Mobilfunk: 5G-Auktion bringt kaum Bewegung auf tschechischen Markt
Die Erwartungen waren groß gewesen: Über die 5G-Auktion sollte ein vierter großer Mobilfunk-Anbieter nach Tschechien geholt werden. Vergangene Woche fand die im Geheimen vorbereitete Versteigerung der Lizenzen endlich statt. Doch das Ergebnis ist ziemlich mager. Im Folgenden mehr zu einer möglicherweise vertanen Chance auf billigere Mobilfunktarife.
Als am Freitag vergangener Woche die Mobilfunk-Lizenzen versteigert waren, schrieb Industrie- und Handelsminister Karel Havlíček (parteilos) mit Erleichterung:
„Ziel erfüllt. Die 5G-Auktion wurde erfolgreich beendet.“
Konkret wurden Blöcke in zwei Bereichen versteigert. Jene im Frequenzband 700 Megahertz teilten die drei etablierten Betreiber O2, T-Mobile und Vodafone unter sich auf. Zudem wurden geringere Frequenzvolumina im Band von 3400 bis 3600 Megahertz angeboten. Anteile daran erwarben neben den drei großen Mobilfunkgesellschaften auch Centronet und Nordic Telecom. Zwei weitere zugelassene Firmen nahmen letztlich an der Auktion nicht teil. Insgesamt brachte die Versteigerung der Frequenzen rund 5,6 Milliarden Kronen (212 Millionen Euro) an Einnahmen.
Ist der Markt zu klein?
Noch vor zwei bis drei Jahren hatte Premier Andrej Babiš (Partei Ano) große Versprechungen gemacht. Hintergrund war die Diskussion über die hohen Mobilfunkgebühren in Tschechien. Man werde einen vierten großen Anbieter ins Land holen, und dann würden die Preise endlich sinken, gab Babiš zu verstehen. Doch in der Vorbereitung zur 5G-Auktion wurden die Ambitionen immer kleiner, so dass Industrie- und Handelsminister Havlíček am Freitag dann schließlich zugab:
„Es war sehr unwahrscheinlich, dass es bei der Auktion um einen vierten großen Anbieter gehen wird. Der tschechische Markt ist zu klein, als dass eine weitere Mobilfunkgesellschaft kommen kann. Es lohnt sich für sie nicht. Deswegen sind wir das gegangen, was wir den slowakischen Weg nennen – also mittelgroße Player hierherzuholen. Und das ist auch gelungen.“
Dabei waren Verhandlungen angekündigt gewesen mit Mobilfunkgesellschaften aus Italien, Frankreich, Großbritannien oder Südkorea. Und auch hiesige Unternehmen wie der Wettbetreiber Sazka oder der Energiekonzern ČEZ galten als mögliche Interessenten. Sie haben sich ebenfalls nicht gemeldet. Dabei soll es noch in der ersten Hälfte des Jahres hoffnungsvoller ausgesehen haben. Dies geht aus den Worten von Hana Továrková hervor, der Vorsitzenden des tschechischen Telekommunikationsamtes, das die Auktion vorbereitet und veranstaltet hat.
„Nach dem Interesse im Frühjahr hat mich überrascht, dass letztlich niemand Anderes versucht hat mitzubieten. Schließlich sind sogar die Bürgschaften für einen vierten Anbieter hinterlegt worden. Alles Weitere lag aber in den wirtschaftlichen Abwägungen der Interessenten. Ich selbst war von Anfang an eher ziemlich skeptisch gegenüber dem Einstieg eines weiteren Anbieters“, so Továrková.
