Tschechien Kinopremiere von "Der neunte Tag"

'Devaty den' / 'Der neunte Tag'

"Devaty den" - "Der neunte Tag", so nüchtern einfach lautet der Titel des KZ-Films von Oskarregisseur Volker Schlöndorff. Doch hinter kleinen Titeln stehen oft große Geschichten, wie in diesem Fall. Es geht um ein Einzelschicksal, und dennoch um die große Thematik des Gewissenskonflikts und der Frage, wie viel ist mir mein eigenes Leben wert? Der Film, der in Tschechien gedreht wurde, läuft ab Donnerstag hier in den Kinos an. Die Premiere erlebten Miriam Goetz und Svenja Mettlach.

Volker Schlöndorff
"Der neunte Tag" basiert auf den Tagebüchern von dem Luxemburger Priester Jean Bernard. Wenn man bedenkt, dass dieser Film in insgesamt 24 Tagen mit einem Budget von gerade mal 1,5 Millionen Euro gedreht wurde, ist dies eine gewaltige Sache. Für den oskarprämierten Regisseur Schlöndorff eine, wie er sagt, "sportliche Herausforderung" und diese bestritt er in Tschechien. Neben den ökonomischen Vorteilen den Film in Prag zu drehen, gab es für Schlöndorff jedoch noch einen weiteren Grund:

"Es ist so etwas Atmosphärisches. Wir konnten auch in den Straßen und in den Innenräumen von Wohnungen in Tschechien drehen. Ich glaube aber auch, dass wir mit den Komparsen hier noch eher, die Atmosphäre aus den 40er Jahren herstellen konnten, als das zum Beispiel in Berlin oder Potsdam möglich gewesen wäre."

'Devaty den' / 'Der neunte Tag'
Den Rahmen dieses Dramas stellt das Alltagsleben der KZ Insassen in Dachau dar. Die Krux der Geschichte spielt sich dagegen im kleinen Luxemburg und im Gewissen des Abbe Kremer ab. Da er sich gegen die Nazidiktatur aufgelehnt hatte, wurde er ins KZ deportiert aber erhält nun unverhofft neun Tage Heimaturlaub. In Luxemburg angekommen, trifft der "Saupfaff" auf seinen Gegenspieler, Gestapo-Chef Gebhardt. Dieser unterbreitet ihm ein existenzielles Angebot: Der luxemburgische Bischof weigert sich standhaft mit der NS Besatzung zu kollaborieren, Abbe Kremer soll diesen in genannten neun Tagen zur Zusammenarbeit mit den Nazis bewegen oder die Kirche verleugnen. Gelingt es ihm, so winkt ihm die Freiheit, wenn nicht droht die Rückkehr ins KZ. Sollte er flüchten, werden alle seine luxemburgischen Priesterkollegen im KZ sofort erschossen. Der Priester befindet sich in mehr als nur einem Konflikt, wie Regisseur Schlöndorff ausführt.

'Devaty den' / 'Der neunte Tag'
"Um einen Konflikt, wo der Teufel den kleinen Finger hinhält und sagt, wenn du hier nur unterschreibst auf diesen Zettel, dann bist du frei, deiner Familie geht es gut und du kannst deine Freunde aus dem Lager holen. Also eigentlich nur Vorteile, außer das Gewissen."

Und die Wirkung verfehlt er nicht, auch wir saßen im Kino, lebten und litten mit den Schauspielern in den ergreifenden Szenen. Es ist dabei besonders die ausdrucksstarke Spielweise der beiden Hauptakteure Ulrich Matthes und August Diehl, welche dem Zuschauer minütlich kalte Schauer über den Rücken jagt. Judas und Jesus leibhaftig auf der Leinwand. Die Interaktion zwischen dem jungen, ehrgeizigen Gebhardt und dem verzweifelten Kremer ist mehr als beeindruckend. Es ist der Gewissenskonflikt, der hier die Hauptrolle spielt.

Der Zuschauer erfährt nebenbei auch mehr über ein eher stiefkindlich behandeltes Thema: Die Rolle der Kirche im NS Staat. Der Regisseur wünscht sich speziell vom tschechischen Publikum:

"Ich wünsch mir natürlich, wie bei jedem Film, ein paar Zuschauer. Das müssen nicht Hunderttausende sein, das weiß ich auch. Aber überall, wo der Film in Europa und auch in Amerika gezeigt wurde, hat er so einen kleinen harten Kern von Filmfreunden gefunden."