Hochwasser in Tschechien: Pegel sinken, aber noch keine Entwarnung

Foto: CTK

Leicht entspannt, aber keineswegs beruhigend - so konnte man die Hochwasserlage in Tschechien am Dienstagvormittag auf einen kurzen Nenner bringen. Denn in der Nacht davor hatten die Pegel der großen Flüsse wie der Elbe in Böhmen oder der March in Mähren ihren Scheitelpunkt erreicht und waren erstmals seit Tagen wieder um einige Zentimeter gesunken. Aber von einem Aufatmen konnte noch nicht die Rede sein, da von den Meteorologen für Mittwoch und Donnerstag weitere Regenfälle und ein Fortschreiten der Schneeschmelze in den Gebirgen vorhergesagt wurden. Lothar Martin fasst zusammen.

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In der nordböhmischen stadt Usti nad Labem / Aussig hat man am Dienstagmorgen mit einem Anflug von Erleichterung zur Kenntnis genommen, dass der Wasserstand der Elbe auf 8,83 Meter gefallen sei, nachdem er noch um Mitternacht mit 8,85 Meter gemessen wurde. Gewöhnlich aber ist hier ein Pegelstand von zwei Metern. Daher durften die rund 1500 Menschen, die zuvor evakuiert wurden, auch noch nicht in ihre Wohnungen zurückkehren. Und auch der Berufsverkehr in Aussig war wegen zahlreicher gesperrter Straßen und Brücken wieder weitestgehend lahm gelegt. Im unweit entfernten Decin / Tetschen kam es ebenso zu Hochwasser bedingten Verkehrseinschränkungen. Dennoch hoffen die Einwohner im Elbetal, dass bald wieder Normalität einziehen wird und sie sich an die Schadensbeseitigung machen können. Dazu werden zahlreiche Einsatzkräfte und Hilfsgeräte zur Verfügung gestellt, sagte der Generaldirektor der tschechischen Feuerwehren, Miroslav Stepan:

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"Zur Verfügung stehen nahezu 6000 Heißluftgebläse, die den betroffenen Gebieten sogleich zugeteilt werden, wenn das Wasser stark am Sinken ist. Außerdem stehen mehrere Einsatzteams zum Auspumpen von Gebäuden bereit."

In Mähren hat sich die Hochwasserlage am Lauf der Thaya und am Oberlauf der March ein wenig entspannt. Nicht aber am Zusammenfluss der beiden Ströme im südöstlichsten Zipfel des Landes, wo die Situation nach wie vor kritisch ist. Das war sie auch in der südlich von Olomouc / Olmütz gelegenen mährischen Gemeinde Citov, wo sich ein riesiger See vor der Ortschaft angestaut hat. Wie man sich vor den Wassermassen zu schützen wusste, dazu sagte Gemeindevorsteher Jaromir Otahal:

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"Wir haben Dämme aufgeschüttet und die kritischsten Stellen mit Sandsäcken abgedichtet. Mit diesen Maßnahmen haben wir den Wassermassen gerade noch standgehalten. Ja, es lässt sich sagen, wir haben die Gemeinde in letzter Minute vor der Überflutung retten können."

"Haus und Hof gerettet", diesen Ausspruch würden auch gern die Einwohner der südböhmischen Stadt Veseli nad Luznici von sich geben. Doch in diesem von einer Hochwasser führenden Luznice relativ häufig bedrohten Ort sind noch immer 250 Häuser vom Wasser eingeschlossen, so dass mehr als 1000 Evakuierte weiterhin auf ihre Rückkehr ins eigene Zuhause warten mussten. Im Gegensatz dazu sind die Schäden, die es bei den bisher nur leichten Überschwemmungen der Moldau in Prag zu verzeichnen gibt, vergleichsweise gering. Oberbürgermeister Pavel Bem schätzte sie auf weit weniger als 100 Millionen Kronen und ist sich sicher, dass sie von der Stadt selbst getragen werden können. Einen nicht unerheblichen Anteil daran hat auch Dammwart Zdenek Zidek, der an der Orlik-Talsperre nur soviel Wasser ablässt, wie es sich auf der anderen Staumauerseite auftürmt. Aber das muss nicht so bleiben, gibt Zidek zu bedenken:

"Das ist ein Hochwasser, das einen etwas anderen Charakter hat. Weil die Temperaturen abnormal gestiegen sind, geht die Schneeschmelze nämlich viel zügiger voran, als wir es uns wünschen. Wenn es nun noch zu größeren Niederschlägen kommt, wird auch dieses Rückhaltebecken vollaufen und wir müssen mehr ablassen. Die Gefahr liegt also in der Niederschlagstätigkeit."

Autor: Lothar Martin
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