Fußballer schaffen den Gruppensieg – Judokas kämpfen um Medaillen

Tschechische Mannschaft (Foto: ČTK / Miroslav Chaloupka)

Das allgegenwärtige Coronavirus hat in diesem Jahr auch den Sport stark beeinflusst. Denn während die Fußballer ihre Wettbewerbe auf Länderebene gerade erst abgeschlossen haben, findet die zweimal verschobene Europameisterschaft im Judo nun endlich in Prag statt.

Tschechiens Fußballern gelingt großartige Aufholjagd in Nations League

Der Wettbewerb in der sogenannten Nations League wurde in diesem Jahr nicht allein auf dem grünen Rasen entschieden. Denn das Coronavirus war oft schon im Vorfeld einer Begegnung mit von der Partie. Das führte teilweise zu Absurditäten in den Mannschaftsaufstellungen. Davon war auch das tschechische Team betroffen. Denn noch in der Nacht nach dem tollen 3:1-Auftaktsieg gegen die Slowakei in Bratislava hieß es: Alle Spieler und Trainer müssen – trotz ihrer durchweg negativen Corona-Tests – sofort in Quarantäne, weil zwei Betreuer aus dem Umfeld der Mannschaft einen positiven Befund hatten. Die bittere Konsequenz war, dass Tschechien drei Tage später im Heimspiel gegen Schottland mit einer eiligst neu zusammengestellten Notelf antreten musste. Tschechien verlor prompt mit 1:2.

Die tschechische Mannschaft scheiterte auch im Rückspiel an den disziplinierten Schotten: Trotz überlegener Spielweise unterlag sie in Glasgow mit 0:1. Vor den beiden abschließenden Heimspielen gegen Israel und die Slowakei war die Chance auf den Sieg in der Gruppe B2 folglich gering. Doch die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt. Und sie wurde am Sonntagnachmittag genährt, als aus Trnava die Kunde kam, dass die Slowakei die Schotten mit 1:0 geschlagen hat. Am Abend desselben Tags taten die Tschechen das Ihrige und bezwangen Israel vor leeren Rängen in Plzeň / Pilsen ebenfalls mit 1:0. Das goldene Tor schoss Kapitän Vladimír Darida schon nach sieben Minuten. Zu dessen Entstehung sagte der Hertha-Profi:

Vladimír Darida  (rechts). Foto: ČTK / Miroslav Chaloupka

„Jankto hat mich gesehen und mich im Strafraum exakt angespielt. Ich konnte den Ball behaupten, passte zu Ondráček, der sehr gut weiterleitete auf Coufal. Von ihm kam das Leder postwendend zu mir zurück, und ich musste nur noch meinen Fuß hinhalten. Es war ein schönes Tor.“

In der zweiten Halbzeit zitterten die Tschechen den Vorsprung zwar nur noch über die Zeit, doch der knappe Sieg brachte sie bis auf einen Punkt an die Schotten heran. Um sie noch vom ersten Platz verdrängen zu können, war man am letzten Spieltag indes immer noch auf die Schützenhilfe der Israelis angewiesen. Nationaltrainer Jaroslav Šilhavý war diesbezüglich optimistisch:

Jaroslav Šilhavý  (Mitte). Foto: ČTK / Miroslav Chaloupka

„Ich halte Israel für ein sehr starkes Team mit tollen Einzelspielern wie Solomon oder Zahavi. Wie gut diese Mannschaft ist, hat sie hier in Pilsen gezeigt. Ich kann es zwar nur als meinen Wunsch äußern, dennoch bin ich überzeugt davon, dass die Israelis fähig sind, Schottland zu Hause zu schlagen.“

Im gleichen Atemzug sagte Šilhavý jedoch auch, welche Aufgabe seine Mannschaft am Schlusstag der Nations League zu lösen habe:

„Wir müssen auf uns schauen und daheim die Slowaken bezwingen. Es darf nämlich nicht sein, dass die Israelis ihr Spiel meistern, wir aber unser Match nicht. Es wird bestimmt ein Derby, mit allem was dazugehört.“

