Hobbyarchäologe entdeckt Stätte aus der Zeit der Mammutjäger
Der Mensch hat den Planeten Erde längst erobert. Doch er tut sich heute schwer, seine vielzählig gewordenen Bedürfnisse mit der Umwelt in Einklang zu bringen. Dabei war es in der frühen Phase der Menschheitsgeschichte genau umgekehrt: Der Homo sapiens musste sich der Natur anpassen und ihren Unbilden trotzen. Und dies noch dazu mit – aus heutiger Sicht – sehr primitiven Hilfsmitteln. Wie sich der Mensch vor 20.000 Jahren wappnete, das zeigt eine unlängst in Ostböhmen entdeckte Stätte aus der Steinzeit.
Ein Hobbyarchäologe hat nur wenige Kilometer nördlich von Hradec Králové / Königgrätz eine 20.000 Jahre alte Stätte aus dem Paläolithikum entdeckt. Über der Elbe auf der Anhöhe Parděhub nahe der Gemeinde Skalice stieß er auf zwei Feuersteinartefakte. Sie zeugen davon, dass es hier einen Sammelplatz aus der Zeit der sogenannten Mammutjäger gegeben haben muss. Die beiden Fundstücke erläutert der Archäologe Petr Čechák vom Ostböhmischen Museum in Hradec Králové:
„Eines der Artefakte ist ein Kernstein, also ein Klumpen Rohmaterial, aus dem andere Artefakte herausgebrochen wurden. Der zweite Fund ist ein Splitter aus Feuerstein, mit dem die Menschen vor 20.000 Jahren an den Kernstein gelangen konnten, um weitere Artefakte herstellen zu können.“
In Ostböhmen gibt es bereits einige Fundorte, die von einer Besiedlung aus der Altsteinzeit zeugen. Allerdings gehörte das Umfeld des Dorfes Skalice bisher noch nicht dazu, merkt Petr Čechák an:
„Die am nächsten gelegene Stätte mit ähnlich alten Funden gibt es in Předměřice nad Labem. Man ist sich dort aber nicht ganz sicher über das tatsächliche Alter. Aus etwa vergleichbarer Zeit stammt aber die Fundstätte in Chlum.“
Also genau dort, wo vor gut 154 Jahren die Entscheidungsschlacht im Deutschen Krieg tobte. Doch zurück zum Fundort Skalice. Der Hobbyarchäologe hat dort die beiden Artefakte schon vor einigen Jahren bei einer Feldbegehung gefunden und sie schließlich Anfang August zum Museum gebracht. Die Mitarbeiter des Museums wollen nun gemeinsam mit dem Finder weitere Erkundungen vor Ort durchführen:
„Wir sind so miteinander verblieben, dass wir das Feld noch etwas genauer unter die Lupe nehmen, sobald es abgeerntet ist. Wenn wir Glück haben, stoßen wir vielleicht auf weitere ähnliche Funde“, so der Archäologe.
Einstweilen untersuchen die Experten des Ostböhmischen Museums aber erst einmal die beiden Artefakte, die sie jetzt haben. Sie sollen später auch interessierten Besuchern gezeigt werden – und zwar in einer der nächsten Ausstellungen des Museums, wie Čechák sagt:
„Beide Steine werden ausgestellt in einer Exposition, die auf Unterstützer aus den Reihen der Amateure ausgerichtet sein wird. Denn unser Museum arbeitet derzeit mit Hobbyarchäologen und Hobbyfindern zusammen.“
Hinsichtlich der Steinzeit sind die beiden Artefakte einer der kostbarsten Funde, die Amateure bisher für das Museum machen konnten. Denn ansonsten würden die Hobbyarchäologen eher metallene Gegenstände ins Museum bringen, meint der Experte:
„Steinerne Funde sind in den zurückliegenden Jahren in unseren Breiten nur sehr selten gemacht worden. Das Interesse an dieser Variante der archäologischen Oberflächenuntersuchung ist nahezu erloschen.“
Das Museum hofft daher, dass es mit der geplanten Ausstellung dieses Interesse in gewisser Weise wiederbeleben kann. Denn archäologische Funde auf tschechischem Territorium haben fast die gleiche Tradition wie die hiesige Leidenschaft für das Pilzsammeln.