Nestor des tschechischen Industriedesigns findet Einzug in die Hall of Fame

Stanislav Lachmann (Foto: CTK)

Der Name Stanislav Lachmann war eine lange, außer im engen Kreis der Menschen, die sich mit der Geschichte des tschechischen Designs befassten, in der breiten Öffentlichkeit überhaupt nicht bekannt. Doch die von ihm entworfenen Küchen- und Hausgeräte kannte fast jeder. Dem 86-jährigen Industriedesigner wurde dieser Tage der in insgesamt acht Kategorien verliehene Czech Grand Design Preis verliehen, mit dem er gleichzeitig auch Einzug in die Hall of Fame hielt.

Stanislav Lachmann  (Foto: CTK)
Es sei eine riesengroße Auszeichnung für seine Arbeit in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, die aber bereits nach dem Krieg begann, als das Design hierzulande immer noch in den Windeln steckte und die jahrzehntelange Verspätung gegenüber der westlichen Welt aufholen musste. Und dies sei sehr schwer gewesen, sagt Stanislav Lachman.

Seine professionelle Laufbahn begann 1949 mit einem ungewöhnlichen Auftrag. Als Student der Prager Hochschule für Kunstgewerbe (VSUP) arbeitete er gemeinsam mit einigen Professoren am Entwurf eines Eisenbahn-Salonwaggons, der im Prager Unternehmen Tatra Smichov als ein Geschenk zum 70. Geburtstag von Josif Vissarionovitsch Stalin hergestellt werden sollte. Lachman arbeitete anschließend für mehrere Firmen, die Elektrohaushaltsgeräte produzierten, darunter auch für "Elektro Praga Hlinsko". Dazu sagt er:

"Dort war es am Anfang unheimlich schwer, etwas in die Praxis umzusetzen, was nicht veraltet war, bevor es auf den Markt kam."

Das waren die Zeiten, als das Wort "Design" wegen "westlichen" Ursprungs in der kommunistischen Tschechoslowakei nicht verwendet werden durfte. Es gab also keine Designer, sondern Industrieformgestalter. Und wie sah es dort mit der Materialversorgung und dem Zugang zu neuen Technologien beim Entwerfen von Bügeleisen, Staubsaugern, Elektrokochern und anderen derartigen Produkten aus?

"Zuerst fehlte im Prinzip alles. Es mangelte an Material, an Werkzeugmaschinen und nicht zuletzt auch an qualifizierten Arbeitskräften. Die Funktion des so genannten Patentreferenten zum Beispiel hatte ein ehemaliger Zuckerbäcker inne. Man kann sich also vorstellen, wie das funktionierte!"

Fragt man den Nestor des tschechischen Industriedesigns danach, was er während seiner langen Berufskarriere entworfen hat, antwortet er:

"Die Palette meiner Tätigkeit war sehr breit. Für eine landwirtschaftliche Genossenschaft, die an einer Verbesserung ihrer Produktionsbilanz interessiert war, habe ich zum Beispiel einen Kleiderbügel oder eine Mausfalle aus Kunststoff entworfen. Auf der anderen Seite waren es aber auch Entwürfe wie Lokomotivcockpits, Sessel für Zahnarztambulanzen, oder Lufttechnikeinrichtungen zur Beiheizung von Häusern oder ganzen Städten usw. Es war also ein sehr breites Betätigungsfeld, auf dem es keine leichten, sondern nur schwere Aufgaben gab."

Stanislav Lachman hat insgesamt 1200 Produktentwürfe geschaffen.