Europäischer Literaturpreis für „Todesmädchen“ von Lucie Faulerová
Die tschechische Autorin Lucie Faulerová erhält zusammen mit zwölf weiteren Schriftstellern den Europäischen Literaturpreis 2021. Dieser wird jährlich an neue und aufstrebende Autoren verliehen. Mit dem Preis wird der Reichtum der zeitgenössischen europäischen Literatur und das kulturelle und sprachliche Erbe Europas gewürdigt.
Die tschechische Autorin Lucie Faulerová erhält zusammen mit zwölf weiteren Schriftstellern den Europäischen Literaturpreis 2021. Dieser wird jährlich an neue und aufstrebende Autoren verliehen. Mit dem Preis wird der Reichtum der zeitgenössischen europäischen Literatur und das kulturelle und sprachliche Erbe Europas gewürdigt. MK weiß mehr.
Die 31-jährige Lucie Faulerová wird für ihren Roman „Smrtholka“ („Todesmädchen“) ausgezeichnet. Es handelt sich um das zweite Prosabuch der Autorin, nachdem sie 2017 mit dem Roman „Lapači prachu“ („Staubfänger“) debütierte.
Die Komposition des Textes und Verarbeitung des Stoffes, in dem Geschwisterbeziehungen und der Tod die Hauptmotive sind, haben die Jury überzeugt. Die junge Frau Marie muss sich mit mehreren tragischen Ereignissen in ihrer Familie auseinandersetzen und sucht nach deren Ursache. Der Literaturkritiker Petr Nagy hat gegenüber dem Kultursender des Tschechischen Rundfunks diesen psychologischen Roman folgendermaßen charakterisiert:
„Faulerová baut die Handlung auf einer surrealen Zugreise auf, wobei die Hauptfigur ausgewählte Szenen aus ihrem Leben durch das Fenster projiziert sieht. Dadurch wird der ohnehin schon starke Rhythmus der gesamten Prosa verstärkt. Dieser spiegelt sich auch in der mosaikartigen Komposition des Textes wider, die durch schnelle Schnitte zwischen verschiedenen Zeitebenen gekennzeichnet ist. Zusammen mit anderen angewandten Ausdrucksmitteln, wie Wiederholungen sowie Variationen von Motiven und einigen Textpassagen, gewinnt der Text an starker Dynamik. Hauptmotive sind die symbolische Todesfigur Morana und die Beziehung der Heldin zu ihrer Schwester, die unfreiwillig beendet wird.“
Lucie Faulerová beschrieb gegenüber dem Tschechischen Rundfunk die Methode, mit der sie den Roman erarbeitet hat:
„Ich konnte es nicht anders machen, als die Textabschnitte mit der Schere zu zerschneiden und aneinanderzureihen, umzuordnen und als Puzzle zusammenzusetzen. Ich war nicht imstande, das Buch linear zu schreiben. Für mich war besonders wichtig, dass der Text als eine Reihe von zufälligen Assoziationen wirkt. Ich habe mir in Punkten einen Plan aufgeschrieben. Also wusste ich, wann ich etwas verraten will, wann ein Aha-Effekt auf den Leser zukommen soll. Am Anfang habe ich eigenständige Abschnitte geschrieben, die ich später aneinandergereiht habe. Oder ich habe einen längeren Text verfasst, den ich zerschnitten und im Buch verteilt habe.“
Der Europäische Literaturpreis wird an Autoren aus 41 Ländern verliehen. Jedes Land wird in einem drei- bis vierjährigen Turnus mit einem Preis berücksichtigt. Die nominierten Schriftsteller müssen bereits zwei bis fünf Bücher publiziert haben, und das nominierte Buch darf nicht länger als fünf Jahre alt sein. Der Preis wurde erstmals im Jahr 2009 vergeben. Die mit 5000 Euro dotierte Auszeichnung hat das Ziel, noch unbekannten Schriftstellern und ihren Werken europaweit ein Forum zu bieten. Aus Tschechien wurden in der Vergangenheit bereits Tomáš Zmeškal (2011), Jan Němec (2014) und Bianca Bellová (2017) geehrt.
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