit durchgeführten Transplantationen in seiner Obhut hat. Mit einem Stipendium der Fullbright-Stiftung konnte ich dort insgesamt sieben Monate verbringen und mich auch an allen Transplantationen der Bauchspeicheldrüse beteiligen. Bei uns ging es damals um eine Änderung der Operationstechnik. Bis dahin haben wir nur Teile der Bauchspeicheldrüse transplantiert. Nach meiner Rückkehr aus den USA haben wir auf den Transfer des gesamten Organs umgesattelt.“
Das war 1994. Professor Adamec führte damals mit seinem Team die erste kombinierte Transplantation in Tschechien durch. Dem Patienten wurde nicht nur die ganze Bauchspeicheldrüse durch ein neues Organ ersetzt, sondern auch eine Niere. Kann die tschechische Transplantationsmedizin auch heute Schritt halten mit der Entwicklung in der Welt?
„Da muss ich wirklich auch meine Lehrer loben. Das waren Professor Vaněk und Professor Bartoš, die bereits sechzehn siebzehn Jahre nach der allerersten derartigen Transplantation in der Welt diese als erste in Osteuropa durchgeführt hatten. Wir können also mittlerweile auf eine Tradition zurückblicken und versuchen diese weiter auszubauen. Laut Statistik nimmt unser Transplantationszentrum bei diesen Operationen europaweit die dritte Stelle ein im Verhältnis zur Einwohnerzahl.“
Jährlich werden im IKEM 20 Transplantationen der Bauchspeicheldrüse durchgeführt. Auf der Warteliste sind aber schon jetzt 80 Patienten. Es gibt nicht genug Spendeorgane und sie werden immer weniger, klagen die Ärzte.