Kritische Lage in Krankenhäusern: Dienstpflicht für Studenten und Schüler
Medizinstudenten und -auszubildende werden in Tschechien seit diesem Montag zum Dienst in Krankenhäusern eingesetzt. Für sie wurde wegen der kritischen Lage in der Corona-Pandemie hierzulande eine Arbeitspflicht eingeführt.
In tschechischen Krankenhäusern werden derzeit fast 8000 Covid-Patienten behandelt. Mehr als 1700 von ihnen brauchen intensivmedizinische Pflege. Die Kapazitäten der Kliniken sind jedoch am Limit, es mangelt dort an Ärzten und qualifiziertem Pflegepersonal. Aus diesem Grund wurde in der vergangenen Woche bereits die Dienstpflicht für Ambulanzärzte ausgerufen. Seit diesem Montag gilt eine entsprechende Pflicht auch für einige Studenten und Schüler. Gesundheitsminister Jan Blatný (parteilos):
„Dank den Reserven, die durch die Dienstpflicht entstehen, können die Kapazitäten in Tschechien um mindestens 60 Intensivbetten und knapp 40 Betten mit High-Flow-Sauerstofftherapie sowie um 540 bis 570 Standardbetten mit Sauerstoffanschluss erhöht werden.“
Die Bereitschaft betrifft die mittleren Jahrgänge der Medizinstudenten, die zwei letzten Jahrgänge der medizinischen Berufsschulen sowie Studierende weiterer Fächer im Gesundheits- und Pflegebereich.
Mehrere Dekane medizinischer Fakultäten an den Unis sowie die Studentenkammer des Hochschulrates haben sich gegen die Pflichtbereitschaft ausgesprochen. Sie argumentieren mit dem Recht auf Ausbildung und fordern, dass sich die Studierenden weiterhin auf freiwilliger Basis an der Bewältigung der Pandemie beteiligen können. Viele von ihnen tun das schon jetzt – wie etwa die Medizin-Studentin Pavla Westfálová, die bis zu 190 Stunden monatlich in der Klinik in Prag-Motol hilft. Gegenüber dem Tschechischen Fernsehen beschrieb sie ihre Erfahrungen auf der dortigen Corona-Station:
„Wir nehmen einen Patienten auf, der sich in einem nicht allzu schweren Zustand befindet, und nehmen an, dass es gut ausgeht. Einige Tage später stirbt er. So etwas ist eine Bewährungsprobe für die Zukunft schon während des Studiums.“
Die Dienstpflicht bezieht sich nun neu auch auf Auszubildende. Hana Švejstilová leitet die medizinische Berufsschule in Karlovy Vary / Karlsbad.
„Unsere Schüler helfen schon seit dem vergangenen Jahr. Wir haben damit sehr gute Erfahrungen gemacht. Alle arbeiten als Freiwillige. Es handelt sich um 31 Schüler des Abiturjahres im Fach ‚Assistent im Gesundheitswesen‘. Zudem haben sich auch Schüler des dritten Studienjahrs angeschlossen.“
Etwa die Hälfte der Abiturienten arbeitet in den Corona-Abteilungen des Krankenhauses in Karlsbad. Sie sollen jetzt auch gegen das Virus geimpft werden, wie Gesundheitsminister Jan Blatný (parteilos) ankündigte. Die Schulleiterin begrüßte diese Möglichkeit. Insgesamt denkt sie, dass ihre Schülerinnen und Schüler genügend Erfahrung haben für den Dienst im Krankenhaus:
„Sie wurden zwei Jahre lang in der Schule und im dritten Jahr auch schon bei Praktika dazu ausgebildet. Sie verfügen über allgemeines Fachwissen und Erfahrungen für die Arbeit im Krankenhaus. Ich sehe darin kein Problem.“
Problematisch sei hingegen, die Hilfe in den Kliniken mit dem Studium und der Vorbereitung für die Abschlussprüfungen zu verbinden, sagt Hana Švejstilová:
„Es ist kompliziert. Wir bemühen uns, mit der jeweiligen Klinikleitung die Bedingungen so abzusprechen, dass die Schüler drei Tage pro Woche arbeiten und zwei Tage zu Hause bleiben, um am Distanzunterricht teilnehmen zu können.“
Die Dienstpflicht für Studierende galt in Tschechien schon jeweils für zwei Monate im Frühjahr und im Herbst vergangenen Jahres.