Vom Abstellgleis in die Ausstellung - Warten auf das nationale Eisenbahnmuseum
Tschechien besitzt ein kompaktes Eisenbahnnetz. Schon seit dem Beginn des Dampflokzeitalters rattern Züge durch Böhmen und Mähren. Ein gesamtstaatliches Eisenbahnmuseum gibt es in Tschechien aber nicht. Seit Jahren bemühen sich das Nationale Technikmuseum und Eisenbahnhistoriker darum, ein solches zu errichten.
Tschechien ist ein Land mit einer langen Eisenbahntradition. Die historischen Bahnen und Waggons, die früher über die Gleise in Tschechien fuhren, stehen heute in mehreren Depots. Es gibt keinen Ort, an dem sie ausgestellt werden können.
"Es ist ein großer Fehler und ein großer Nachteil, dass die Tschechische Republik kein eigenständiges Eisenbahnmuseum auf nationalem Niveau hat. Alle entwickelten Staaten in Europa haben ein solches Museum",
sagt Milan Sykora, Mitarbeiter des Nationalen Technikmuseums in Prag und Beauftragter für die Einrichtung eines Eisenbahnmuseums. In Berlin zum Beispiel zeigt das Technische Museum in einem ehemaligen Depot über 30 Lokomotiven und Waggons. Der Bestand historischer Eisenbahn-Exponate soll in Tschechien sogar dreimal größer sein als in Deutschland. Ein Museum gibt es aber immerhin schon auf dem Papier. Auch ein Ort wurde schon ausgemacht: ein ehemaliges Eisenbahndepot am Masaryk-Bahnhof in Prag. Bereits im Jahr 2000 fasste die tschechische Regierung den Beschluss zur Schaffung eines nationalen Eisenbahnmuseums, also vor sieben Jahren. Seitdem ist das Projekt nicht wesentlich vorangekommen.
"Wir haben die ganze Sache im Jahr 2004 schon bis zur Ausschreibung eines öffentlichen Wettbewerbs für das Museumsprojekt gebracht. Aber kurz vor der Bekanntgabe des Ergebnisses wurde das Auswahlverfahren gestoppt."
erklärt der Eisenbahnhistoriker Karel Zeithammer. Warum das ganze Verfahren gestoppt wurde, ist unklar. Journalisten vermuten, dass das attraktive Grundstück im Zentrum Prags, auf dem das Museum entstehen soll, Investoren mit anderen Plänen angelockt hat. Zudem hat der Prager Magistrat vor zwei Jahren wegen einer geplanten Änderung des Gebietsplanes einen Baustopp in der Umgebung des Masaryk-Bahnhofs verhängt. Ein weiteres Problem ist die Finanzierung des Museums. Die Regierung hatte vor sieben Jahren 300 Millionen Kronen (rund 12 Millionen Euro) für den Aufbau des Museums zur Verfügung gestellt. Seitdem sind aber die Steuern und die Preise im Bauwesen gestiegen. Heute benötigt man die doppelte Summe. Das Kulturministerium, dessen Haushalt von Kürzungen im kommenden Jahr bedroht ist, hat bereits deutlich gemacht, dass es nicht mehr Geld für das Museum bereitstellen kann. Marcela Zizkova, Sprecherin des Kulturministeriums:
"Mit diesen 300 Millionen kann gerechnet werden. Darüber hinaus gibt es ja aber noch andere Finanzierungsmöglichkeiten, die genutzt werden können."
Die Leitung des Nationalen Technikmuseum hat den Optimismus aber noch nicht verloren und hofft, dass mit dem Bau des Museums Ende 2009 begonnen werden kann.