Hausärzten mangelt es an Impfstoff
Mit den Impfungen gegen das Coronavirus wurde in Tschechien Ende Dezember vergangenen Jahres begonnen. In den ersten zwei Monaten wurden vor allem Senioren über 80 Jahre vakziniert, seit März kommen auch Senioren über 70 an die Reihe. Inzwischen können sich zudem Risikopatienten impfen lassen. Eben dabei sollen die Hausärzte helfen. Etwa die Hälfte von ihnen hat jedoch bisher keine Impfstoffe erhalten. Die Situation ist allerdings in den einzelnen Regionen unterschiedlich.
Die Gemeinde Albrechtice / Albersdorf liegt nahe der polnischen Grenze im Mährisch-Schlesischen Kreis. Die 74-jährige Alena ließ sich von ihrer praktischen Ärztin Šárka Mostýnová gegen das Coronavirus impfen:
„Ich habe viele gesundheitliche Probleme, beispielsweise bin ich zuckerkrankt. Da bin ich froh, dass ich bei den Impfungen an die Reihe kam.“
Die Ärztin Mostýnová hat den Daten des Gesundheitsministeriums zufolge schon mehr als 2000 Impfdosen genutzt. Die verhältnismäßig hohe Zahl hat einen Grund: Sie habe auch Impfungen in den Seniorenheimen durchgeführt, sagt die Allgemeinärztin:
„Das waren 700 oder 800 Dosen. Geimpft wurden nicht nur die Bewohner der Seniorenheime, sondern auch das Personal. Ich halte die Zahl nicht für extrem hoch. Wir wären imstande, viel mehr zu impfen, wenn wir nur Impfstoff hätten.“
Die Ärztin impft mit den Vakzinen AstraZeneca und Moderna, die ihr von der Verwaltung des Mährisch-Schlesischen Landkreises zugeteilt werden. Die Zusammenarbeit zwischen den Hausärzten und der Regionalverwaltung läuft nicht überall glatt. Am schlechtesten ist sie in den Kreisen Ústí nad Labem / Aussig und Pardubice / Pardubitz. Der Grund dafür sei, dass Impfzentren an Orten errichtet wurden, die dafür nicht vorgesehen waren, meint Petr Šonka. Er ist Vorsitzender des Verbandes praktischer Ärzte.
„Jevíčko hat beispielsweise etwa 2700 Einwohner. Es gibt dort praktische Ärzte, die sehr gern impfen würden, aber sie bekommen keine Vakzine für ihre Patienten. Zugleich entsteht dort ein Impfzentrum, dessen Leiterin die Allgemeinärzte auffordert, ihre Patienten ins Impfzentrum zu schicken. Dort wird wirklich um Patienten und Vakzine gekämpft.“
Im Kreis Pardubice, in dem auch Jevíčko liegt, arbeitet jedoch ein Allgemeinarzt, der schon mehr als 3000 Impfdosen verabreicht hat. Dies ist überhaupt die höchste Zahl für einen Hausarzt in Tschechien. Petr Šonka erklärt, wie das möglich ist:
„Er ist zwar ein Allgemeinarzt, hat jedoch ein Impfzentrum eingerichtet. Anderen Hausärzte erhalten keine Vakzine für ihre Patienten und dürfen niemanden impfen, der bei ihnen nicht registriert ist. Hingegen kann jemand, der ein Impfzentrum einrichtet, Menschen impfen, die sich zuvor in das zentrale Register eingetragen haben. Daraus folgt die ungleichmäßige Verteilung des Impfstoffs.“
Dabei haben 230 Allgemeinärzte im Landkreis Pardubice ihr Interesse bekundet, gegen das Coronavirus zu impfen. Ihnen seien sämtliche zur Verfügung stehenden Dosen von AstraZeneca geliefert worden, sagte die stellvertretende Landeshauptfrau, Michaela Matoušková. Trotzdem warteten ihren Angaben zufolge immer noch 4500 Menschen im Alter von über 80 Jahren auf die Impfung bei ihren Hausärzten:
„Da die Vakzine von AstraZeneca nicht ausreichen, könnten wir den Allgemeinärzten auch einen Teil der Präparate von Moderna zur Verfügung stellen. Diese brauchen wir jedoch auch für die zweiten Dosen in den Impfzentren.“
Die Zusammenarbeit mit der Kreisverwaltung kritisieren auch die Allgemeinärzte im Kreis Ústí nad Labem. Der dortige Impfkoordinator Petr Severa sagt dazu:
„Wir müssen beachten, dass beispielsweise im Masaryk-Krankenhaus in Ústí rund 4000 Risikopatienten auf der Warteliste für eine Corona-Impfung stehen. Es kann darum nicht davon ausgegangen werden, dass wir alle Präparate von AstraZeneca automatisch an die Allgemeinärzte ausliefern.“
Die Versorgung der praktischen Ärzte mit Impfstoffen soll sich in der zweiten Aprilhälfte verbessern. Dann werden die ersten Lieferungen von Vakzinen der Firma Johnson & Johnson in Tschechien erwartet. Diese sollen dann direkt den Allgemeinärzten zugeteilt werden.