Volkskunst und bunte Extravaganz: Ausstellung zu Mundschutzmasken

Foto: Zdeňka Kuchyňová

Das Nationalmuseum in Prag hat eine kleine Ausstellung eröffnet. Sie wendet sich dem Symbol der letzten Wochen in Tschechien zu: den Mundschutzmasken. Die Schau will die Kreativität und den Witz der Macherinnen und Macher zeigen.

Foto: Zdeňka Kuchyňová
Michal Lukeš  (Foto: Zdeňka Kuchyňová)

Wegen der Corona-Welle wurde hierzulande am 19. März eine allgemeine Maskenpflicht eingeführt. Diese ist mittlerweile gelockert worden. Anfangs fehlte es aber an verfügbarem Mundschutz. Das ließ die Menschen aktiv werden: Viele nähten einfach eigene Masken. Das Internet lieferte den Schnitt und die Anleitung. Der Haushalt das Material: alte Hemden, Bettwäsche oder Halstücher. Das Geschick und die Nähmaschinen wurden auf Probe gestellt. Michal Lukeš leitet das Nationalmuseum, das nun eine Sammlung der Masken zusammengestellt hat:

„Es hat sich gezeigt, dass die Tschechen kreativ sind. Sie haben mittlerweile aus den Masken auch ein Modeaccessoire gemacht. Und manchmal gibt es da lustige Motive. Unsere Kollegen aus der ‚Abteilung Geschichte‘ haben angefangen, diese Zeit zu dokumentieren und interessante Masken zu sammeln. Masken mit Geschichten. Und so ist die Sammlung entstanden. Wir möchten sie hier auch dauerhaft zeigen.“

Diese Maske hat ein 15-jähriger autistischer Junge hergestellt  (Foto: Zdeňka Kuchyňová)

Eine der Hauptaufgaben von Museen ist es, gesellschaftliche Ereignisse und Entwicklungen zu reflektieren und zu dokumentieren. Die Masken und ihre Geschichten stehen hier als Zeitzeugen der Pandemie und erinnern an die zwischenmenschlichen Werte wie Zusammenhalt und Rücksicht.

„Jede der Masken hat ein interessantes Design und gleichzeitig auch dazu eine spannende Geschichte, die natürlich nicht immer lustig ist.“

So finden wir hier eine Maske aus einem alten Hochzeitshemd, das jahrelang als Erinnerungsstück galt. Oder eine, die speziell für die Prager Verkehrsbetriebe angefertigt wurde. Hergestellt hat sie ein 15-jähriger autistischer Junge, er unterstützt mit dem erworbenen Geld andere autistische Kinder. Mit einer geschenkten Maske kann man auch einen Wunsch oder eine Hoffnung weitergeben. So wie im Fall der mit Noten bemalten Maske für den Direktor des Prager Repräsentationshauses, Vlastimil Ježek:

„Diese Maske mit Noten hat Professor Ježek mit dem Wunsch bekommen, dass bald im Prager Repräsentationshaus wieder Musik erklingt.“

Maske der Modedesignerin Liběna Rochová  (Foto: Zdeňka Kuchyňová)

Bei anderen Exemplaren rücken die modischen Akzente in den Vordergrund. So wurden bunte Materialien, ungewöhnliche Stoffe oder volkstümliche Motive genutzt. Die lilafarbene Maske der bekannten tschechischen Modedesignerin Liběna Rochová ist aus einem Filzstoff hergestellt. Beim Schnitt hat sich Rochová von einem japanischen Modell inspirieren lassen. Das Ergebnis wirkt robust und futuristisch. Eine weitere Maske überzeugt wiederum durch Motive mährischer Folklore.

Bei den ausgestellten Exemplaren ist viel Fantasie und Originalität zu sehen. So zum Beispiel bei der Maske mit dem provokanten Aufdruck „Lasst uns durchseuchen“ oder bei einem praktischen Stück mit einer Trinköffnung.

„Die Masken dokumentieren nicht nur die Zeit, sondern auch den spezifischen Humor der Tschechen.“

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meint Michal Lukeš. Auch die praktische Seite der Mundschutzmasken findet hier Beachtung. So wird hier ebenfalls das klassische Modell einer Einwegmaske präsentiert, die vom Gesundheitspersonal getragen wird, oder ein Mundschutz mit dem Logo der Tschechischen Bahnen:

„Wir sehen hier die Maske der Tschechischen Bahnen, die zwar keine so tiefsinnige Geschichte hat, aber natürlich als Symbol für die systemrelevanten Leute steht. Die Züge sind auch während der Hochphase der Coronakrise und des Notstandes gefahren, und die Zugbegleiter mussten arbeiten, um den Bahnverkehr sicherzustellen.“