Klonen ist nach wie vor kontroverses Thema in Tschechien
Auf der einen Seite Genugtuung, auf der anderen wiederum Unverständnis charakterisierten die Reaktionen, als vor genau zwei Wochen das Gesetz zum Embryonenschutz nach langen Vorbereitungen im tschechischen Abgeordnetenhaus gebilligt wurde. Mit diesem Gesetz ist die Antwort auf die substantielle Frage "Klonen oder nicht Klonen?" gelöst. In Tschechien wird geklont, was man ohnehin schon gemacht hat, nun aber werden der Forschungspraxis mit dem neuen Regelwerk offiziell Grenzen gesetzt.Mehr von Jitka Mladkova.
Gegen das Gesetz votierten wie ein Mann die Christdemokraten, die der Meinung sind, dass die embryonalen Stammzellen auch in ihrem Frühstadium der Forschung nicht zur Verfügung dürfen und daher ausnahmslos gegen jede Verwertung eines künstlich erzeugten Embryos sind. Bei der Öffentlichkeit hat das Gesetz nur ein geringes Aufsehen geweckt. Dass sich aber nach wie vor die Geister über dieses Thema auch außerhalb des Parlaments scheiden, konnte man bei einer anschließenden öffentlichen Debatte mit Sachkundigen sehen, besser gesagt hören.
Das Wortgebilde "Restembryo" sei für ihn unakzeptabel, da es analog dazu auch Restmensch heißen müsste, sagte mir Dr. Vladimir Riha, Christdemokrat und Mitglied des verfassungsrechtlichen Ausschusses im tschechischen Abgeordnetenhaus. Von Beruf ist er Arzt und würde lieber auf die Forschung an den so genannten adulten Embryonalzellen setzen, die in einigen Geweben der Erwachsenen zu finden sind. Die so genannten Restembryonen, die bei der Eibefruchtung außerhalb des Mutterleibes entstehen und nicht in die Gebärmutter der Frau implantiert werden, sollte es nach Rihas Meinung überhaupt nicht geben. Denn, so sagen er sowie alle Gleichgesinnten, das Leben, das durch eine künstliche Befruchtung erzeugt werde, dürfe nicht wieder zerstört werden. Immerhin, das neue Gesetz verbietet zwar eine Embryonenproduktion zu wissenschaftlichen Zwecken, genehmigt jedoch die Forschung an den bereits existierenden embryonalen Stammzellen, die hierzulande in den vergangenen Jahren in den 22 Instituten für assistierte Reproduktion entstanden und eingefroren wurden. Für vorzunehmende Experimente muss aber die Zustimmung der "Eltern" vorliegen. Diese nach langer Zeit noch zu finden, wird aber nicht in jedem Fall möglich sein.
Unter den diskutierenden Sachkundigen waren nicht nur Politiker oder Wissenschaftler, sondern auch zwei Theologen, Vertreter der Evangelischen und der Katholischen Theologischen Fakultät in Prag. Der Prodekan der erstgenannten Hochschule, Jindrich Hamala, vertrat im Unterschied zu seinem katholischen Kollegen eine moderate Position in Fragen der Stammzellforschung. Die Gefahr, dass diese trotz aller legislativ verankerten Hindernisse missbraucht werden könnte, nimmt Hamala zwar wahr, für ihn gilt sie aber nicht als relevantes Argument gegen diese Forschung.
"Missbrauchen kann man faktisch alles. Ich habe hierzu das Beispiel der Transplantationen genannt. Es gibt bekanntlich Fälle des kriminellen Missbrauchs durch illegale Organentnahme oder sogar durch Mord an Menschen, und trotzdem ist niemand mit der Initiative gekommen, die Organtransplantationen einzustellen."