Jaroslav Šilhavý: „Wir sind hocherfreut über den Gruppensieg nach dem was alles im Zuge der Pandemie passiert ist. Wir sind Erster geworden, obwohl wir das Spiel gegen Schottland in Olomouc mit einer völlig anderen Mannschaft bestreiten mussten.“

Das war die Begegnung zwischen Tschechien und der Slowakei letztlich nicht, weil bei dem Duell am Mittwochabend in Pilsen ganz einfach die Zuschauer fehlten. Die anderen Wünsche von Trainer Šilhavý aber haben sich erfüllt: Seine Mannschaft gewann die Partie nach einer sehr guten Vorstellung mit 2:0, und Israel behauptete sich gegen Schottland mit 1:0. Danach konstatierte der 59-Jährige:

„Wir sind hocherfreut über den Gruppensieg nach dem was alles im Zuge der Pandemie passiert ist. Wir sind Erster geworden, obwohl wir das Spiel gegen Schottland in Olomouc mit einer völlig anderen Mannschaft bestreiten mussten. Allen Spielern gebührt mein großer Dank, denn wir hatten diesmal keine normalen Bedingungen.“

Tschechien - Slowakei  (Foto: ČTK / Miroslav Chaloupka)

Dank des Gruppensieges wird die tschechische Mannschaft in der nächsten Auflage der Nations League in einer A-Gruppe der Eliteklasse spielen. Darüber hinaus ist sie für die EM-Endrunde im nächsten Jahr qualifiziert, und auch die U21-Mannschaft wird an der Europameisterschaft ihrer Altersklasse teilnehmen. Trotz aller Corona-bedingten Probleme war dieses Jahr letzten Endes also ein sehr erfolgreiches für den tschechischen Fußball auf Länderebene.

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Judo: Olympiasieger Krpálek peilt seinen vierten EM-Titel an

Von Donnerstag bis Samstag wird in der Prager O2-Arena die Europameisterschaft im Judo ausgetragen. Die Moldaustadt ist damit nach 1991 zum zweiten Male Gastgeber der europäischen Titelkämpfe auf den Tatamis. Als diese Wahl getroffen wurde, freute dies kaum einen anderen mehr als den Olympiasieger von Rio im Halbschwer- und amtierenden Weltmeister im Schwergewicht, den Tschechen Lukáš Krpálek. Kurz vor Beginn der Wettkämpfe aber ist seine Laune etwas getrübt:

„Als ich erfuhr, dass die Europameisterschaft in Prag veranstaltet wird, war ich unglaublich erfreut. Denn es war ein großer Traum von mir, an einer Heim-EM teilzunehmen und den eigenen Zuschauern zeigen zu können, auf welch hohem Niveau der tschechische Judosport momentan ist. Derzeit kämpfen wir aber vor allem gegen das Coronavirus, und daher werden die Wettbewerbe leider ohne Zuschauer stattfinden. Andererseits müssen wir dankbar sein, dass die Europameisterschaft überhaupt ausgetragen wird.“

Lukáš Krpálek  (Foto: Fernando Frazão/Agência Brasil,  Flickr,  CC BY 2.0)

Dies wurde möglich, weil das zentrale Gesundheitsamt in Prag dazu die Ausnahmegenehmigung erteilte. Im Frühjahr, als die erste Corona-Welle durch das Land schwappte, hatte sich die Behörde noch nicht dazu durchringen können. Denn ursprünglich sollte die EM Anfang Mai und – nach der ersten Verschiebung – im Juni über die Bühne gehen. Schließlich wurde sie auf den November verlegt. Doch das war nicht die einzige Unsicherheit in diesem auch für Krpálek sehr spezifischem Jahr:

„Das gesamte Jahr war für uns nicht sehr ideal. Die EM wurde mehrfach verschoben und ebenso viele weitere Turniere. Letztlich wurden auch die Olympischen Spiele in Tokio abgesagt und auf das kommende Jahr verlegt. Für mich wird die Europameisterschaft der erste Wettkampf nach elf Monaten sein. Von daher bin ich selbst gespannt, wie gut ich dafür gerüstet bin.“

