AKW Dukovany: Atomkommissar fällt in Primärkreislauf - unverletzt
Zu einem denkwürdigen Zwischenfall ist es am vergangenen Freitag bei einer Übung im mährischen Kernkraftwerk Dukovany gekommen: Ein Kommissar der Internationalen Atomernergie-Organisation ist in ein Wasserbecken des Primärkreislaufs gefallen, hat das unfreiwillige Bad in der Reaktorhalle aber offensichtlich folgenlos überstanden. Thomas Kirschner mit den Hintergründen.
Der Unfall ereignete sich bei einem Lehrgang der Internationalen Atomenergie-Organisation. Die Behörde mit Sitz in Wien nutzt das nahe gelegene Kraftwerk im tschechischen Dukovany regelmäßig für die Ausbildung ihrer Kommissare. Den Hergang erklärt Kraftwerkssprecher Petr Spilka gegenüber Radio Prag:
"Der Kommissar, um den es geht, hatte am vergangenen Freitag eine Kontrollaufgabe an einem Lagerbecken zu erfüllen. Damit das Becken für die Kontrolle besser einsehbar ist, wird es von innen beleuchtet, während in der Halle das Licht ausgeschaltet wird, damit es keine Reflexionen auf dem Wasserspiegel gibt. Als er mit der Aufgabe fertig war, wollte er zum Übungsleiter gehen, hat dabei einen Bogen um einen Kollegen gemacht und ist eben in der dunklen Reaktorhalle in ein anderes Becken gefallen."
Dabei handelte es sich um ein Manipulationsbecken des Primärkreislaufes, das für die Zu- und Abfuhr von Brennstäben genutzt wird, also unmittelbar mit radioaktivem Material in Berührung kommt - sicher kein Ort für ein Bad, auch wenn nachfolgende Messungen gezeigt haben, dass der Tauchgang letztlich harmlos war, wie Petr Spilka bestätigt:
"Das Wasser war sehr sauber und hatte nur 500 Bequerel - bei Milch zum Beispiel liegt der Grenzwert bei 1000 Bequerel je Liter."Verschuldet wurde der Unfall von dem Kommissar selbst, betont Kraftwerkssprecher Spilka. Geländer und Abdeckungen würden vor den Kontrollen regelmäßig entfernt. Der Kommissar aber hätte sich nach den Vorschriften nicht allein von seinem Platz bewegen dürfen, Inzwischen hat er sein Verschulden auch eingeräumt. Fürs erste ist er mit einem Stapel nasser Wäsche davon gekommen. Weitaus schlimmer dürfte die Aussicht auf die Scherze der Kollegen sein. Denn an ein Tauchbad im Primärkreislauf, daran kann sich auch Kraftwerkssprecher Petr Spilka nicht erinnern:
"Vor inzwischen etwa zehn Jahren ist mal ein Kugelschreiber in das Becken gefallen - jetzt war es eben ein ganzer Kommissar."