EU will europaweites Rauchverbot - Tschechien plant Novelle des bestehenden Gesetzes

Ginge es nach dem Willen von Gesundheitskommissar Markos Kyprianou, dann sollten alle 27 EU-Staaten ein Rauchverbot an Arbeitsplätzen, in Verkehrsmitteln, Hotels und Gaststätten einführen. Irland, Malta, Italien und Schottland seien da ja schon mit gutem Beispiel vorangegangen, meint der EU-Kommissar. Zwar hat auch Tschechien dem Zigarettenqualm den Kampf angesagt, doch vor einem harten Durchgreifen scheut man sich noch.

Der Schutz vor dem blauen Dunst wird in Tschechien bisher durch mehrere Gesetze geregelt. So unter anderem durch das Arbeitsgesetzbuch. Seit 2006 gibt es zudem ein so genanntes Anti-Raucher-Gesetz. Das verbietet die Glimmstängel in den Räumen von Kultur- und Sportgebäuden, Kliniken, Schulen, Banken und staatlichen Institutionen. Trotzdem halten viele Gegner des Tabakkonsums das Gesetz für zu schwach. So sagt Katerina Langrova von der "Liga gegen das Rauchen":

"Der umstrittenste Punkt betrifft die Restaurants. Dort ist das Gesetz sehr ungenau formuliert und wird nicht eingehalten."

Zwar müssen Kneipiers nun den Raucherbereich und nicht mehr den Nichtraucherbereich ausweisen. Problematisch ist aber, dass nur allgemein gesagt wird: Dieser Teil muss ausreichend belüftet werden:

"Damit die Belüftung ausreichend und der Raum wirklich nicht mit Rauch belastet ist, müsste hier eigentlich ein Luftstrom mit 120 Stundenkilometern durchziehen. Das ist natürlich vollkommen irreal", bemerkt dazu Katerina Langrova.

Mittlerweile hat sich unter den tschechischen Abgeordneten aber eine neue Initiative gebildet, um das Anti-Raucher-Gesetz zu verschärfen. Der Vorschlag für eine Novelle soll im März vorgestellt werden. Laut einem Bericht der Tageszeitung "Mlada fronta Dnes" wird darin eine klare Abgrenzung des Raucher- und des Nichtraucherbereichs in Restaurants angestrebt. Zudem sollen Gemeinden die Möglichkeit erhalten, im öffentlichen Raum wie beispielsweise auf Kinderspielplätzen den Zigarettenkonsum zu verbieten.

Dabei gehören die Tschechen laut einer aktuellen Umfrage im Rahmen des Eurobarometers noch zu den rücksichtsvollsten Rauchern in Europa. Während sich im europäischen Schnitt drei Viertel der Raucher auch zu Hause eine Zigarette anzünden, sind es in Tschechien nur zwei Drittel. Wiederum nur ein Viertel der Tschechen raucht, wenn im Auto eine weitere Person sitzt. Zudem wird allgemein weniger Tabak konsumiert als im europäischen Schnitt, nur rund 30 Prozent der Bevölkerung greift regelmäßig zur Zigarette. Ein Rauchverbot in Kneipen will trotzdem oder gerade deswegen nur eine Minderheit der Tschechen, nämlich ein Drittel. In der gesamten EU sind es hingegen zwei Drittel.

Brüssel hat allerdings nun die Politiker in allen 27 EU-Mitgliedsländern - also auch in Tschechien - aufgefordert, Vorschläge zu einem europaweiten Antirauchergesetz zu machen. Diese sollen bis Ende April dieses Jahres eingereicht werden. Was die tschechischen Bürger dabei bereit sind zu akzeptieren, wird sich schon bald zeigen. Dann nämlich, wenn die Diskussion über die Novelle des tschechischen Anti-Raucher-Gesetzes in Gang kommt.