Eine endlose Geschichte ist es, nämlich die der immer noch nicht existierenden neuen Nationalbibliothek. Ihr seit über einem Jahr existierendes Projekt, mit dem der international bekannte Architekt Jan Kaplický einen Wettbewerb gewonnen hat, teilt die gesamte Nation. Radio Prag will Sie nach wie vor kontinuierlich auf dem Laufenden halten. Hier also wieder eine kleine „Neuigkeit“: Der Blob oder auch Kraken, wie das erwähnte futuristische Bauprojekt der Nationalbibliothek mittlerweile von vielen bezeichnet wird, ist offensichtlich einen weiteren Schritt in die Ferne gerückt.
Vlastimil Ježek
Bereits drei Jahre sind seit dem Moment vergangen, als Direktor der Nationalbibliothek, Vlastimil Ježek, kurz nach seinem Amtsantritt von der Notwendigkeit sprach, ein neues Gebäude für die Nationalbibliothek zu bauen. Seitdem waren viele Varianten im Gespräch. Der Entwurf des Londoner Kaplický-Ateliers, projektiert für das Letná-Plateau unweit der Prager Burg ist allerdings ganz bestimmt der meistumstrittene. Im Laufe der Zeit ist er zu der berüchtigten heißen Kartoffel geworden, die sich verschiedene Institutionen und Spitzenpolitiker zuspielen: der Premier, der Präsident, der Prager Magistrat, das Amt für Wirtschaftswettbewerb und andere. Nun hat auch Kulturminister Václav Jehlička „sein Kleinweniges in die Mühle getragen“, wie ein tschechisches Sprichwort besagt. Was er gegenüber dem Tschechischen Rundfunk angedeutet hat, klang eindeutig: Für die Nationalbibliothek auf der Letná gebe es auch in diesem Jahr kein Geld in der Staatskasse. In seinem Ressort sehe es so aus:
Entwurf der Nationalbibliothek von Jan Kaplický
„Wir haben eine Geldsumme zur Verfügung und die ändert sich nicht. Das Geld wird uns wieder fehlen und so viel Geld für die Bibliothek haben wir sowieso nicht. Unsere Priorität ist der Umbau des Nationalmuseums und seine Verknüpfung mit dem benachbarten Gebäude des ehemaligen Föderalparlaments wie auch die Lösung der höchst unangenehmen Verkehrssituation in der Umgebung.“
Milan Knižák
Die Frage der Nationalbibliothek sei also offen, weitere Verhandlungen seien erforderlich, meinte Václav Jehlička, der dem Kaplický-Projekt nicht sonderlich zugeneigt ist.
Mit einer, seinen Worten nach, genialen Idee präsentierte sich am Sonntag in einer Fernsehdebatte der Direktor der Prager Nationalgalerie Milan Knížák, von Anfang an Blob-Gegner. Man könnte den früheren kommunistischen Kulturpalast, derzeit in einen Kongresspalast umfunktioniert, in die Nationalbibliothek umbauen. Damit könnte man Knížák zufolge, der den Kongresspalast als einen Kuhfladen mitten in Prag bezeichnet, gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen.