Karpfen: Ein Neuling in der böhmischen Weihnachtsküche
Das Weihnachtsfest ist nicht nur ein Höhepunkt in der christlichen, sondern auch in der kulinarischen Tradition - und zwar seit alters her. Was alles in der altböhmischen Küche am Heiligen Abend auf den Tisch kam, erfahren Sie nun von Bara Prochazkova.
"Danach wurde eine Suppe serviert. Es gab eine ganze Palette von traditionellen Suppen, zum Beispiel die Pilzsuppe oder die so genannte "Stedracka", in der alles vorkommen musste, was im ganzen Jahr im Garten geerntet wurde. Eingemischt wurden Bohnen, Erbsen, Graupen, Buchweizen oder auch unterschiedliches Wurzelgemüse oder Trockenobst."
Es folgte meist ein Christkindbrei, ein Griesbrei mit Honig, Butter oder geriebenem Lebkuchen. In der heutigen böhmischen Küche ist der Karpfen von der Weihnachtstafel nicht mehr wegzudenken, es handelt sich jedoch um eine relativ neue Tradition. Erst seit dem Ende des 18. Jahrhunderts, mit der Erweiterung der Teichwirtschaft in Böhmen, gehört der Karpfen zu böhmischen Weihnacht. Früher wurde zu Weihnachten immer ein Schwein geschlachtet, damit die Menschen etwas Deftiges zu Essen bekommen, erklärt der Autor des Buches "Böhmische Weihnachten" Petr Herynek. Und bis heute ist das Schwein ein Symbol von slawischen Weihnachten geblieben:
"Im Sommer hat den Leuten leichte Ernährung gereicht, damit sie satt wurden. Dann kam eben Winter, Kälte, Frost und Schnee und die Leute haben Kalorien gebraucht, um satt zu werden. Damit die Leute damals viele Kalorien bekommen, mussten sie eben Deftiges essen. Heute können wir uns es nicht vorstellen, weil wir Wärme und Licht haben. Wir können uns es also nicht vorstellen, was ein kurzer Tag ist und dass man sich auch in der Küche nach der Jahreszeit richten muss."
Kartoffeln, Rüben, Erbsen, Linsen, Getreide - auf der Festtafel mussten am Heiligen Abend alle Lebensmittel und Produkte auf dem Tisch sein, die in der Wirtschaft während des ganzen Jahres geerntet wurden. Es wurde außerdem "cerna kuba" serviert, der schwarze Jakob, ein Gericht aus Pilzen und Graupen. Aber auch Obst durfte nicht fehlen. Es gab getrocknete Äpfel, Birnen, Pflaumen, Aprikosen, aus denen dann die Hausfrauen eine süße Soße namens "Muzika" zubereitet haben. Und nach dem reichhaltigen Essen wurde zum Verdauen ein Kräutertee aus sieben Arten Kräuter getrunken. Die Tafel wurde übrigens am Heiligen Abend nicht nach dem Essen abgeräumt, man glaubte, dass in der Nacht verstorbene Familienmitglieder zu Besuch ins Haus kommen.