Eiskaltes Wasser, wild-romantische Natur - Planschen im Sarka-Bad
Mit den ersten warmen Tagen des Jahres steigt die Lust auf einen Sprung ins kühlende Nass. Beispielsweise im Naturschutzgebiet Divoka Sarka am Rande Prags. Dort liegt versteckt zwischen hohen Felsen und dichtbewaldten Hängen ein kleines, gemütliches Naturbad.
Schon von Weitem zeichnen sich die Felsen des Naturschutzgebietes ab. Zwischen ihnen führt ein kleiner Weg in einen Laubwald. Es riecht nach Blättern und Erde. Ein kleiner Bach plätschert, die Vögel zwitschern, die Sonne blitzt durch die Baumkronen. Dann erscheinen in der Ferne Sonnenschirme und kleine, grün gestrichene Hütten. Die hölzernen Umkleidekabinen begrenzen die beiden Becken, in denen das Wasser glitzernd die Sonne reflektiert.
"Ich komme jeden Sommer hierher. Das ist ein kleiner Ort in Prag und der hat so eine Wirkung auf mich. Genius loci, sagen auch wir Tschechen, das heißt die Einzigartigkeit des Ortes."
Jan Sip ist Badegast.
"Diese Badeanstalt hat früher der Familie Vestrlik gehört, und die Leute, die jetzt hier sind, das sind die Urur-Enkel der Familie. Das Bad wurde in den 20er Jahren gegründet und später renoviert. Die Familie kannte ich schon als Kind. Es waren immer schöne Zeiten hier."
Jedes Jahr am 1. Mai gibt der Bademeister im Sarka-Bad die Becken frei. Am Wochenende kann es dann bei schönem Wetter hier durchaus voll werden. Aber auch unter der Woche kommen Besucher. Und manche verbringen den ganzen Tag im Bad - so wie der etwa 50-jährige Jan Sip:
"Ich war der Erste hier heute morgen um halb zehn. Um zehn war ich schon im Wasser. Es ist richtig kalt, aber es tut gut. Es ist Heilwasser für mich."
Zudem kann man hier abseits der Touristenmassen die Seele baumeln lassen. Der Eintritt ins Bad kostet 50 Kronen, die altertümlichen Umkleidekabinen können für 30 Kronen, also rund einen Euro gemietet werden. Eis, Bier und Würstchen gibt es natürlich auch an dem Ort, der in keinem Schwimmbad fehlen darf: dem Kiosk. Erfrischend ist Divoka Sarka auch wegen der Natur.
"Hier sind große Felsen, wie in einem kleinen Canyon.Es gibt zwei kleine Becken mit Naturwasser, also kein Chlor, keine Chemie. Unten ist eine Mühle, man lebt hier also wie vor hundert Jahren. Es ist wirklich schön hier", schwärmt Jan Sip.
Das Sarka-Tal, in dem das Bad liegt, und die Hügel drumherum kann man natürlich auch erkunden - zu Fuß oder mit dem Fahrrad. Danach ist der Sprung ins kalte Wasser eine doppelte Erfrischung - und gibt neue Energie. Die Kraft, die von diesem Ort ausgeht, hat vielleicht etwas mit seinem Namen zu tun:
"Sarka war in der tschechischen Mythologie eine Amzone oder Frauenkriegerin", so Jan Sip.
Ob der Name tatsächlich von den starken Frauen kommt, weiß niemand mit Sicherheit - die wilde Romantik der Landschaft spricht jedenfalls dafür.