Kranker Mann Gesundheitswesen: Ärzte drohen mit Streik

In Tschechien bleibt auch weiterhin das Gesundheitswesen selbst der am schwersten erkrankte Patient: Nach den Apothekern haben am Dienstag auch die praktischen Ärzte mit Streiks gedroht. Sie wollen damit darauf aufmerksam machen, dass sich nach der Verhängung der Zwangsverwaltung über die größte tschechische Krankenversicherung VZP die Situation weiter verschlechtert hat und die Zahlungen nur mit mehrwöchiger Verspätung eintreffen. Thomas Kirschner berichtet.

Foto: Jana Sustova
Gesundheitsminister David Rath, ehemaliger Vorsitzender der tschechischen Ärztekammer zeigte Verständnis für die Unzufriedenheit der Ärzte. Die Verantwortung für die Verspätung der Zahlungen trage aber die Direktorin der Allgemeinen Krankenversicherung VZP Jirina Musilkova, die nicht auf einen Brief des Ministers vom Ende des vergangenen Jahres reagiert habe, so Rath.

"Ich habe darin nachdrücklich darauf hingewiesen, dass die VZP unverzüglich bei Arbeits- und Sozialminister Zdenek Skromach eine vorgezogene Zahlung für das Jahr 2006 beantragen soll."

Musilkova wies die Vorwürfe zurück: Eine vorgezogene Überweisung der staatlichen Zahlungen habe sie bereits im Herbst beantragt:

"Uns wurde geantwortet, dass der Haushalt noch nicht ganz feststeht und wir es eventuell Anfang des Jahres nochmals probieren sollen. Vor kurzem ist uns mitgeteilt worden, dass es jetzt möglich ist, einen Antrag zu stellen. In der Zwischenzeit gab es aber eine Bekanntmachung, dass die Vorauszahlung nach Koeffizienten berechnet wird, die erst später mitgeteilt werden. Das ist also eine große Unsicherheit, mit der sich gegenwärtig der Aufsichtsrat befassen muss."

Die Ärzte protestieren außerdem gegen eine Verfügung des Gesundheitsministers, die die für Ärzte und Krankenhäuser Obergrenzen bei der Erstattung von Behandlungskosten durch die Allgemeine Krankenversicherung festlegt. Die Vorschrift schade nicht nur den Ärzten, sondern auch den Patienten, sagte der Leiter der Bezirkskrankenhauses Nachod Josef Sirmuda:

"Für Patienten hat das sehr unangenehme Folgen. Wenn eine medizinische Einrichtung ihren bewilligten Finanzrahmen überschreitet, dann wird sie keine weiteren Behandlungen und Medikamente verschreiben. In unserem Fall werden wir Medikamente dann nur noch bei akuten und lebensbedrohlichen Fällen verschreiben."

Gesundheitsminister Rath wies die Forderungen der praktischen Ärzte aber zurück:

"Ich sehe keinen Grund, warum an die praktischen Ärzte ein anderer Maßstab angelegt werden sollte als an andere medizinische Einrichtungen. Wir haben für dieses Jahr ein System entwickelt, das alle Bereiche gleich behandelt."

Die praktischen Ärzte haben derweil mit weit reichenden Protesten gedroht, falls es nicht zu Verbesserungen kommt. Auch Zahn- und Fachärzte könnten sich den Aktionen anschließen. Die Apotheker wollen am Freitag über Streiks entscheiden.