Nur geringe Lockerungen der Corona-Maßnahmen in Tschechien
Anfang März hatte die tschechische Regierung die Corona-Maßnahmen verschärft. Am Donnerstag zog das Kabinett eine erste Bilanz. Demnach gibt es zwar leichte Besserungen, doch es wurden nur kleine Lockerungen verkündet.
Nach der Regierungssitzung sagte Gesundheitsminister Jan Blatný (parteilos):
„Die Lage in den Krankenhäusern ist immer noch sehr kritisch. Weil sich die Mehrheit von uns aber an die Vorschriften hält, ist glücklicherweise die Zahl der Corona-Neuerkrankungen im Wochenvergleich um rund zehn Prozent zurückgegangen.“
Im Großen und Ganzen bleiben daher die Beschränkungen auch über den 21. März hinaus bestehen. Gastronomische Einrichtungen, Geschäfte und Dienstleistungsbetriebe waren bereits vor der Verschärfung geschlossen, außerdem besteht schon seit Mitte Februar eine Ausgangssperre zwischen 21 Uhr abends und 5 Uhr morgens sowie ein Alkoholverbot in der Öffentlichkeit. Seit Anfang März sind zusätzlich alle Schulen, Kindergärten und Kindertagesstätten zu. Vor allem aber darf man den sogenannten „okres“ (Bezirk) nur noch in begründeten Fällen verlassen. Und beim Spazierengehen oder Sporttreiben musste man bisher sogar auf dem Gebiet der jeweiligen Stadt oder Gemeinde bleiben. Diese letztgenannte Regelung wird ab Samstag nun aufgeweicht…
„Freizeitaktivitäten dürfen neu auf dem Gebiet des gesamten Bezirks betrieben werden. Das heißt, man kann dort in die Natur gehen, Sport treiben und Ähnliches. Weiter gültig bleibt aber das Verbot, den jeweiligen Bezirk zu verlassen. Und ich gehe auch nicht davon aus, dass es in nächster Zeit in diesem Bereich zu einer Änderung kommen wird“, so Blatný.
Der Bezirk entspricht im Übrigen etwa dem deutschen Landkreis. Dass man dort nun wieder seinen Freizeitaktivitäten nachgehen darf, bedeutet vor allem eine Erleichterung für die Einwohner sehr kleiner Gemeinden. Auf der anderen Seite ist unklar, ob überhaupt kontrolliert werden kann, wenn jemand etwa im Wald das Gebiet seiner Kommune verlassen hat.
Eine ähnliche Frage muss bei einer weiteren Lockerung gestellt werden. Der Gesundheitsminister kündigte sie mit diesen Worten an:
„Auch im bebauten Teil von Gemeinden darf wieder ohne Mundschutz Sport getrieben werden – das betrifft zum Beispiel Jogger oder Radfahrer. Voraussetzung ist aber, dass sie zwei Meter Abstand zu anderen Menschen einhalten.“
Wer etwa in Prag in den vergangenen drei Wochen unterwegs war, der weiß, dass kaum ein Läufer oder Radfahrer die bisherige Maskenpflicht eingehalten hat.
Selbst beim Verbot, den jeweiligen Bezirk zu verlassen, lassen neueste Daten gewisse Zweifel aufkommen. Die Montanuniversität im mährisch-schlesischen Ostrava / Ostrau wertet in Zusammenarbeit mit dem Mobilfunkbetreiber T-Mobile die Handybewegungen aus. Dabei geht es um das Überschreiten der Gemeindegrenze und Fahrten in andere Bezirke. Während der ersten Corona-Welle im Frühling vergangenen Jahres gingen solche Bewegungen landesweit um bis zu 30 Prozent zurück. Im März dieses Jahres ist die Bilanz jedoch ernüchternd, wie der Informatiker Miroslav Vozňák von der Montanuniversität in den Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks erläuterte:
„Die Änderungen sind so gering, dass wir sie nur schwer erfassen können. Sie bewegen sich bei einigen wenigen Prozent. Es scheint, dass die getroffenen Maßnahmen kaum Einfluss haben.“
Allerdings bestehen Ausnahmen – so etwa die Kreise Mittelböhmen und Liberec / Reichenberg. Wie auch immer man dies bewerten muss: Die Bewegungsbeschränkungen in Tschechien bleiben mit großer Wahrscheinlichkeit auch an Ostern bestehen. Allerdings muss die Regierung noch eine Lösung finden, um den Notstand zu verlängern. Dieser gilt bisher nur bis 28. März.