GPS-Tracking: Wissenschaftler beobachten Wölfin im Böhmerwald
Seit einigen Jahren gibt es wieder Wölfe im Böhmerwald. Doch bisher wissen die Forscher nicht sonderlich viel über ihr Verhalten. Nun aber konnte eine Wölfin mit einem GPS-Sender ausgestattet werden.
Im Jahr 2017 kamen sie das erste Mal wieder zurück – die Wölfe im Böhmerwald. Dabei soll das letzte dieser Raubtiere dort bereits 1874 geschossen worden sein. Die Einwanderung erfolgte aus Italien und von der deutsch-polnischen Grenze. Drei Rudel gibt es nun wieder auf einem Gebiet, das auch in den benachbarten Bayerischen Wald hinüberreicht. Insgesamt sind es 20 Tiere. Nun wurde eine dreijährige Wölfin mit einem GPS-Halsbandsender ausgestattet. Das sei allerdings ein schwieriges Unterfangen gewesen, sagt Aleš Vorel von der Tschechischen Landwirtschaftlichen Universität in Prag. Er leitet das Projekt:
„Der Wolf ist eines der Säugetiere, die am schwierigsten zu fangen sind. Denn er ist sehr intelligent und verhält sich äußerst vorsichtig. Nachdem wir unsere Fallen installiert hatten, brauchte es lange, bis die Wölfe wieder in die Nähe dieser Orte zurückgekehrt sind. Glücklicherweise haben uns die Mitarbeiter des Nationalparks sehr geholfen mit den Informationen über die Aufenthaltsorte der Wölfe. Das hat auch eine Rolle gespielt.“
Erst nach mehreren Monaten tappte eines der Tiere in die Falle – ein Weibchen. Da Wölfe sehr empfindlich auf den Geruch von Menschen reagieren, musste die Fähe sofort betäubt werden. Erst dann wurde ihr das Halsband angelegt. Und mittlerweile sammeln die Wissenschaftler die ersten Daten…
„Das Halsband hat einen GPS-Sender und auch ein GSM-Modul. Beides ist so eingestellt, dass alle drei Stunden die genaue Position bestimmt und uns in Tagesintervallen per Mail zugeschickt wird. Einmal am Tag bekommen wir also eine Vorstellung davon, wo die Wölfin langgegangen ist“, so Vorel.
In der Regel zeige das Bewegungsprofil eine Strecke von mehreren Kilometern am Tag, sagt der Ökologe. Für die Wissenschaftler bedeuten diese Daten einen Quantensprung. Denn bisher waren sie allein auf die Bilder von Wildkameras angewiesen und auf das Aufspüren von Wolfskot. Aleš Vorel:
„Die Daten haben eine hohe wissenschaftliche Bedeutung, weil sich dieses Raubtier erst seit kurzem wieder in der Natur hierzulande bewegt. Wir erhalten ein detaillierteres Bild vom Territorium, das ein Rudel für sich beansprucht. Außerdem können wir so die Wölfe auch besser schützen. Wir sehen auch, wie nah die Tiere dem Menschen und seinen Behausungen kommen – also etwa den Bauernhöfen, auf denen dann Schäden entstehen können.“
Denn gerade Tierzüchter sind nicht besonders glücklich über die Rückkehr des Wolfes. In Tschechien ist das genauso wie beispielsweise im benachbarten Deutschland oder Österreich. Manche Bauern fordern bereits eine Abschusserlaubnis der eigentlich streng geschützten Tiere. Das ist auch ein Grund, warum Aleš Vorel keine öffentlichen Angaben macht, in welchem Gebiet sich die Wölfin aufhält.
Im Übrigen wurde auch noch eine weitere Fähe mit einem GPS-Halsband ausgestattet. Sie lebt in den Doupovské hory, dem Duppauer Gebirge nahe Karlovy Vary / Karlsbad und soll aus Österreich eingewandert sein.