Politik und Freundschaft: Außenminister Steinmeier zu Besuch in Prag
Die Straßenkämpfe anlässlich des Aufmarschs von Neonazis in Prag haben ein weiteres Ereignis in der tschechischen Berichterstattung an den Rand gedrängt: den zweitägigen Arbeitsbesuch des deutschen Außenministers Frank-Walter Steinmeier am Freitag und Samstag in Prag.
„Sehr verehrter Herr Kollege, verehrter Fürst Schwarzenberg, lieber Karel, viele Male haben wir uns während dieses Jahres auch – aber nicht nur - während der deutschen EU-Ratspräsidentschaft gesehen und unsere Zusammenarbeit ist nicht nur von Kollegialität, sondern auch von Freundschaft geprägt.“
Tschechisch-deutsche Beziehungen at its best. So ließe sich das Treffen von Steinmeier mit dem tschechischen Außenminister Karel Schwarzenberg beschreiben. Dabei hatte sich der Bundesaußenminister aus eigenen Stücken ein bedeutungsschwangeres Datum für seinen Besuch im Nachbarland ausgesucht. Am 9. November 1938 gingen in der so genannten Reichskristallnacht die Synagogen in Deutschland in Flammen auf. Zudem sprach Frank-Walter Steinmeier über den Mauerfall vor 18 Jahren:
„Das ist erstens ein Grund sich zu erinnern. Zweitens, und auch deshalb bin ich gerne hier, ist es ein Grund jenen Menschen in Prag Dank zu sagen, die wie die Menschen in Warschau, in Budapest und anderswo den Weg geebnet haben für diesen 9. November 1989, der ein glücklicher Tag für uns Deutsche war.“Ein breiter historischer Hintergrund also. Breit gefächert waren auch die politischen Themen, über die beide Minister miteinander sprachen. In den Fragen nach der Zukunft des Kosovo sowie der Entwicklung im Nahen Osten einigte man sich darauf, die Zusammenarbeit in nächster Zeit zu intensivieren. Über die bilateralen Beziehungen zwischen Deutschland und Tschechien wurden erneut vor allem lobende Töne gefunden.
Einen eigenen Programmpunkt stellte das Prager Literaturhaus deutschsprachiger Autoren dar. Am Samstag besuchten beide Politiker die zukünftigen neuen Räume des Literaturhauses, das im Frühjahr 2008 im Karlsbrückenmuseum unterkommen wird. Steinmeier betonte, dass dieses Projekt an die kulturelle Verbundenheit beider Länder erinnern solle. Ähnliche äußerte sich auch Karel Schwarzenberg gegenüber dem Tschechischen Fernsehen:
„Die Beziehungen existieren mehr als 1000 Jahre. Und da wir wieder als gute Nachbarn nebeneinander leben, ist es, glaube ich, natürlich, dass es auch so etwas hier wieder gibt.“
Man habe sich zwar auch viel gegenseitig angetan, so der tschechische Außenminister weiter, aber es gebe eben auch viele Gemeinsamkeiten.