Wintereinbruch: Städte und Gemeinden erhöhen Bettenzahlen für Obdachlose
In den vergangenen Tagen hat Tschechien ziemlich frostige Nächte erlebt. Für Obdachlose wird das Übernachten draußen dadurch lebensgefährlich. Die Caritas, die Diakonie, die Heilsarmee und weitere Hilfsorganisationen haben daher nun begonnen, für Menschen ohne ständige Bleibe zahlreiche zusätzliche Unterkünfte anzubieten. Derzeit melden sie noch genügend freie Betten, nur etwa die Hälfte der Plätze in den Nachtlagern ist bereits belegt. Dies gilt auch für die Unterkünfte in vielen südmährischen Städten.
In Břeclav / Lundenburg gebe es kein Nachtlager, aber es stehe ein Krisenzentrum offen, beschreibt die Caritas-Mitarbeiterin Hana Hajduchová.
„Bei Bedarf, wenn die Temperaturen sinken, können die Obdachlosen auch im Krisenzentrum schlafen. Sie finden dort Schlafsäcke sowie Isomatten vor.“
In der Kreisstadt Brno / Brünn wurden auch Unterkünfte für Obdachlose eingerichtet, bei denen ein Verdacht auf Covid-19 besteht. Dazu der Sprecher des Brünner Magistrats, Filip Poňuchálek.
„Für diejenigen, die bereits erkrankt sind, haben wir Räume in der ehemaligen Kaserne in Židenice geöffnet. Momentan werden dort zwei Menschen behandelt. Für diejenigen, die in Quarantäne sein sollten, stehen einige Zimmer in der Poliklinik zur Verfügung.“
Die Quarantäne-Zimmer sind derzeit aber noch nicht belegt. Den jüngsten Daten zufolge wird die Zahl der Obdachlosen in Brünn auf rund 800 geschätzt. In den Nachtlagern der Heilsarmee und der Caritas sind in den vergangenen Tagen dennoch immer noch Betten frei geblieben.
Im ostböhmischen Pardubice kümmert sich unter anderem die Hilfsorganisation SKP-centrum um Obdachlose. Auch dort werden mehr Betten als sonst zur Verfügung gestellt. Radim Jelínek ist Sprecher des Rathauses von Pardubice.
„Die Nachtunterkunft für Frauen hat eine Kapazität von neun Betten, das Nachtlager für Männer zwölf Betten. Falls alles belegt sein sollte und die Temperaturen auch am Tag unter null sinken, wird das niedrigschwellige Tageszentrum auch über Nacht geöffnet bleiben. Dort können 25 Personen übernachten.“
Die Prager Nachtlager waren bisher ebenfalls nicht voll besetzt. Bei Bedarf können genauso wie in Pardubice auch in der Hauptstadt die Tageszentren als Nachtasyl genutzt werden. Ihre Gesamtkapazität beträgt knapp 530 Plätze.
Die meisten Obdachlosen leben in Prag und im Kreis Mährisch Schlesien. In Ostrava / Ostrau wurde die Zahl der Obdachlosen im vergangenen Jahr auf 800 geschätzt. Mehrere von ihnen haben diese Woche im Zentrum übernachtet, das von der Heilsarmee eröffnet wurde. Dessen Leiter Tomáš Hruška sagte im Tschechischen Fernsehen:
„Der Betrieb im Nachtlager endet um 6.45 Uhr, dann verlassen die Übernachtenden die Unterkunft. Wenn sie in der Quarantäne sind, bleiben sie den ganzen Tag da. Es wird hier sauber gemacht, und um 9 Uhr öffnen wir das niedrigschwellige Tageszentrum. Das Zentrum bietet den Interessenten einen sicheren Raum, sie können dort in der Wärme Tee trinken. Wichtig ist auch die Hygiene. Es stehen dort Duschen und Waschmaschinen für jeden zur Verfügung. Die meiste Zeit versuchen jedoch unsere Klienten, zusammen mit den Sozialarbeitern eine Lösung für ihre Lage zu finden. So wird ihnen dabei geholfen, Kontakte zu Verwandten herzustellen oder verlorene Papiere zu ersetzen. Dies schafft für viele die Chance, die Straße zu verlassen und beispielsweise in einem Obdachlosenheim unterzukommen.“