"Mein Vaterland" - 125 Jahre seit Uraufführung
Nur ein einziges Mal seit 1949 stand er nicht auf dem Programm des Eröffnungskonzertes der Internationalen Musikfestspiele Prager Frühling - der Zyklus symphonischer Dichtungen "Mein Vaterland" von Bedrich Smetana. Vor genau 125 Jahren, genau am 5. November 1882, erklang er zum ersten Mal als Gesamtkomposition. Alle sechs symphonischen Dichtungen - Vysehrad, Vltava (Moldau), Sarka, Z ceskych luhu a haju, Tabor und Blanik - wurden damals im Konzertsaal Zofin auf der Moldauinsel Slovansky ostrov (Slawische Insel) gespielt.
Die ersten zwei symphonischen Dichtungen Vysehrad und Vltava beendete Bedrich Smetana nur kurze Zeit nach November 1874, als er definitiv sein Gehör verloren hatte. Die einzelnen Kompositionen wurden jeweils einzeln unmittelbar nach ihrer Entstehung uraufgeführt. Am 5. November 1882, als sie alle zum kompletten Zyklus erklangen, war das ein außerordentliches Ereignis im Prager Kulturleben.
Die musikalischen Bilder der einzelnen Kompositionen, die auf die Geschichte des Landes und auf seine Schönheiten verweisen, waren von Smetana als eine Art Huldigung gedacht. Und als solche wurden sie auch vom Publikum empfunden. Der Zyklus spielte in den bewegten Momenten der tschechischen Geschichte eine große Rolle, insbesondere während der beiden Weltkriege. In der Zeit des so genannten Protektorats Böhmen und Mähren galt "Mein Vaterland" als verboten.
Der Zyklus von Smetanas symphonischen Dichtungen wird in seiner Gänze heutzutage eher selten gespielt. Im Ausland noch weniger als hierzulande. In Deutschland ist "Mein Vaterland" nicht unbekannt, doch in der Darbietung der Berliner Philharmoniker zum Beispiel erklang er vor kurzem nach einer zwanzigjährigen Pause.
Am 24. Oktober 2007 spielten sie in Berlin alle sechs symphonischen Dichtungen ohne übliche Pausen unter der Leitung von Jiri Belohlavek, einem der bedeutendsten tschechischen Dirigenten der Gegenwart. Über die Zusammenarbeit mit dem deutschen Spitzenorchester sagte der Chefdirigent des BBC-Orchesters in London folgendes:
"Es ist ein Ensemble von sehr leidenschaftlichen und anspruchsvollen, aber zugleich auch sehr sympathischen Musikern. Mit Recht trägt es das Attribut "bestes Orchester Europas" oder aber "eines der besten Orchester der Welt."
Auf dem Programm der Tschechischen Philharmonie steht Smetanas Werk "Mein Vaterland" seit dem 4. Januar 1896. Es war der Tag des ersten Konzertes des Klangkörpers, der es insgesamt 604 Mal spielte. Im Tschechischen Rundfunk erklangen bisher über 248 unterschiedliche Einspielungen mit verschiedenen Orchestern und Dirigenten.