Hochwasser in Tschechien: Wie ist es um Vorbeugungsmaßnahmen bestellt?

Barrieren am Smetana-Ufer in Prag

Das dominierende Thema dieser Tage, nämlich das Hochwasser, kam am Dienstag auch im tschechischen Senat zur Sprache. Dort tagte die ständige Kommission für die Entwicklung der ländlichen Gebiete. Einige Senatoren, zumeist auch Mitglieder des Vereins für regionale Entwicklung, beklagten sich, dass der Staat wenig Aufmerksamkeit, sprich wenig Finanzmittel in die Vorbeugungsmaßnahmen investiert. Jitka Mladkova unterhielt sich mit der Vorsitzenden der erwähnten Senatskommission, Vaclava Domsakova, über dieses Thema:

Barrieren am Smetana-Ufer in Prag
"Ich war jahrelang als Bürgermeisterin in einer kleinen Berggemeinde tätig, konkret in Destne im Adlergebirge (Orlicke hory). Das war eine schöne Arbeit, ich habe dort aber auch Hochwasser erlebt, sogar dreimal hintereinander! Deswegen weiß ich sehr gut, wie groß der Bedarf ist, in die Hochwasserschutzmaßnahmen zu investieren,"

sagt einleitend Vaclava Domsakova über ihre eigene Erfahrung. Die tschechische Regierung hat vergangene Woche beschlossen, insgesamt 380 Millionen Kronen für die Beseitigung der Hochwasserschäden 2006 freizustellen. Vaclava Domsakova dazu:

"Es geht nicht nur darum, das Geld ausschließlich für die Beseitigung der unmittelbar durch eine Flutwelle entstandenen Schäden zu verwenden. Das ist zwar auch sehr wichtig und das zur Verfügung gestellte Geld wird den Bewohnern und Bürgermeistern ganz bestimmt das Leben wesentlich erleichtern. Insbesondere in den kleinen Gemeinden, weil ihre Budgets im Prinzip keine zusätzlichen Mittel für die Erneuerung beinhalten."

Es gehe allerdings auch darum, so die Senatorin, konkrete Vorbeugungsmaßnahmen zu treffen. Wie sie sagte, verfügt jede Gemeinde, die mal von Hochwasser betroffen wurde, über entsprechende Pläne bzw. eine Studie über mögliche Schutzmaßnahmen zur Hochwasserverhinderung bzw. -minimalisierung. Doch für deren Umsetzung fehle es in den Dorfkassen das Geld, sagt Domsakova und hat ein konkretes Beispiel parat:

"In meiner Gemeinde war es so, dass ich wusste, dass gemäß einer Studie u.a. fünf Brücken umgebaut werden müssen. Die Finanzierung des Projektes aus unserem beschnittenen Budget war aber keineswegs möglich. Oder ein anderes Beispiel. Als wir seinerzeit eine Subvention aus den Fonds des EU-Programms Sappard für die Finanzierung von Hochwasserschutzmaßnahmen beansprucht haben, hat man uns abgesagt mit dem Verweis darauf, dass dabei keine Arbeitsstellen entstehen würden."

Vaclava Domsakova bezeichnet die Erfahrungen aus den letzten Jahren als absolut alarmierend und fügt hinzu:

"Jahr für Jahr haben wir hierzulande in irgendeiner Form ein Hochwasser. Unser Gebiet ist sozusagen das Dach Europas und daran ist nichts zu ändern. Deshalb appelliere ich und mit mir viele andere vom Verein für ländliche Erneuerung immer wieder daran, dass konsequent und systematisch an einer komplexen Gestaltung des ländlichen Raumes gearbeitet wird. Es geht z.B. um Aufforstung oder andere Hochwasserschutzmaßnahmen, wo es wiederholt zur Überflutung eines Gebiets kommt, um so das Wasser von dort fernzuhalten, wo es dem Terrain schadet, also auf den bebauten Gebieten der Städte und Gemeinden."