Die Flößerei auf der Moldau und der internationale Unesco-Antrag
Es ist eine Bewerbung von insgesamt sechs Ländern. Sie wollen das Gewerbe der Flößer bei der Unesco als immaterielles Kulturerbe eintragen lassen. Am Mittwoch unterschrieb der tschechische Kulturminister Lubomír Zaorálek (Sozialdemokraten) den entsprechenden gemeinsamen Antrag.
Tschechien bewirbt sich dabei mit der Tradition der Flößerei auf der Moldau – auch wenn diese heute nicht mehr gewerblich betrieben wird. Jaroslav Camplík ist Vorsitzender des Floßverein-Dachverbandes „Vltavan Čechy“:
„Wir wissen, dass die Flößerei bei uns eine lange Tradition hat. Dieses Handwerk führen wir immer noch für die Öffentlichkeit vor – und zwar in seiner ursprünglichen Form, so wie dies unsere Vorfahren vor 100 Jahren betrieben haben.“
Die Flößerei auf der Moldau ist allerdings deutlich älter. Jiří Svoboda hat vor einigen Jahren die Geschichte des Gewerbes in einem Bildband zusammengefasst. Flöße seien in Böhmen schon vor Jahrhunderten für den Warentransport benutzt worden, sagte damals der Autor gegenüber Radio Prag International:
„Denn Salz wurde aus dem Salzkammergut über den Böhmerwald auf Saumtieren nach Böhmen gebracht. Am schnellsten war es dann, das Salz weiter auf der Moldau zu transportieren. Das einzige geeignete technische Mittel waren damals Flöße. Belegt ist die Flößerei in Böhmen ab dem 11. Jahrhundert.“
Svoboda durchstöberte für sein Buch nicht nur Archive, sondern sprach auch mit einem der letzten lebenden Moldau-Flößer. Dieser erzählte ihm Details über seine frühere Arbeit…
„Ein Floß bestand aus mehreren miteinander verbundenen sogenannten ,Tafeln‘. Gesteuert wurde es vorne. Die Flöße bestanden aus 15 bis 18 Tafeln und waren 150 bis 160 Meter lang. Am gefährlichsten waren bei der Moldaufahrt die Stromschnellen. Dort drohte die Gefahr, dass das Floß auseinanderbrach. Bis heute gibt es am Moldauufer Siedlungen, deren Namen an verunglückte Flößer erinnern, wie zum Beispiel ,Na zabitým‘ (‚Zum Toten‘). Die Floßfahrt von Budweis nach Prag dauerte etwa dreieinhalb bis vier Tage“, so Jiří Svoboda.
Das Ende der Flößerei auf der Moldau wurde durch die Staustufen südlich von Prag besiegelt. Laut Jaroslav Camplík war dies vor allem ab 1960 der Bau des Staudamms in Orlík / Worlik. Anderswo in Europa ist die Lage ähnlich. Zugleich bemühen sich Vereine und Verbände wie der Vltavan darum, weiter an die Tradition der Flößerei zu erinnern. Deswegen bewerben sich nun Tschechien, Deutschland, Österreich, Lettland, Polen und Spanien zusammen um einen Eintrag bei der Unesco:
„Wir sind Mitglieder der Internationalen Flößervereinigung, in der elf europäische Länder sowie Kanada vertreten sind. Zuletzt habe ich für zwei Jahre diese Vereinigung geleitet. Alle Verbände stehen miteinander in regelmäßigem Kontakt, und nicht nur wir, sondern auch weitere Länder wollten den Antrag stellen.“
Mit einer möglichen Anerkennung als immaterielles Weltkulturerbe will man unter anderem die öffentliche Wahrnehmung schärfen. Zudem soll so die Erhaltung von Denkmälern wie beispielsweise Wehren, Wasserstuben oder alten Holz-Rutschbahnen erleichtert werden.
Aus Tschechien sind bereits einige Phänomene als immaterielles Kulturerbe von der Unesco anerkannt. Dazu gehört die Falknerei, der Volkstanz „verbuňk“ oder auch die böhmische Puppenspieltradition.