Treffpunkt nicht nur für psychisch Kranke: Trainingscafe "Auf halbem Wege"
Eine fünfstöckige Torte, darauf zehn Kerzen, eine kleine Fotoausstellung, Infostand, vier live spielende Bands - so sah es vergangene Woche im Park des Prager Stadteils Pankrac aus. Anlass war das zehnjährige Gründungsjubiläums von Green Doors - einer gemeinnützigen Organisation, die psychisch kranken Menschen mittels spezieller Programme unter die Arme greift, um ihnen bei der Rückkehr in das normale Leben zu helfen.
Am 15. Mai 1997 hat die nichtstaatliche Organisation "Green Doors" das erste Projekt seiner Art in Tschechien ins Leben gerufen: das so genanntes Trainingscafe. In diesem Projekt verbindet sich die Rehabilitation psychisch kranker Menschen, die in den vergangenen Jahrzehnten eher an den Rand der Gesellschaft gedrängt waren, mit dem normalen Arbeitsleben.
"Ihr seid da, um etwas dazu zu lernen und dann in das reale Leben zu gehen. Und wenn es nicht geht, könnt ihr wieder zurückkommen. Man muss es aber versuchen."
Das sagt man den Klienten, die sich an Green Doors mit ihren Problemen wenden, informiert Lucie Broukalova, Leiterin der Bürgerinitiative. In den zehn Jahren ihres Bestehens haben im Cafe auf halbem Wege insgesamt 204 überwiegend junge Menschen gearbeitet, deren Diagnose unter den Sammelbegriff "Frühpsychose" fällt. Im Schnitt 80 Prozent der Klienten, für die die Arbeitsbelastung - sei es Kundenbedienung an der Bar, Lokalreinigung, als Bürokraft, Wächter und ähnliches - individuell dosiert werden muss, kehren ins reale Leben zurück. Drei Viertel von ihnen können ohne Betreuung wieder studieren oder in einem gängigen Job arbeiten. Lucie Broukalova bilanziert mit Stolz:
"Uns ist etwas gelungen, das ein tschechisches Spezifikum ist, und zwar quasi eine Gründungslawine von "Trainingskaffeehäusern" in Gang zu setzen. Nachdem wir vor zehn Jahren das Cafe "Auf halbem Wege" gegründet haben, folgten ähnliche Projekte."
Zum Beispiel in der Straße "Ve Smeckach" in der Nähe des Wenzelplatzes in Jeleni prikop unweit der der Prager Burg und andere. Anschließend entstanden ähnliche Einrichtungen in anderen tschechischen Städten. Und nicht nur dort. "Cafe auf halbem Wege" hat auch ein internationales Projekt inspiriert und hat bisweilen nach Ungarn, Litauen und Lettland expandiert.