Vaclav Maly erlebte als ehemaliger Dissident einst selbst das kommunistische Gefängnis. Heute leitet er den Rat "Iustitia et pax" der Tschechischen Bischofskonferenz, eine Kommission, die sich für die Menschenrechte einsetzt. Vaclav Maly besucht Länder, in denen die Menschenrechte verletzt werden, um dann die Öffentlichkeit über seine Eindrücke zu informieren. Nach Kuba, Weißrussland, und China hat er nun den Iran besucht. Martina Schneibergova fragte ihn nach den Zielen seiner Reise:
Vaclav Maly (Foto: Autorin)
"Ich interessiere mich schon lang für den Iran, und es war mein Traum, mal den Iran zu besuchen. Ich hatte einige Ziele: Erstens das Leben der Christen kennen zu lernen und die Ortsgemeinden und Bischöfe zu besuchen. Das ist mir gelungen - ich habe mit allen Bischöfen verschiedener Kirchen gesprochen. Mein zweites Ziel war, die Familien der politischen Gefangenen zu besuchen und mit ihnen über die einzelnen Fälle der Gefangenen zu sprechen. Das ist mir auch gelungen und es war sehr schmerzhaft und traurig, aber trotzdem konnte ich wenigstens meine Solidarität mit ihnen zum Ausdruck bringen und sie ermutigen. Drittens wollte ich das gesellschaftliche Leben im Iran ein wenig kennen lernen. Das ist nicht so grau, wie es manchmal in der europäischen Presse geschildert wird. Es ist eine lebendige Gesellschaft, in der über verschiedene Themen diskutiert wird, sogar unter der geistlichen Elite wird über Themen wie Islam und Modernität, über Koran und die Menschenrechte etc. diskutiert. Das ist keine uniforme, sondern eine pluralistische Gesellschaft, natürlich ist sie einigermaßen isoliert, es ist eine ideologische Diktatur. Aber die Gesellschaft unterstützt diese Diktatur nicht, die Mehrheit der Bevölkerung ist mit dem herrschenden System nicht zufrieden. Dies wurde mir mehrmals gesagt. Aus dem Grund halte ich es für wichtig, dass die Europäer beispielsweise den Studentenaustausch unterstützen, dass mehr Touristen in den Iran reisen usw."
Da Vaclav Maly während des kommunistischen Regimes selbst ein politischer Gefangener war, hat er für die Lage der verhafteten iranischen Bürgerrechtler ein besonderes Verständnis:
"Im Iran sind heute einige Hundert politische Gefangene. Sie wurden aus verschiedenen Gründen verhaftet. Meistens sind es Aktivisten der Menschenrechtsinitiativen oder Mitglieder der Frauenbewegungen, die für die Rechte der Frauen kämpfen. Es ist ähnlich wie bei uns vor der Wende, aber die Bedingungen in den Gefängnissen sind sehr viel härter: Die Häftlinge werden gefoltert, viele sitzen Monate lang in Einzelzellen, in den Gefängnissen ist AIDS verbreitet, die Hygiene ist sehr schlecht und auch der Gerichtsprozess sowie die Untersuchungen werden von der Polizei oder den Richtern gestört. Die Lage ist sehr schwierig - das wurde mir wiederholt gesagt. Es ist notwendig, sich für diese Fälle stärker zu interessieren und darüber zu sprechen, zu schreiben und diese Informationen in der Welt zu verbreiten."