150 Jahre Staropramen
Braumeister Petr Quaiser braute am 1. Mai 1871 den ersten Sud eines der bekanntesten Biere Tschechiens – Staropramen. Die Brauerei lag inmitten des Prager Industrieviertels Smíchov, wo der Bierdurst besonders groß war und neben den Fabriken und Betrieben ein Wirtshaus nach dem anderen eröffnete.
Die Brauerei in Smíchov verfügte über ein modernes Konzept und eine starke Kapitalbasis. Außerdem wurde Staropramen als eine tschechische Brauerei wahrgenommen, die „tschechisches Bier“ braut. Das sprach sich herum – auch in den Wirtshäusern, in denen die jeweiligen nationalen Verbände zusammenkamen. Im Jahr 1880 stattete der Monarch höchstselbst der Brauerei Staropramen einen Besuch ab. In das Gästebuch trug sich Kaiser Franz Joseph I. dabei – ganz unerwartet – unter seinem tschechischen Namen ein (František Josef I.), nachdem er das „exzellente Bier“ aus Smíchov zuvor auf Deutsch gelobt hatte.
1889 produzierte Staropramen zum ersten Mal über 100.000 Hektoliter Bier. Zwei Jahre später – im Jahr der Prager Jubiläumsausstellung – betrug der Bierausstoß sogar 140.200 Hektoliter. Staropramen wurde zu einer der größten Brauereien in Mitteleuropa. Nach Jahren des Wachstums durchlebte das Unternehmen während des Ersten Weltkrieges eine Durststrecke: Wegen Rohstoffmangel braute Staropramen nur ein „wässriges Gesöff“ mit fünf oder sechs Grad Stammwürze. Nach dem Krieg ging es aber wieder steil bergauf. Die Zwischenkriegszeit gehört zu den Sternstunden der Firmengeschichte. Aus immer mehr Zapfhähnen der Prager Gasthäuser floss nun Staropramen. Das Bier aus Smíchov verdrängte zunächst die Konkurrenz aus den Stadtteilen Braník und Holešovice – und schließlich sogar das berühmte Pilsner Urquell.
Zu dieser Zeit stieg Staropramen zur Nummer eins in der Tschechoslowakei auf. Neben Plzeňský Prazdroj mit seinen Marken „Pilsner Urquell“ und „Gambrinus“ stand die Brauerei bis in die neunziger Jahre an der Spitze der einheimischen Bierproduzenten. Die „wilden Neunziger“ veränderten auch den Biermarkt. Die meisten etablierten Marken haben diese Zeit nicht überstanden, und auch Staropramen stand nach der Wende vor einer ungewissen Zukunft.
1992 wurde die Gesellschaft Pražské pivovary gegründet, die sich später – nach ihrer Hauptmarke – in Pivovary Staropramen umbenannte. Seit 2012 gehört die Brauerei zur nordamerikanischen Molson Coors Beverage Company. Der Konzern, der aus dem Zusammenschluss zweier traditionsreicher Brauunternehmen aus den USA und Kanada entstand, unterhält weltweit rund 30 Brauereien. In Europa nimmt Staropramen eine Schlüsselrolle für Molson Coors ein: nicht nur aufgrund seiner 150-jährigen Geschichte, sondern auch als Sitz seines Tochterunternehmens, das über 7.000 Mitarbeiter beschäftigt und das gesamte Europa-Geschäft verantwortet.