Lag dies aber wirklich an der Größe des Marktes, wie Industrie- und Handelsminister Havlíček glaubt? Martin Jiránek ist Abgeordneter der Piratenpartei. Er habe da so seine Zweifel, sagte er gegenüber den Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks:
„Die Bedingungen waren nicht gut eingestellt für einen starken vierten Anbieter. Und daher hat sich auch keiner gemeldet. Nun bleibt nichts anderes als zu hoffen, dass einer oder zwei kleine Anbieter zu mehr Konkurrenzdruck und deutlichen Änderungen in den Preisen führen. Als es vor einigen Jahren zu der gleichen Lage in der Slowakei kam, hat das allerdings nicht geklappt.“
Geringe Datenmengen
Mindestens einer der neuen kleineren Anbieter plant zumindest, die erworbenen Frequenzen auch wirklich für den Gang auf den tschechischen Mobilfunkmarkt zu nutzen. Und zwar Nordic Telecom.
„Dank der neuen Frequenzen können wir unseren bisherigen mehr als 100.000 Kunden zusätzlich zu den Internetdiensten auch attraktive Pakete mit Mobilfunkdiensten anbieten“, so David Voska, der bei der Firma verantwortlich ist für die Öffentlichkeitsarbeit.
Nach der großen Konkurrenz klingt das indes nicht. Lupa.cz ist ein tschechisches Nachrichtenportal über alles, was das Internet betrifft. Lupa-Chefredakteur David Slížek kommentierte am Freitag vergangener Woche die 5G-Auktion in einem Interview für das öffentlich-rechtliche Tschechische Fernsehen. Demnach könnten bis zu drei weitere kleinere Anbieter nun den Mobilfunkmarkt hierzulande entern. Zugleich betonte Slížek:
„Diese Anbieter werden aber von einem großen Mobilfunkunternehmen abhängig sein. Auch in der Slowakei wurde solch ein Modell des nationalen Roamings gewählt. Dort heißt der Anbieter Čtvortka. Aber das Ergebnis ist nicht optimal. Denn dieses kleinere Unternehmen befindet sich eben in einer höchst abhängigen Position. Das heißt, für ihn ist der Weg beschwerlich, um etwa sein Netz auszuweiten. Der große Anbieter kann ihm da theoretisch Steine in den Weg legen. Die Čtvortka in der Slowakei hat jedenfalls den Markt kaum in Bewegung gebracht.“
Vor allem glaubt David Slížek nicht an einen möglichen großen Preisdruck durch die kleinen Anbieter. Obwohl er sagt:
„Mit der Zeit dürfte es zwar nicht dazu kommen, dass die Anbieter allgemein billiger werden, aber dass sie mehr Datenvolumen anbieten. Und sie könnten zusätzliche vergünstigte Datenpakete schnüren – zum Beispiel bei den mobilen Daten für die gesamte Familie oder bei der Kombination aus mobilen Daten und Internetzugang.“
Bisher haben die Mobilfunk-Angebote für private Nutzer auf dem hiesigen Markt ein gemeinsames Manko: die geringen Datenmengen. Und alle Vergleiche mit anderen Ländern laufen darauf hinaus, dass Tschechien zu den 20 Prozent der teuersten Länder weltweit gehört. So hat es im vergangenen Jahr zumindest das Telekommunikationsamt in einer Marktanalyse zusammengefasst. Während im benachbarten Österreich zum Beispiel auch drei große Player auf dem Markt ordentlich Betrieb machen können, kommt die tschechische Behörde am Ende ihrer Analyse zu folgendem Ergebnis:
„Da der tschechische Markt den Charakter eines Oligopols hat, deuten die Daten darauf hin, dass alle drei Betreiber mobiler Netze – also O2, T-Mobile und Vodafone –, zu einer stillen Kollusion neigen.“
Kollusion bedeutet in der Wirtschaftssprache ein geheimes Einverständnis. Das heißt, dass die drei Mobilfunkgesellschaften sich zwar nicht absprechen, aber dennoch gemeinsam gegen die Interessen der Kunden handeln. Das Kartellamt in Brno / Brünn hat 2017 bereits den Markt überprüft. Damals kam man zu dem Schluss, es gebe keinen Handlungsbedarf. Es scheint, als ob die Kunden in Tschechien weiterhin vergeblich auf niedrigere Preise für den Mobilfunk warten.