Lukáš Krpálek: „Prag wird mein erstes Turnier in diesem Jahr sein, und darauf freue ich mich sehr. Auf der anderen Seite wollte ich in die EM natürlich nicht ohne frische Wettkampfpraxis gehen. Trotzdem werde ich alles dafür tun, dass ich den vierten Titel gewinne.“

Diese gewissen Selbstzweifel des 30-Jährigen haben einen ernsten Hintergrund: Bei einem Trainingscamp in Polen hatte er sich mit dem Coronavirus angesteckt. Deshalb konnte Krpálek auch nicht das fest eingeplante Grand-Slam-Turnier in Budapest als EM-Generalprobe bestreiten, sondern musste stattdessen in der zweiten Oktoberhälfte für zehn Tage in Quarantäne gehen. Zwar habe er keinen schweren Covid-19-Krankheitsverlauf gehabt, dennoch sei die Zeit in der Quarantäne nicht besonders schön gewesen, gestand Krpálek:

„Ich muss sagen, dass ich sehr viel müder war als an normalen Tagen. Bis ich wieder zu mir selbst und meiner Leistungsfähigkeit zurückgefunden habe, musste ich regelmäßig mit Kopfweh kämpfen.“

Lukáš Krpálek  (Foto: Jindřich Nosek,  Wikimedia Commons,  CC BY-SA 4.0)

Nach seiner Rekonvaleszenz nutzte Krpálek die verbleibende Zeit, um sich mit einem abschließenden Camp im türkischen Antalya doch noch einigermaßen für die Prager Titelkämpfe in Form zu bringen. Neben dem Olympiasieg von 2016 und zwei WM-Titeln war Krpálek auch schon dreimal Europas Bester. Deswegen kann es für ihn bei der Heim-EM eigentlich nur ein Ziel geben:

„Wie ich schon erwähnt habe, wird dies mein erstes Turnier in diesem Jahr sein, und darauf freue ich mich sehr. Auf der anderen Seite wollte ich in die EM natürlich nicht ohne frische Wettkampfpraxis gehen. Jetzt muss ich es so nehmen, wie es ist. Trotzdem werde ich alles dafür tun, dass ich den vierten Titel gewinne.“

Der Wettkampf im Schwergewicht, in dem Krpálek antritt, wird am Samstag ausgetragen. Bis dahin muss der Zwei-Meter-Hüne nicht nur fit bleiben, sondern auch sein Wettkampfgewicht halten. Das wird aber – wie für alle anderen Sportler auch – nicht leicht. Denn während der EM leben sie in einer sogenannten Blase und pendeln lediglich zwischen dem Hotel und der Wettkampfarena hin und her. Eine Körperertüchtigung im Freien ist also nicht erlaubt. Wie man dieses Hindernis überspringen kann, erläutert der tschechische Nationaltrainer Petr Lacina:

Petr Lacina  (Foto: Horajs 99,  Wikimedia Commons,  CC BY-SA 3.0)

„Man muss die dazu im Hotel aufgestellten Laufbänder nutzen, auch wenn es dafür nur wenig Platz gibt. Andererseits steht uns dort eine Turnhalle mit Tatamis und anderen Matten zur Verfügung. Man muss also im Hotel seinen Anzug gegen den Kimono tauschen und das Abschlusstraining etwas anders als sonst gestalten.“

Bei der Europameisterschaft im eigenen Land ist Krpálek zudem nicht auf sich allein gestellt. Neben ihm setzt sich das tschechische Nationalteam noch aus acht weiteren Männern und drei Frauen zusammen. Darunter sind einige Nachwuchshoffnungen. Und denen traut Lacina einiges zu:

„Die jungen Athleten haben sich bei der Junioren-EM in sehr guter Form gezeigt. Auch wenn die Titelkämpfe der Senioren ein höheres Niveau haben, ist unser Nachwuchs gewiss nicht ohne Chance. Das trifft speziell auf Renata Zachová zu, die beim Grand-Prix-Turnier in Israel Bronze geholt hat. Ich glaube, auch in Prag hat sie durchaus Medaillenchancen.“

Autor: Lothar Martin
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