Bürgerverein in Brevnov organisiert Spendensammlung für die Orgelrenovierung
Im Benediktinerkloster im Prager Stadtteil Brevnov gab es einst eine sehr wertvolle Barockorgel. Das ursprüngliche Orgelgehäuse wurde nach dem Entwurf des Architekten Kilian Ignaz Dientzenhofer erbaut. Während des Kommunismus wurden die Klosterräumlichkeiten jedoch nicht von den Ordensbrüdern, sondern den Mitarbeitern des Innenministeriums genutzt. Ähnlich wie das ganze Klosterareal wurde auch die einzigartige Orgel stark beschädigt. Seit dem vergangenen Jahr werden Spenden gesammelt, um das berühmte Musikinstrument zu renovieren. Mehr erfahren Sie von Martina Schneibergova und Gerald Schubert im folgenden Spaziergang durch Prag.
"Die Geschichte unseres Klosters war ähnlich wie in allen anderen Männer- und Frauenklöstern in der ehemaligen Tschechoslowakei nach 1948 bzw. konkret seit dem April 1950, als das Leben in allen Klöstern mit Gewalt unterbrochen wurde. Vierzig Jahre lang spielte sich das gesamte Ordensleben in Illegalität ab, d. h. dass einige Ordensbrüder im Exil lebten, andere wirkten im Untergrund. Ich bin selbst auch illegal Mitglied des Benediktinerordens geworden. In unserem Areal waren natürlich andere Leute tätig. Im Kloster selbst befand sich das Archiv des tschechischen Innenministeriums. In den anliegenden Wirtschaftsgebäuden wirkten Mitarbeiter des kommunistischen Geheimdienstes StB, deren Aufgabe es war, die Ausländer zu bespitzeln."
Die Kirche durfte damals nur die St. Margaretha-Kirche nutzen. In den siebziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts sollte die Kirchenorgel repariert werden. Das Orgelgehäuse wurde von Architekt Kilian Ignaz Dientzenhofer entworfen, es handelt sich um ein einzigartiges Projekt, denn der berühmte Baumeister hat nie wieder so etwas entworfen. 1775 wurde in das Gehäuse die Orgel installiert. Ende des 19. Jahrhunderts wurde das Instrument zum ersten Mal gründlich repariert. Infolge der nicht gerade fachmännischen Reparatur verlor die Orgel ihre spezifische "Barockstimme", außerdem wurde das ursprüngliche Gehäuse beschädigt. Wie gesagt wurde eine weitere Reparatur in den siebziger Jahren des 20. Jahrhunderts initiiert. Mit einer Erweiterung und einer Reparatur der Orgel wurde damals ein Orgelbauer beauftragt, der das Instrument jedoch vernichtete. Er nahm die Orgel auseinander und verkaufte die einzelnen historischen Teile ins Ausland. Übrig geblieben sind nur einige Originalpfeifen. Der Prior dazu:"Als wir 1990 das Klosterareal mit der Kirche übernahmen, übernahmen wir damals ein leeres Orgelgehäuse. Wir haben uns gesagt, dass wir mit einer Orgelreparatur warten müssen, denn zuerst mussten Dächer der Gebäude repariert werden, dann kamen neue Strom- und Wasserleitungen und Fassaden hinzu. Dann wurden die Unterkunftsräume im Kloster eingerichtet usw. Ich muss zugeben, dass ich nie daran dachte, dass die Orgel noch während meines Lebens renoviert werden könnte."
Die Renovierung der Orgel im Kloster Brevnov wurde nicht von den Benediktinern selbst, sondern vom Verein der Unternehmer und Gewerbetreibenden des Stadtteils Brevnov vor etwa einem Jahr initiiert. Im Rahmen seines langfristigen Projektes mit dem Titel "Stadt Brevnov - Vision 2007" führt der Verein seit dem September des vergangenen Jahres eine Spendensammlung durch, um die Renovierung des Orgelgehäuses und den Bau einer Orgel für die St- Margaretha-Kirche finanzieren zu können. Die renovierte Orgel soll im April 2007 zum ersten Mal erklingen. Denn da wird Brevnov den 100. Jahrestag seit seiner Erhebung zur Stadt begehen. Vor kurzem hat der Verein ein Memorandum über die Zusammenarbeit an der Renovierung der Orgel mit der Benediktinerabtei und dem sechsten Prager Stadtbezirk unterzeichnet. Der Bürgermeister von Prag 6, Tomás Chalupa, dazu:"Wir arbeiten mit dem Kloster schon einige Jahre lang zusammen. Ich bin sieben Jahre lang in unserem Rathaus für finanzielle Fragen verantwortlich. Jedes Jahr bemühten wir uns darum, zur Renovierung des Klosterareals finanziell beizutragen - ob es sich schon um den Garten, die Klostermauer oder die Wirtschaftsgebäude handelte. Jetzt helfen wir dem Kloster bei der Orgelrenovierung. Dieses Projekt ist jedoch finanziell sehr anspruchsvoll und wir wären naiv, wenn wir meinen würden, dass es nur vom Verein der Gewerbetreibenden und dem Stadtteil finanziert werden könnte. Da müssen wir auch andere Institutionen um Förderung ersuchen. Aus dem Grund veranstalten wir hier alle zusammen verschiedene Benefizkonzerte, Veranstaltungen für die Sponsoren und organisieren Spendensammlungen. Damit soll dieser Kleinod des sechsten Stadtbezirks gefördert werden."
Die Benediktiner arbeiten mit dem Initiator der Spendensammlung, dem Verein der Unternehmer und Gewerbetreibenden in Brevnov, schon zwölf Jahre lang zusammen. Sie organisieren jedes Jahr im Oktober ein Kirchenfest. Am 9. Oktober 1757 wurde die Kirche nach den österreichisch-preußischen Kriegen wieder geweiht, da sich die Kirche während der Kriege in ein preußisches Lazarett und Lager verwandelte. Prior Siostrzonek dazu:
"Während der Kirchenfeste entwickelte sich unsere gute Zusammenarbeit mit dem Verein. Seine Mitglieder kamen auf die Idee, die Orgel zu renovieren. Denn es wäre ein schönes Geschenk zum 100. Jubiläum der Stadt Brevnov. Der Verein führt auch seit dem vergangenen Jahr eine Spendensammlung durch."
Mehr über das Benediktinerkloster Brevnov sowie den Stand der Spendensammlung für die Renovierung der Orgel bringen wir in einer der nächsten Ausgaben des Spaziergangs durch Prag.