Neue CO2-Richtlinie der EU schreckt Autokonzerne
Thema Klimaschutz im Straßenverkehr - nach wochenlangem Tauziehen, verhandelt die Europäische Kommission heute eine neue Richtlinie zur Regelung des CO2-Ausstoßes bei Autos. Die Autoindustrie befürchtet höhere Produktionskosten, während den Ökologen die Norm nicht weit genug geht.
Eine rasante Fahrweise ist schon seit langem verpönt. Und zwar nicht nur unter Ökologen und Umweltschützern. Jeder weiß mittlerweile: defensives Fahren vermindert den Ausstoß von Kohlendioxid. Das aber genügt nach Meinung der EU-Kommission nicht, um der globalen Erwärmung Herr zu werden.
Der Ausstoß von Kohlendioxid - so hatte sich die Autoindustrie freiwillig im Jahre 1998 verpflichtet - sollte um ein Viertel verringert werden und das innerhalb von zehn Jahren. Diese Selbstverpflichtung haben die Autokonstrukteure nicht eingehalten. Daher plant die EU-kommission per Richtlinie nun eine Verminderung der CO2-Emissionen um 18 Prozent bis zum Jahre 2012.
Heute nun kommt diese Richtlinie zur Verhandlung auf den Tisch der EU-Kommission. Der Umweltkommissar Stavros Dimas hatte zwar ursprünglich einen Grenzwert von maximal 120 Gramm CO2 pro gefahrenem Kilometer gefordert. Aufgrund der Lobbyarbeit der Autoindustrie hat man sich aber jetzt innerhalb der Kommission auf einen Kompromiss geeinigt. Der lautet: 130 Gramm Kohlendioxid pro gefahrenem Kilometer. Ausgleichen will man die Differenz durch die Beimischung von Biokraftstoffen sowie durch andere Technologien wie spritsparende Reifen. Der Industriekommissar der EU, Günter Verheugen sagte gestern in Brüssel, dieser integrierte Ansatz sei der Versuch, Umweltschutz mit Wachstum und Arbeitsplätzen zu vereinbaren. Martin Jahn, Vorstandsmitglied bei Skoda Auto in Mlada Boleslav, kritisierte die geplante Richtlinie scharf und prophezeite eine Preissteigerung bei Autos zwischen 40.000 und 70.000 Kronen, also zwischen 1500 und 2500 Euro. Falls die EU-Kommission das Papier verabschiede, so Martin Jahn gegenüber der tschechischen Tageszeitung Hospodarske Noviny, werde man bei Skoda über eine Verlagerung der Produktion nach Osten nachdenken. Dort wäre man den EU-Normen nicht mehr unterworfen. Drohgebärden also von der Autoindustrie. Unzufriedenheit macht sich auf der anderen Seite bei den Umweltverbänden breit, die von einem faulen Kompromiss sprechen. Der tschechische Umweltminister Martin Bursik kündigte in diesem Zusammenhang an, man wolle den Anteil von Biokraftstoffen bis zum Jahre 2010 auf mindestens 5,75 Prozent anheben. Mit einer weiteren Gesetzesnovelle solle in Zukunft sicher gestellt werden, dass in der Tschechischen Republik keine Autos mehr fahren, welche das von der EU vorgesehene Emissions-Limit überschreiten. In diesem Falle allerdings würde dem Skoda-Konzern die Produktionsverlagerung auch nicht mehr helfen.