Mehr als Maja: der Bienenlehrpfad in Südmähren

Фото: Кристина Макова

Auf einem Fahrradweg zwischen den Ortschaften Uhersky Ostroh und Ostrozska Nova Ves in Südmähren wurde diesen Sommer ein Bienenlehrpfad eröffnet - ein in Tschechien einzigartiges Projekt. Vertreter der örtlichen Bienenzüchtervereine hatten sich zum Ziel gesetzt, den Interessierten die Welt der Bienen näher zu bringen.

Im Kleinen zeigt sich die Natur oft am Größten - sagt ein Sprichwort. In der Welt der Bienen ist das hundertprozentig richtig. Deshalb haben die Mitglieder der Ortsvereine des Tschechischen Bienenzüchterverbands in Uhersky Ostroh und Ostrozska Nova Ves entlang eines fünf Kilometer langen Fahrradwegs einen Bienenlehrpfad geschaffen. Der Lehrpfad wurde finanziert aus zwei Quellen: aus den Finanzmitteln der Mikroregion Ostrozsko, die acht benachbarte Dörfer einschließt, und aus den Spenden örtlicher Unternehmer. Der Lehrpfad hat insgesamt 82.000 Kronen, also rund 3000 Euro, gekostet.

Die Idee zu dem Bienenlehrpfad hatte der Geschäftsführer des Bienenzüchtervereins in Ostrozska Nova Ves, Frantisek Nespor. Inspiriert wurde er aber durch eine Sendung des Tschechischen Rundfunks, in der über einen Vogellehrpfad südlich der südmährischen Stadt Brno / Brünn berichtet wurde. Noch auf der nächsten Sitzung seines Bienenzüchtervereines stellte er die Frage: Warum könnten wir nicht einen Bienenlehrpfad bauen? Ein Jahr später war die Idee realisiert. Es handelt sich um zwölf Tafeln, die die Bienenwelt beschreiben. Der Bienenlehrpfad soll interessierte Laien und besonders junge Leute an ein Thema heranführen, das sie meist nur aus Kinderbüchern im Biene-Maja-Stil kennen. Er gewährt einen theoretischen Einblick in das geheimnisvolle Leben und das Volk der Honigbienen. Und natürlich informiert er auch über die zahlreichen Bienenprodukte, von denen das wichtigste natürlich der Honig ist:

Honig - med | Foto: Štěpánka Budková,  Radio Prague International
"Honig ist nicht nur als Nahrungsmittel für den Menschen wichtig, aber auch als Heilmittel dank beispielsweise seiner antibakteriellen Wirkung. Honig hilft nämlich bei Erkältungen oder bei anderen leichten Erkrankungen", lobt der stellvertretende Vorsitzende des Tschechischen Bienenzüchterverbandes, Vilem Frisch.

Ein Bonus für den Verband wäre es, wenn jemand durch den Gang über den Bienenlehrpfad bei sich selbst eine Neigung zur Bienenzucht entdecken würde. Aber auch so sind die Bienenzüchter in der Umgebung des Bienenlehrpfades in Südmähren sehr aktiv und erfolgreich in der Jugendarbeit. In der Verbandszentrale in Prag ist Jiri Piza für die Arbeit mit Jugendlichen verantwortlich.

"Dieser Bienenlehrpfad stellt nur einen Teil der Jugendarbeit dar. In diesem Bereich haben wir zwei Akzente, die wir im Tschechischen Bienenzüchterverband realisieren. Die wichtigste ist vor allem die Arbeit in den Vereinen - über 1000 Kinder sind in rund 80 Bienenzüchter-Jugendgruppen in Tschechien organisiert. Wir unterstützen diese jugendlichen Ortsgruppen und veranstalten für unseren Nachwuchs verschiedene Wettbewerbe. Für diese Veranstaltungen haben wir bereits engere Kontakte zum slowakischen Bienenzüchterverband geknüpft. Die Wettbewerbe richten wir wechselweise in Tschechien und in der Slowakei aus. Am letzten Wettbewerb haben auch Kollegen aus Österreich teilgenommen, mit dem Präsidenten des Österreichischen Imkerbundes, Josef Ulz, an der Spitze", so Piza.

Foto: Bidgee / Creative Commons 3.0 Unported
Die Bedeutung grenzüberschreitender Projekte innerhalb der Europäischen Union zeigt sich ganz offensichtlich auch auf diesem Gebiet. Ziel ist es, auch die jüngeren Generationen für Naturschutz und eine nachhaltige sowie umweltgerechte Entwicklung in Europa zu gewinnen. Deshalb fügt Jiri Piza zum Thema Jugendarbeit noch hinzu:

"Bei der Arbeit mit Jugendlichen ist unser Ziel, ihr Interesse zu wecken. Wir zeigen den Kindern die Bedeutung der Bienenzucht, die Liebe zur Natur. Wir verweisen auf die Wichtigkeit der theoretischen und praktischen Kenntnisse. Vor allem wollen wir den Kindern eine Alternative zu anderen Freizeitangeboten bieten, bei der sie in Kontakt mit der Natur und den Bienen sind."

Auf den großen Tafeln des Bienenlehrpfades wird über die Lebensweise und den Nutzen der Biene informiert. Zudem erfährt man viel über den Bienenstaat, die Bienenprodukte und besonders über Honig. Robert Smied aus der Prager Zentrale des Tschechischen Bienenzüchterverbandes erklärt, warum es wichtig ist, Qualitätshonig zu kaufen:

"Unsere Bienenzüchter und die Bienenzüchter in den deutschsprachigen Ländern bevorzugen den Honigverkauf aus eigenen Imkereien. Dies ist ein Haushonig. Jeder Verbraucher kann auf diese Weise den Ursprung seines Honigs herausfinden und nur so kann man einen Qualitätshonig erwerben. Zusammen mit einem Freund habe ich die Redensart ´Jede Familie sollte ihren Arzt haben´ ergänzt. Und zwar sollte jede Familie auch ihren Bienenzüchter haben. Erst dann wird der Verbraucher die Garantie eines gesunden und unbeschädigten Haushonigs haben."

Nach den Angaben des Tschechischen Bienenzüchterverbandes gibt es derzeit in Tschechien insgesamt 48.500 Imker, die ungefähr 540.000 Bienenvölker züchten.

Und die Pläne der südmährischen Bienenzüchter für die Zukunft? In Ostrozska Nova Ves möchten die Imker ein Bienen-Freilicht-Museum errichten. Das Museum sollte schon kommendes Jahr entstehen - zum 750. Jubiläum der ersten schriftlichen Urkunde über Ostrozska Nova Ves. Die künftigen Museumsbesucher sollen dort dann erfahren, wie man in der Vergangenheit Bienen gezüchtet hat und welche Techniken und Bienenstöcke dabei benutzt wurden. Aber man muss nicht unbedingt bis 2008 warten - schon jetzt können Interessierte eine Führung über den Bienenlehrpfad bestellen, und zwar bei Geschäftsführer Frantisek Nespor in Ostrozska Nova Ves, allerdings nur auf Tschechisch.