Mittelalter live - "Taborer Treffen 2006"

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Die südböhmische Stadt Tabor ist als Hussitenstadt bekannt geworden. Die Anhänger des böhmischen Kirchenreformators Jan Hus haben 1420 den strategisch günstigen Ort zu ihrer Siedlung gemacht. An die hussitische Tradition knüpft auch das internationale historische Festival an, zu dem am vergangenen Wochenende mehr als 20.000 Besucher und Hunderte von aktiven Mitwirkenden nach Tabor gekommen sind. In die mittelalterliche Hussitenfestung laden Sie Martina Schneibergova im folgenden Reiseland Tschechien ein.

Nicht nur hussitischen Kämpferinnen und Kämpfern, sondern auch Kreuzrittern und adeligen Damen konnte man in den Straßen von Tabor während der drei Festivaltage begegnen. Seit Freitagabend lebte die einst nach dem biblischen Berg Tabor benannte Stadt vollständig im Zeichen der weit zurück liegenden historischen Ereignisse. Sie inspirierten unter anderem auch die Eröffnungszeremonie des Festivals: im Rahmen des historischen Umzugs wurde auf dem Marktplatz ein Schauspiel über den Tod von Hieronymus von Prag aufgeführt. Der Prediger wurde genauso wie der in Tschechien viel bekanntere Kirchenreformator Jan Hus als Ketzer auf dem Scheiterhaufen in Konstanz verbrannt - aber ein Jahr später als Hus, im Jahre 1416.

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Die Szene mit der Verurteilung von Hieronymus eröffnete das diesjährige historische Jubiläumsfest. Denn die "Taborer Treffen", wie das ursprünglich bescheidene Stadtfest genannt wird, haben bereits zum fünfzehnten Mal die Hussitenstadt belebt.

Konzerte sowie Theater- und Tanzvorstellungen haben auf einigen Open-Air-Bühnen sowie in mehreren Musikklubs von früh bis in die Nachtstunden das Publikum angelockt. Das Stadtzentrum schien vor allem während der historischen Umzüge allzu eng zu sein. Denn zu den Taborer Treffen kommen jedes Jahr auch viele ausländische Mitwirkende sowie Besucher. Stark vertreten sind traditionell dabei die Partnerstädte vor Tabor sowie Städte, in denen die Hussiten Spuren hinterlassen hatten. Am Festumzug nahm auch eine ritterlich aussehende Truppe aus Bernau teil:

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"Wir kommen aus Bernau und sind die Bernauer Briganten. Wir sind das 14. Mal hier. Wir sind nicht das erste Mal in diesem Jahr in der Tschechischen Republik. Wir waren mit unserer Gruppe eine Woche bei Rychnov na Kneznou. Das ist ein Projekt gewesen, das wir mit der Karlsuniversität Prag vorbereitet haben. Es war ein Seminar, das wir mit tschechischen, slowakischen, slowenischen und deutschen gemacht haben."

Einen der Briganten fragte ich danach, was ihn an den historischen Festen anzieht.

"Es mach eigentlich Spaß, in Rüstung herumzulaufen. Ich persönlich begann mich dafür zu interessieren, als ich einen mittelalterlichen Markt gesehen habe. Jetzt bin ich seit zwei Jahren bei den Briganten."

Was haben Sie soeben an?

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"Ich habe gerade einen Infanterieharnisch an. Der Helm hat so einen Kragen gegen Pfeile. Da ich ein Langschwert habe, ist es eher für Einzelkämpfe bestimmt. Würde ich ein Einhandschwert haben, hätte man mich in der ersten Reihe einer Formation eingesetzt, weil man schon Schusswaffen hatte. Diese waren nicht so leistungsfähig wie heute, die wären durch mich nicht durchgekommen. Ich wäre so zu sagen der ´Schussfang´ gewesen für die hinten."

Ist es für Sie nur ein Hobby oder haben Sie sonst beruflich auch etwas mit der Geschichte zu tun?

"Beruflich direkt nicht, Wir stellen auch Hussiten in Bernau dar. Und dadurch sind wir hier alle eine große Familie."

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Neben dem Marktplatz von Tabor gehörte das mittelalterliche Freilichtmuseum, das vor einigen Jahren in der Housa-Mühle (Housuv mlyn) eingerichtet wurde, zu den meist besuchten Festivalplätzen. Der Begründer des Museums, Petr Nusek, hat mit seiner Agentur A.R.G.O. die verschiedensten Vorführungen von historischen Kämpfern, Handwerkern, Gauklern und Tänzern gestaltet, denen man in der ganzen Stadt begegnen konnte. Das Zentrum dieses mittelalterlichen Geschehens war aber die Housa-Mühle, wo anlässlich des Festivals der keltische Klub eröffnet wurde, der die Tavernen und das Angebot in der Hussitenkneipe ergänzte. In der Housa-Mühle gab es die ganzen Tage lang Programme, bei dem sich unter anderem historische Fechter sowie Stuntmen vorstellten. Die Prager Stuntmen führten dabei Szenen aus einigen Filmen vor, an denen sie in den letzten Jahren mitgewirkt haben - wie z. B. "Die Nebel von Avalon" oder "Tristan und Isolde". Petr Nusek war mit den Besucherzahlen zufrieden:

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"Nach unseren Schätzungen haben in diesen Tagen bislang etwa 3000 Menschen die Housa-Mühle besucht. Unter ihnen waren viele Besucher aus dem Ausland. Neben der Kapazität der Tavernen unter freiem Himmel haben wir auch die überdachten Räumlichkeiten erweitert. Man konnte sich da nach dem turbulenten Geschehen draußen ausruhen. Und auch die neuen Räume waren sehr voll."

Im Taborer Freilichtmuseum kann man jedoch das ganze Jahr hindurch nicht nur Mittelalter live erleben. Petr Nusek zufolge wird am 14. Oktober ein internationales Festival historischer Kämpfer veranstaltet. Ganz neu ist die so genannte "Schule der Ritterkünste", die er mit seinen Mitarbeitern ab November für alle interessierten Kinder vorbereitet. Schon jetzt denkt man auch an Weihnachtsprogramme:

" Programmangebot für Weihnachten ist inzwischen schon traditionell. Es gibt hier Weihnachtsmärkte und dm St. Nikolaustag eine Rock-Musik-Bescherung. Und vor allem wird es ein großes mittelalterliches Silvesterfest geben."


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